Chaldäer (Kaschdim)
In der Singularform wird der Begriff mit zwei Ausnahmen (IV, 176, 778) stets auf Abraham, den ›Mann aus Ur in Chaldäa‹, bezogen (IV, 51, 125 u.ö.). Die Pluralform ist im Roman zusammenfassende Bezeichnung der Bewohner nicht nur Chaldäas, sondern des Zweistromlandes allgemein (IV, 10, 26, 33 f.). Die Chaldäer werden auch (und häufiger) die ›Leute von Sinear‹ genannt.
Die hebräische Bezeichnung »Kaschdim« (Kasdim) wird nur einmal verwandt: »Joseph für sein Teil erblickte in einer südbabylonischen Stadt namens Uru, die er in seiner Mundart ›Ur Kaschdim‹, ›Ur der Chaldäer‹ zu nennen pflegte, den Anfang aller, das heißt: seiner persönlichen Dinge« (IV, 11).
Das herausragende Merkmal der Chaldäer ist die »Sachlichkeit ihrer Bemessung« (IV, 16) und Berechnung, von der insbesondere ihre Kunst der Himmelsbeobachtung und Sterndeutung zeugt (IV, 26; vgl. auch Sinear).
Ob Labans, »des Chaldäers« (IV, 176) und Pfennigfuchsers berechnendes Wesen als Verfallsform chaldäischer Rechenkunst betrachtet werden kann, sei dahingestellt. Der Erzähler nennt ihn u.a. auch einen »chaldäischen Geschäfts- und Vertragsmenschen« (IV, 367).
Dass der »Sonnen-Tempelturm von Babel«, Esagila, auch »Turm der Chaldäer« genannt (IV, 34), der ›große Turm‹ selber, der Ur-Turm ist, steht für die Chaldäer außer Frage: »allen Chaldäern bedeutete der uralte [...] Terrassenturm Esagila's [...] das Anschaulichwerden und gegenwärtige Erlebnis eines urweither übermachten Inbegriffs: des Turmes, des bis an den Himmel ragenden Bauwerks von Menschenhand« (IV, 33). Der Erzähler ist anderer Meinung (vgl. IV, 34).
Als ›chaldäisch‹ wird auch das Gefolge von Sklaven und Mägden bezeichnet, das Jaakob bei seiner Rückkehr aus Charran nach Kanaan mit sich führt (IV, 388).
In Theben nächtigen die Midianiter mit Joseph in einer von einem Chaldäer betriebenen Herberge namens »Sipparer Hof«. Am Morgen, bevor sie vor Potiphars Haus ziehen, um Joseph zu verkaufen, essen sie »chaldäisch Morgenmus, der hier gereicht wurde, einen Mehlbrei, mit Sesam bereitet, genannt ›Pappasu‹« (IV, 778). Denselben Brei hatte auch Jaakob am Abend seiner Ankunft bei Laban vorgesetzt bekommen (IV, 238 f.).
Band IV: 10, 16, 26, 31, 33 f., 51, 125, 128, 129, 131, 163, 176, 199, 367, 388, 399, 411, 420, 425, 436, 492, 605, 778.
Band V: 1262. – (Die Nachweise erfassen auch das Adjektiv ›chaldäisch‹).
Die Chaldäer (hebr. Kasdim), eine Gruppe aramäischer Stämme, sind nach heutigem Kenntnisstand erst seit dem 9. Jahrhundert in Babylonien bezeugt. Jeremias I (S. 162) datiert die Einwanderung chaldäischer Stämme nach Südbabylonien auf das 11. Jahrhundert. – In der griechischen Literatur wurden die Babylonier allgemein Chaldäer genannt.