Ohlerich, Hanna
Mädchen aus Wendisch Burg. Ihre Eltern schicken die Vierzehnjährige kurz vor Kriegsende zu Verwandten, den Ohlerichs in Warnemünde, und erhängen sich anschließend aus Angst vor den Russen. Hannah schlägt sich im Juli 1945 zu den Cresspahls nach Jerichow durch, wo sie bis zum Herbst 1946 bleibt. Geht danach mit ihren Warnemünder Verwandten in den Westen.
994 Hanna und Gesine erkranken im Sommer 1945 beide an Typhus. Gesine hält sie im Fieber für Alexandra Paepcke. Hanna und Gesine schlafen in einem Bett, dem Ehebett, das Cresspahl einst für sich und Lisbeth getischlert hatte.
995-997 Hannas Geschichte: Die Irrfahrt auf dem Schiff ihres Onkels von Warnemünde über Wismar nach Gedser, von dort nach Niendorf und über Travemünde und Wismar zurück nach Warnemünde, wo sie mit anderen Fischern von den Russen festgenommen und nach Verhören auf einen Fußmarsch nach Neubukow geschickt wurden. In Neubukow »besann sich Hanna auf Cresspahl, der ihre Eltern in Wendisch Burg besucht hatte, und lief der Bewachung weg und kam mit Laufen und Ducken [...] durch die sowjetischen Linien und nach Jerichow«.
1082-1083 Gesine ist eifersüchtig auf Hanna, weil sie glaubt, Jakob würde Hanna vorziehen. »Neben einer solchen Hanna mußte man nachts liegen, und so breit das Bett war, der Abstand war nie groß genug.«
1196 Beide Mädchen werden von Frau Abs liebevoll versorgt. »Hanna Ohlerich war gleich zu ihr übergelaufen«. Sie war »selber ein Gast bei Cresspahl, sie verriet gelegentlich mit blicklosen, verengerten Augen, daß sie sich wegdachte, dem Kind war schon beliebig, mit wem es leben mußte«.
1231 Nach Cresspahls Verhaftung im Oktober 1945 bleibt Frau Abs wegen Gesine und Hanna in Jerichow. »Sie mußte der Gesine einen Morgen und Abend einrichten wie vor dem Verschwinden des Vaters. Sie mußte Ohlerichs Tochter ausreden, daß Cresspahls Haus nun auch zu den unsicheren gehörte.« Hanna geht in dieser Zeit in Jerichow zur Schule.
1236-1237 Hanna erklärt Jakob, der nun Familienvorstand in Cresspahls Haus ist, dass sie nicht auf eine weiterführende Schule, sondern nach Abschluss der Volksschule bei Cresspahl in die Tischlerlehre gehen will, um die väterliche Werkstatt in Wendisch Burg weiterzuführen. »Und wenn Cresspahl nicht zurück war bis Ostern 1946? Zu Plath. Wenn dessen Gewerbe aber nicht das Tischlern war, war es Hanna auch beliebig, daß sie zu den Fischern kam.«
1266 Als Cresspahl zu Ostern 1946 nicht zurück ist, beginnt Hanna, Briefe an die Warnemünder Verwandten zu schreiben, »nicht einmal heimlich, Frau Abs sollte es sehen«. Jakob darf ihre Zettel lesen, »die mehr ihn angehen sollten als die warnemünder Verwandtschaft«. Gesine beobachtet eifersüchtig ihre Spaziergänge mit Jakob.
1267-1269 Gesine und Hanna teilen alles miteinander. Gesine ist dennoch weiterhin von Eifersucht geplagt.
1269-1277 Zur Ernte schickt Jakob die beiden Mädchen im Sommer 1946 auf Johnny Schlegels Hof, wo sie gleich angestellt werden, »aber zum Essen von Dickmilch mit Zucker, und gewiß durften wir mit Inge zu allen ihren Arbeiten über den Hof ziehen, nur keine anfassen«. Später bestehen sie darauf, in der Ernte mitzuhelfen. Beide sind eifersüchtig auf Jakobs Freundin Anne-Dörte. Nachts, neben Hanna liegend, hört Gesine Hanna mit erboster Stimme rufen: »Ich bin kein Kind mehr. Es klang entschlossen, reuelos, und ich haßte sie, weil sie nicht genug litt an einem Unglück, das ich für sie so ungeheuer glaubte wie für mich. Wieder war sie älter als ich.«
1280-1281 Jakob reist nach Warnemünde, um mit Hannas »Fischerverwandtschaft« zu sprechen. Die »war bei den Gemeindewahlen mit der Volkspolizei ins Gedränge gekommen« und will über die Ostsee in den Westen. »Damit die Abreise zu den Briten nicht auffiel, sollte Hanna vor Rande zusteigen.« Gesine begleitet sie nach Rande, fährt auch noch mit ihr in Ilse Grossjohanns Kutter zu dem Treffpunkt mit dem Kutter der Warnemünder Verwandten auf See und kann noch Tage danach »in den Armen das Gefühl wiederkommen lassen, mit dem sie Hanna auf das andere Boot hinübergestoßen hatte«.
1551 Hanna schickt im Sommer 1948 aus Neustadt (in Holstein) ein Päckchen, »in dem sie neben Tee und Tabak kein einziges Kleidungsstück für ein Mädchen unterbrachte, wohl aber ein Hemd, das Jakob saß wie nach Maß«.
Vgl. auch 1526.