Hatschepsut
Die Geschichte von Hatschepsut, »der Frau, deren Beschaffenheit geändert worden war durch die Königswürde und die den Kinnbart getragen«, müsste Joseph eigentlich interessieren (vgl. IV, 457 u.ö.), aber der alte Midianiter erzählt von ihr und ihren bis ins Weihrauchland Punt vorgedrungenen Schiffen zu einem ungünstigen Zeitpunkt: gleich nach der Passage der Feste Zel und dem Eintritt seiner Karawane ins Land Gosen im Nildelta. Da ist sein Jungsklave mit den Gedanken woanders und hört nur halb hin, denn er ist damit beschäftigt, eine »luftige Brücke« zu schlagen »zwischen den blanken Wiesen hier und der Sippe daheim«, und mit dem Traummotiv des »Nachkommenlassens« (IV, 721 f.).
Als ›Stummer Diener‹ von Peteprês greisen Eltern Huij und Tuij hört er den Namen erneut: Tuij beruft sich auf Hatschepsuts Ehe mit ihrem Halbbruder Tutmose III., um ihre eigene Geschwisterehe zu rechtfertigen (IV, 865), die ihr Mann und Bruder Huij als »Selbstumarmung der Tiefe« und »Zeugewerk brodelnden Mutterstoffes« (IV, 864) in Frage stellt.
Echnatôns Mutter Teje wird mit Hatschepsut verglichen: Als Regentin für ihren minderjährigen Sohn habe sie den »geflochtenen Bart des Usir« am Kinn getragen »wie Hatschepsut, der Pharao mit den Brüsten« (V, 1375).
Informationen über die große Expedition in die ›Weihrauchländer‹ fand TM bei Erman/Ranke (45 f. u.ö.) und Wiedemann (153 f. u.ö.), über Hatschepsuts Werdegang recht ausführlich bei Steindorff I (44-48) und über ihre ›Vermännlichung‹ als Pharaonin bei Wiedemann (58).