Marguerite, Tante
Offenbar unverheiratete Schwester des verstorbenen Herrn von Carayon, mithin Victoires Tante. Sie ist eine alte, ein wenig verwachsene Dame, die jeden Dienstag zu den Carayons zum Mittagessen zu Besuch kommt. Dass im Hause Carayon um 15 Uhr zu Mittag gegessen wird, ignoriert sie und kommt stets schon um 12 Uhr. Als »echte Koloniefranzösin« pflegt Marguerite die Aussprache von ›i‹ als ›ü‹ und verwendet oft und gern französische Ausdrücke (4/31). Sie ist ›genferisch reformiert‹ und erschrickt aufrichtig, als sie in der Tempelhofer Kirche die noch aus katholischen Zeiten stammenden Altarheiligen erblickt – für sie ein Zeichen von Aberglauben, den man bekämpfen müsste (4/41). Sie selbst fürchtet sich vor Gespenstern, bestreitet aber umso mehr ihre Existenz (vgl. 4/43).
Tante Marguerites große Vorliebe sind Klatschgeschichten, insbesondere vom Hofe, wobei sie allerdings die »Schwäche« hat, »die doch immerhin wichtige Personalfrage mit einer äußersten Geringschätzung zu behandeln«, sie verwechselt also die Namen der Beteiligten (4/32), ohne das selbst im Geringsten problematisch oder peinlich zu finden (vgl. 4/33). Gleichzeitig gibt sie nicht gern zu, »etwas nicht zu wissen oder wohl gar nicht gesehen zu haben«, antwortet deshalb auch dann, wenn sie gar nicht weiß, um wen oder was es sich handelt (4/35). Sie ist nicht besonders gebildet, was den Carayons manchmal peinlich ist (4/34 f.), aber sie ist gutherzig, liebt Victoire und reagiert mit ›naiver Glückseligkeit‹ auf die Hochzeitsvorbereitungen (18/144). Als einzige hält sie die Verbindung zwischen Schach und Victoire für eine echte Liebesheirat, freut sich aufrichtig und behauptet, »es alles vorher gewußt« zu haben (19/148).