Friederike
Altes Dienstmädchen der Poggenpuhls, eine »treue Seele, die noch den gnädigen Herrn gekannt und als Vertraute der Frau Majorin alles Glück und Unglück des Hauses und zuletzt auch die Uebersiedelung von Stargard nach Berlin mit durchgemacht hatte« (1/8). Ihr Reich ist die Küche, wo sie auch, auf dem Hängeboden, schläft. Sie hält den kleinen Haushalt der Familie verlässlich in Ordnung, nur beim Staubwischen verfährt sie, »so gewissenhaft sie sonst war, ziemlich obenhin«, weil es »die drei Fräuleins doch nie zufriedenstellte« (2/14). Mit dem Bildnis des »Hochkirchers« steht sie, obwohl sie den »Familienkultus« um den Ahnen mitmacht, »auf einer Art Kriegsfuß«, weil es beim Staubwischen so oft herabfällt, und knüpft daran ihre eigenen Betrachtungen (vgl. 2/15 f.).
Wie die meisten Dienerfiguren in Fontanes Erzählwelt verkörpert auch Friederike eine ›natürliche‹, unverbildete Menschlichkeit. Sie hat, wie Sophie in einem ihrer Briefe schreibt, das »Herz«, das doch die »Hauptsache« sei (10/83). Es leitet auch ihre treffsicheren Urteile über die Familienmitglieder, die in ihren Augen zwar alle, mit Ausnahme der Majorin, einen »Nagel« haben, aber doch menschlich geblieben sind, selbst Therese. Deshalb ist sie trotz der kargen Lebensverhältnisse froh über ihre Stelle bei den Poggenpuhls, für die sie »doch immer ein Mensch« sei, ganz anders als bei dem »reiche[n] Volk […], wo ich früher war, und gar kein Mensch nich« (9/67).
In den Augen der Majorin, für die sie, zu Thereses Missfallen, eine Vertraute ist, mit der sie sich aussprechen kann, ist die »schlichte Treue« Friederikes »das Allerschönste […], das Schönste für den, der sie gibt, und das Schönste für den, der sie empfängt«. Denn »solch altes Hausinventar wie die Friederike, die will nichts als helfen und beistehn und fordert weiter nichts, als daß man mal ›danke‹ sagt« (8/60).