Holk, Helmuth Graf
Gutsherr auf Holkenäs, Kammerherr der dänischen Prinzessin Maria Eleonore, Ehemann von Christine Holk, Vater von Asta und Axel, zu Beginn der Geschichte 45 Jahre alt (vgl. XVI/138). Holk sei »gut und vortrefflich«, lässt der Erzähler gleich zu Beginn wissen, aber »doch nur durchschnittsmäßig ausgestattet«; er stehe »hinter seiner Frau, die sich höherer Eigenschaften erfreute, um ein Beträchtliches zurück« (II/11). Das scheint ihm bewusst zu sein, denn er ist, wie sein Schwager Arne bemerkt, Christine gegenüber »in fast zu weit gehender Anbetung und Ritterlichkeit die Nachgiebigkeit und Bescheidenheit selbst« (V/38). In jüngerer Zeit allerdings wünscht er sich gelegentlich »eine weniger vorzügliche Frau« (II/11). Ihre Tugend verbindet sich mit einer Neigung zu »Selbstgerechtigkeit« (V/40) und »Rechthaberei« in moralischen und religiösen Fragen (XVIII/160), auf die er zunehmend gereizt reagiert. Er ist, so Schwarzkoppen, ein »Augenblicksmensch und hält zu dem alten Troste: nach uns die Sündfluth« (V/38). Der Aufenthalt in Kopenhagen kommt seinem Bedürfnis nach Abwechslung entgegen, und die im Briefwechsel mit seiner Frau fortbestehende Missstimmung befördert seine Offenheit für die Reize der schönen Kapitänsfrau Brigitte Hansen und der Hofdame Ebba von Rosenberg. Die Leichtlebigkeit beider Frauen, die sie zu genauen Gegenbildern seiner sittenstrengen Frau macht, irritiert ihn einerseits, zieht ihn aber andererseits auch an. Dieses Schwanken zwischen Gegensätzen bezeichnet Ebba von Rosenberg in mehreren Äußerungen als den Kern seines Charakters. Er sei in allem »unklar und halb«, erklärt sie der Prinzessin, er wolle Unvereinbares in sich vereinbaren, schleswig-holsteinischen Patriotismus und dänischen Hofdienst, Aristokratismus und Liberalismus, Moral und Libertinage (XVIII/154). Holk ahnt nicht, dass sie ihn so kritisch sieht. Er verliebt sich in sie, missdeutet ihre unverbindlichen Koketterien als Ermutigungen und das nächtliche Tête-à-Tête in Frederiksborg (vgl. XXVI/230) als Zeichen der Gegenliebe, reist nach Holkenäs, um seiner Frau seinen Scheidungswunsch zu überbringen, und muss dann, nach Kopenhagen zurückgekehrt, erkennen, dass er Schein und Spiel für bare Münze genommen hat. Ebba weist seinen Antrag ab und lässt ihn unverblümt wissen, was sie von ihm hält: Er sei »kein Held der Liebe«, sondern »bloß ihr Don Quixote« (XXX/266). Nach der Scheidung reist er zwei Jahre lang durch Europa, während sein Schwager und Pastor Petersen bemüht sind, Christine zu einer Wiederverheiratung zu bewegen, was schließlich gelingt. Das erhoffte neue Glück aber bleibt aus, Christine, die nicht vergessen kann (vgl. XXXIII/286), nimmt sich das Leben.