Hagar

Die »ägyptische Magd«, Nebenfrau Abrahams und Mutter Ismaels, des ›Roten‹, hat schon durch ihre Herkunft aus dem ›äffischen Ägypterland‹ einen schweren Stand in Gedächtnis und Meinung der Jaakobsleute, in Jaakobs besonders (IV, 685, V, 1140). Sie ist neben Ketura das mythische Muster der ›falschen‹, fremdgläubigen Bräute und Mütter der ›Roten‹, der Wüstensöhne und bösen Brüder, die in der Geschichte des Abrahamsstammes regelmäßig wiederkehren.

Da Sarai lange Jahre unfruchtbar blieb, hatte Abraham Hagar zur Nebenfrau genommen. Das Verhältnis zwischen beiden Frauen war gespannt. Hagar hatte sich »gegen die noch Unfruchtbare« überheblich gezeigt und schon einmal vor Saras Eifersucht fliehen müssen. Nachdem aber Isaak geboren worden war, hatte Sarai »alle Tage die Austreibung der Ägypterin und ihrer Frucht« betrieben, schon um ihrem Sohn die Erbfolge zu sichern (IV, 193).

Hagars Name bedeutet ›die Wandernde‹, was »an und für sich schon eine Aufforderung war, sie in die Wüste zu schicken, damit ihr Name sich erfüllte« (IV, 192). Als Abraham dann Ismael dabei erwischte, wie er »auf unterweltliche Weise« mit seinem jüngeren Halbbruder Isaak ›scherzte‹ (IV, 192 f.), war es soweit: Abraham »gab der überheblichen Hagar ihren Sohn nebst etwas Wasser und Fladen und hieß sie sich umsehen in der Welt ohne Wiederkehr« (IV, 193).

Der nach ihrem Sohn geprägte Name »Ismaeliter« umfasst »alles Wüsten- und Steppenhafte«. Die Midianiter, die Joseph kaufen und nach Ägypten bringen, haben nichts dagegen, wenn man sie so nennt und »also nicht die Ketura, sondern die andere Wüstenfrau, Hagar, die Ägypterin, als ihre Stammutter annahm« (IV, 587). 

Die Namensdeutung »die Wandernde« fand TM wohl bei Braun (I, 289).

Letzte Änderung: 20.02.2011  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück