Schwerdtfeger, Rudolf
Er stammt aus Dresden, ist schon anerkannter Geiger in München, ein gewinnender blonder junger Mann mit stahlblauen Augen (XXIII, 290 ff.), der nicht nur um die Frauen, sondern auch um Leverkühn wirbt und dabei nicht einzuschüchtern ist. In den Münchener Salons und auf Künstlerfesten ist er beliebt. Ines Rodde verliebt sich erst in ihn, den sie lange kennt, als ein anderer Bewerber, Helmut Institoris, aufgetreten ist. Seine unverbindliche Nettigkeit gegen jede(n), seine »Flirtnatur« durchschaut sie durchaus (XXIX, 425 f.). Adrian dazu: »Übrigens ist das kein Spaß für ihn. – Er soll zusehen, dass er heil aus der Sache davonkommt.« (435). Bald nach ihrer Heirat mit Helmut Institoris beginnt sie ein Doppelleben mit Rudi, der sich nicht entziehen kann.
Später, 1919, gesteht er Adrian diese Verwicklungen und klagt über Ines' Eifersucht. Er löst dann das Verhältnis. Seinerseits wirbt er um Adrian und wünscht sich ein Violinkonzert von ihm, als »platonisches Kind« (XXXIII, 510). Adrian schreibt ihm dies Konzert tatsächlich, ein eher konventionelles, technisch raffiniertes Werk, er ist sogar bei Aufführungen 1924 in Wien und in der Schweiz anwesend. Dem kindlichen »Verführer« ist es gelungen, Adrians Einsamkeitspanzer zu durchbrechen, er verbringt mit ihm einige Tage auf einem Gut der Frau von Tolna, danach duzen sie sich. Als Adrian ihm einen (Liebes-) Brief schreibt, entzieht er sich nicht (XXXVIII).
Als Gäste eines Kunstgönners in Zürich – Reiff in der Mythenstraße – lernen beide Ende 1924 Marie Godeau kennen, in die Adrian sich verliebt und die er heiraten möchte (XXXIX). Anfang 1925 ist sie in München, und Adrian schickt Rudi, der ihn ins »Menschliche« eingeübt hat, als Werber zu ihr, er nennt dies ein »Opfer«, das der Freund bringe (XLI, 638). Marie lehnt ab, nimmt aber Rudis Werbung für sich selbst an und verlobt sich mit ihm. Nach seinem Abschiedskonzert wird Schwerdtfeger auf der Heimfahrt mit der Straßenbahn (in der sich auch fast alle Bekannten befinden) von Ines Institoris erschossen (XLII).