Poggenpuhl, Wendelin Pogge von
Der älteste Sohn der Familie, ein »Premier über dreißig« (1/11), tritt im Roman nicht auf, ist nur in den Gesprächen und Briefen der Familienmitglieder präsent. Die Hoffnung der drei Schwestern, dass ihre beiden Brüder den »Ruhm der Familie« steigern werden, ist bei Wendelin, anders als bei Leo, nicht unberechtigt. Wendelin, »Premierleutnant im Grenadier-Reg[iment] von Trzebiatowski« in Thorn (15/115), in dem schon sein Vater gedient hat und dem auch sein jüngerer Bruder Leo angehört, ist »klug, nüchten, ehrgeizig«, und nach den Bemerkungen, die Therese bei ihren Besuchen in dem »militärexcellenzlichen Hause« aufgefangen hat, »konnte sich's bei Wendelin eigentlich nur noch darum handeln, ob er demnächst in das Kriegsministerium oder in den Generalstab abkommandiert werden würde« (1/12). Auch Leo ist überzeugt, dass sein Bruder, »dieser Musterknabe«, der »das Talent hat, bei seiner Wasserkaraffe sich Herr von ungezählten Welten zu fühlen«, seinen Weg machen wird – wenn auch »in ewiger Askese« (4/31).
Wendelin gibt seinem jüngeren Bruder Geld, damit er zum Geburtstag der Mutter nach Berlin reisen kann (vgl. 2/19). In Leos Augen denkt er dennoch »mehr an sich als an die Familie«. Er helfe zwar regelmäßig, aber es müsse »immer was sein, was ihm zugleich in aller Augen zu Vorteil und Ehre gereicht«, und sobald er Gefahr laufe, bei Vorgesetzten anzuecken, sei »es mit allem Familiengefühl und aller Bereitwilligkeit rasch vorbei«. Auch achte er die Taten der Poggenpuhls, des »Hochkirchers« und des »Sohrschen«, die den Familienstolz begründen, eher gering, halte sie für bloße militärische »Alltagsarbeit«. Er heiße zwar Poggenpuhl, so Leo in einem Brief an Manon, »aber er ist keiner, oder doch ganz auf seine Weise, die von der unsrigen sehr abweicht« (11/89). Auch Sophies Bemerkung, dass Wendelin »immer nur Pflichtbriefe« nach Hause schreibe, deutet auf ein eher kühles Verhältnis zur Familie hin.