Buddenbrook, Christian
Sohn von Elisabeth und Johann (Jean) Buddenbrook junior, Bruder von Thomas, Tony (Antonie) und Klara (Clara) Buddenbrook. In den ersten Kapiteln ist Christian, des Konsuls 1828 geborener zweiter Sohn, sieben Jahre alt und kann schon überzeugend seine Lehrer nachahmen (I, 2.). Er sieht dem Vater »lächerlich ähnlich«, mit kleinen runden tiefliegenden Augen und einer vorspringenden Nase (18).
Zuhause fällt Christian durch Angstphantasien beim Essen auf, aber in der ganzen Stadt fällt er auf, als er mit 14 Jahren einer jungen Schauspielerin, Fräulein Meyer-de la Grange, im Stadttheater ergriffen einen Blumenstrauß überreicht. Sie ist die Mätresse des »Suitiers« Peter Döhlmann, und der Konsul sieht seinen Sohn mit Entsetzen auf dessen Pfaden wandeln (II, 6.). Später geht Christian nach England in die kaufmännische Lehre, nach vier Jahren reist er weiter nach Valparaiso.
1856, nach acht Jahren, kehrt er zurück (V, 2.). Er ist hager, bleich, mit großer Nase, rötlichem Schnurrbart und spärlichem Haupthaar. Ständig bringt er sich mit theatralischen Geschichten zur Geltung, besonders gern beschreibt er seine körperlichen »Qualen«.
In der Firma, die sein Bruder Thomas nun führt, übernimmt er die englische Korrespondenz, doch bald verliert er die Lust daran und ist meistens abwesend. Zuhause ist er in seinem Club, wo »Krischan« die alten Freunde – Andreas Gieseke, Peter Döhlmann – effektvoll unterhält. Dass sein Bruder in der Stadt zur lächerlichen Figur geworden ist, kränkt Thomas so, dass sein Unverständnis sich in Verachtung verwandelt (VI, 2.). 1857 geht Christian in eine Hamburger Firma, doch der Sozius Burmester stirbt bald, und Christian ist allein überfordert (VI, 3.).
Er hat sich mit Aline Puvogel liiert, die zwei Kinder und auch noch andere Liebhaber hat. Schließlich zahlt seine Mutter seine Schulden, und er geht wieder nach London, wird dort aber ernstlich krank und kehrt mit Gelenkrheuma heim (VIII, 1.). Wieder im Elternhaus produziert er sich abwechselnd albern und elend; Gerda Buddenbrook versteht sich ganz gut mit ihm, er sei kein Bürger – noch weniger als Thomas (VIII, 2.).
Nach dem Tod ihrer Mutter kommt es zwischen Thomas und Christian zu einem furchtbaren Streit, weil Christian nun Aline Puvogel heiraten will. Alines drittes Kind, »die kleine Gisela«, sei von ihm. Für Thomas bedeutet das einen unverzeihlichen Angriff auf die Familienehre, er droht mit harten Konsequenzen (IX, 2., 639 ff.). Christian verzichtet dann auf die Heirat. Im September 1874 begleitet er Thomas ungebeten nach Travemünde; seine Gewohnheit, andere über seine Leiden und Zwangsvorstellungen zu informieren, ist noch schamloser geworden (X, 6.). Aber es ist Thomas, der bald darauf stirbt. 1876 zieht Christian nach Hamburg und heiratet Aline Puvogel, die ihn aber bald wegen seiner Wahnideen in eine Anstalt schickt und nun wieder frei – und eine Buddenbrook – ist (XI, 1.). So ist es auch geblieben, als Christian zum letzten Mal erwähnt wird (XI, 4., 835).