Distelkamp, Friedrich
Senior des Gelehrtenkränzchens um Wilibald Schmidt, »emeritirter Gymnasialdirector« (6/64), mit dem Schmidt »von alter Zeit her« befreundet ist (6/65) und der bei Corinnas Taufe Pate gestanden hat (vgl. 7/81). Er begegnet Schmidts medisanten Bemerkungen über die abwesenden Kollegen Rindfleisch und Schultze mit freundschaftlichem Tadel und einer Anekdote über den märkischen General Hans Albrecht von Barfus, der im Pfälzischen Erbfolgekrieg bei einem Kriegsgericht für Milde und Nachsicht plädiert hatte (vgl. 7/68). In schulischen Dingen dagegen besteht er auf Autorität und Strenge: »kein Schulwesen ohne Autorität« (6/71). Es sei die »Kränkung und der Schmerz« seiner letzten Lebensjahre, dass er »den kategorischen Imperativ immer mehr hinschwinden« sehe (6/69 f.). Schmidt kann diesen Schmerz nicht teilen, er hält die alte Professorenherrlichkeit, der Distelkamp nachtrauert, für »steifleinene Grandezza« (6/70). Auch bei der Einschätzung der Ausgrabungen Schliemanns gehen die Meinungen der Freunde auseinander, denn dass einer, »der Tüten geklebt und Rosinen verkauft hat, den alten Priamus ausbuddelt«, will Distelkamp nicht in den Kopf (6/73), während Schmidt die Abbildung einer von Schliemann ausgegrabenen Goldmaske andächtig betrachtet (vgl. 6/74). Mit den Ansichten der beiden Freunde über Geschichte und Geschichtschreibung steht es ähnlich: Distelkamp bespöttelt Schmidts Vorliebe »fürs Anekdotische«, ihm selbst gelte »in der Geschichte nur das Große, nicht das Kleine, das Nebensächliche« (7/80). – Bei der Versorgung Marcells mit einer Lehrerstelle hat Distelkamp seine Hände im Spiel (vgl. 15/206). Unter den zahlreichen Toasts, die auf Corinnas und Marcells Hochzeitsfest ausgebracht werden, ist seiner »der beste« (16/218).