Reinhold (Moroskiewicz)
Bekannter von Franz Biberkopf und Mitglied der Bande von Pums. Er ist »sicher erst Anfang Dreißig« und schlank, hat ein »langes, hohes, gelbliches Gesicht«, »schwarze hochstehende Haare« (177) und »helle Augen« (343). Seine Nase ist »kurz, stumpf, sachlich aufgesetzt« und seine Stirn zeigt auffällige Querfalten (177). Er hat »lauter Narben an der Hand« und ist tätowiert (347), unter anderem auf der Brust mit einem Amboß in einem Lorbeerkranz (347). Bei der ersten Begegnung mit Franz trägt er »einen verschossenen Soldatenmantel« (177). Er ist Pfeifenraucher, und da er (anfangs) glaubt, keinen Alkohol zu vertragen, trinkt er immer Kaffee und Zitronenlimonade. Er stottert und braucht deshalb immer lange, bis er etwas gesagt hat. Reinhold ist nicht vorbestraft und war früher politisch aktiv. Franz hält ihn zunächst für einen Kommunisten (177).
Reinhold erzählt ihm von seinen Problemen mit Frauen: Er verliebt sich schnell und sehr intensiv, wird der Frauen aber schon nach kurzer Zeit überdrüssig, verliebt sich neu und weiß dann nicht, wie er die alte Liebe loswerden soll. Deshalb möchte er, dass Franz ihm seine Freundinnen abnimmt. Franz geht darauf zunächst gerne ein (178) und nimmt ihm zuerst Fränze und später Cilly ab. Aber bei der dritten Frau, Trude, streikt er und spricht mit Nelly, Reinholds neuer Flamme, um sie zu warnen.
Reinhold, der zwischenzeitlich sogar bei der Heilsarmee Hilfe für sein Frauenproblem sucht (182 ff.), nimmt Franz diese Einmischung in sein Liebesleben übel und rächt sich, indem er Franz bei dessen erster Einbruchstour mit der Pums-Bande aus dem fahrenden Auto stößt. Franz verliert durch den Unfall seinen rechten Arm. Nach diesem Zwischenfall betrinkt Reinhold sich zum ersten Mal und stellt dabei fest, dass er sich im betrunkenen Zustand auch ohne fremde Hilfe von seinen Freundinnen trennen kann. Er verprügelt Trude und wirft sie aus der Wohnung (218). Von da an trinkt er regelmäßig.
Während die anderen Mitglieder der Pums-Bande nach dem Zwischenfall mit Franz beunruhigt sind und für einige Zeit untertauchen, reagiert Reinhold gelassen. Überhaupt ist er, wenn er mit den Pums-Leuten zusammen ist, verändert: Er stottert nicht und zeigt Führungsqualitäten.
Seine Rachegelüste gegen Franz sind auch nach dem Unfall noch nicht befriedigt. Am liebsten würde er ihn tot sehen, findet aber niemanden, der bereit wäre, Franz umzubringen. Beim ersten Wiedersehen mit Franz fürchtet er sich zuerst, gewinnt dann aber wieder die Oberhand, als er bemerkt, dass Franz zittert (292 ff.). Bald darauf wird ihm klar, dass er Franz am meisten treffen kann, wenn er ihm Mieze wegnimmt. Mit Karl Matters Hilfe arrangiert er mehrere Treffen mit Mieze. Die drei fahren zweimal gemeinsam nach Freienwalde. Beim zweiten Ausflug am 1. September kommt es zu einem Kampf zwischen Mieze und Reinhold, als sie seine Annäherungsversuche zurückweist. Im Verlauf dieses Kampfes tötet er sie: »Er kniet von oben über den Rücken, seine Hände sind um ihren Hals, die Daumen im Nacken, ihr Körper zieht sich zusammen« (352). Matter hilft ihm, die Leiche zu vergraben: »Der Körper wird eingebuddelt, Sand drauf, Gestrüpp rauf« (353).
Kurz darauf wird Matter wegen eines Einbruchs verhaftet und gibt Reinhold fälschlich als seinen Komplizen an. Reinhold wird klar, dass er untertauchen muss, weil er damit rechnen muss, dass Matter früher oder später den Mord an Mieze verraten wird. Um den Mordverdacht auf Franz zu lenken, rät er ihm ebenfalls zur Flucht mit dem Argument, Matter werde sicher auch noch die Einbrüche der Pums-Bande gestehen.
Reinhold fährt noch einmal nach Freienwalde und bettet Miezes Leiche um. Dann versucht er, sich unter falschem Namen selbst ins Gefängnis zu bringen, weil er dort am sichersten zu sein glaubt: Er besorgt sich polnische Papiere auf den Namen Moroskiewicz, begeht einen Handtaschenraub und lässt sich festnehmen. Allerdings verletzt er sein Opfer so sehr, dass seine Strafe mit 4 Jahren Zuchthaus drastischer als geplant ausfällt (413). Dennoch geht seine Rechnung zunächst auf: Während draußen wegen des Mordes an Mieze nach ihm gesucht wird, sitzt er als Moroskiewicz sicher in Moabit. Dort wird er von dem Mithäftling Dluga, einem polnischen Kriminellen, der den echten Moroskiewicz kennt, erpresst, löst dieses Problem aber schließlich mit Gewalt: nach einer Prügelei lässt der Erpresser von ihm ab.
Im Gefängnis lernt er auch Konrad kennen und verliebt sich in ihn, sie werden »ganz innig und richtige Freunde, wies Reinhold noch nie gehabt hat, und wenns auch kein Weib ist, sondern bloß ein Junge, es ist doch schön« (416). In ihrer letzten gemeinsamen Nacht vor Konrads Entlassung erzählt Reinhold ihm seine Geschichte, was letztendlich zur Aufdeckung seines Schwindels führt: Konrad erzählt die Geschichte einem Freund, der zur Polizei geht, um sich die Belohnung zu verdienen. Reinhold wird enttarnt, wegen des Mordes an Miezes angeklagt und zu zehn Jahren Zuchthaus wegen Totschlags im Affekt verurteilt (452).