Poggenpuhl, Albertine Pogge von (geb. Pütter)
Mutter von Wendelin, Therese, Sophie, Leo und Manon, Witwe des Majors Alfred von Poggenpuhl und Schwägerin Eberhards von Poggenpuhl. Sie entstammt einer »angesehenen, aber armen Predigerfamilie« (1/5). Ihr im Deutsch-Französischen Krieg 1870 gefallener Mann hat ihr außer einer schmalen Witwenpension (vgl. 1/11) nichts hinterlassen, so dass sie ihre fünf Kinder unter großen Entbehrungen großziehen musste. Gut sieben Jahre vor dem Beginn der Romanhandlung (Januar 1888), am Michaelistag 1881, ist sie mit ihren drei Töchtern von »Pommersch-Stargard« nach Berlin in eine noch mauerfeuchte Neubauwohnung in der Großgörschenstraße umgezogen, »deren einziger wirklicher Vorzug in ihrer großen Billigkeit« und in der Zusicherung des Vermieters, Rentier Nottebohm, besteht, »daß die Frau Majorin nie gesteigert werden würde« (1/6). Die beiden Aussichten der Wohnung – nach vorn auf den Matthäifriedhof, nach hinten auf die Rückfronten der Kulmstraße und »Schulzes Bonbonfabrik« (1/5) – kommen der 57-jährigen Majorin entgegen, die vordere, weil »die etwas sentimental angelegte Dame« gern vom Sterben spricht, die hintere, weil sie an Husten leidet und »aller Sparsamkeit ungeachtet zu gutem Teile von Gerstenbonbons und Brustkaramellen« lebt (I, 5). Ihr entbehrungsreiches Leben hat sie nicht bitter, sondern demütig gemacht, hat ihr freilich auch alle Lebenslust genommen, so dass sie eine Teilhabe an den Unternehmungen ihrer Kinder ablehnt (vgl. 6/47) und die Ermunterungen ihres lebenszugewandten Schwagers Eberhard mit Verweis auf ihr Alter abwehrt: »es ist nichts mehr für mich« (9/71).
Anders als ihre Kinder, die, wie das alte Dienstmädchen Friederike feststellt, alle einen »Nagel« haben (9/67), ist die Majorin von adeligem Hochmut weit entfernt. Dem Standesdünkel ihrer Tochter Therese setzt sie eine Haltung »stille[r] Ueberlegenheit« entgegen, »die das Leben und das Bewußtsein gibt, die Kämpfe des Lebens ehrlich durchgefochten zu haben« (15/119). Ihren nach Thereses Meinung zu vertrauten Umgang mit Friederike verteidigt sie energisch (vgl. 8/60) und begegnet Thereses herabsetzenden Äußerungen über Bürgerliche mit sanftem Tadel: »Ich habe nur sorgen und entbehren gelernt. Das ist meine Schule gewesen. Viel Vornehmes ist dabei nicht herausgekommen, nur Demut. Aber Gott verzeih es mir, wenn ich etwas Unrechtes damit sage, die Demut, wenn sie recht und echt ist, ist vielleicht auch eine Eigenschaft, die sich unter dem Adel sehen lassen kann.« (15/119 f.)