Ascher
Ascher ist der achte der zwölf Söhne Jaakobs. Seine Mutter ist Silpa, die Magd Leas, mit der Jaakob zwei Söhne, Gad und Ascher, zeugt (Genesis 30,13).
Der »genäschige Ascher« (IV, 487) ist ein »Vielfraß« (IV, 88), leckt sich oft die Lippen und redet gern »aller Welt nach dem Munde« (IV, 72). Er ist »neugierig auch im Grame«, weshalb er auch als erster den im Prachtkleid herannahenden Joseph entdeckt (IV, 554), der seinen Brüdern auf den Weideplätzen bei Dotan einen Besuch abstattet, um »nach dem Rechten zu sehen« (IV, 555).
Anders als sein Bruder Joseph ist Ascher von Individuation weit entfernt. Er liebt es, »mit anderen einer Meinung und eines Gefühles zu sein und solche Einigkeit durch das Wort, das der allgemeinen Gesinnung gerecht wurde, recht innig zu verfestigen, daß man sich warm durch dasselbe zusammengebündelt fand und gemeinsam Zufriedenheit dampfte noch in der Wut, – das hing mit seiner Leckermäuligkeit, seinen feuchten Augen und Lippen zusammen« (IV, 487 f.).
Deshalb gefällt ihm auch der Eid, mit dem die Brüder, nachdem sie Joseph an die Midianiter verkauft haben, einander die Geheimhaltung ihrer Tat schwören: »›Und muss dieser Eidschwur uns Zehne zusammenbinden und -bündeln, daß wir wie ein Körper sind und wie ein Schweigen, als ob wir nicht einzeln wären, da und dort, sondern ein Mann, der die Lippen zusammendrückt und tut sie auch im Tode nicht auf, sondern stirbt, den Mund verbissen vor seinem Geheimnis.‹« (IV, 627)
Auch viele Jahre später, als die Brüder in Ägypten, noch unwissend, wieder vor ihrem Bruder Joseph stehen, ist Ascher immer noch, wie Joseph spöttelt, »ein Bundesschwätzer und ein Gemeinplatz«, der zuständig ist, »wenn es unsre Gemeinschaft gilt und daß wir gebündelt sind« (V, 1602 f.).
Ascher heiratet »ein braunes Kind vom Stamme Ismael« (V, 1540), von der es heißt, sie sei eine Urenkelin Ismaels (V, 1703), eine in des Vaters Augen bedenkliche Verwandtschaft (V, 1540).
Aschers zwölfjährige Tochter Serach bringt dem Großvater Jaakob als erste die Kunde, dass Joseph noch lebt, in Form eines selbst erdachten Liedes (V, 1706 ff.). – Die musikalische Begabung der Tochter gibt dem Erzähler Anlass zu allerlei Mutmaßungen über deren Herkunft. Hatte Serach »von dem schönen und wilden Halbbruder Isaaks etwas ins Blut bekommen, das sie singen machte?« Oder waren vielleicht »Vater Aschers leckere Lippen und feuchte Augen, seine Neugier und seine Lust zur Gefühls- und Gesinnungsbündelei in der kleinen Serach zum Musikantentum geworden?« (V, 1703)
Jaakobs Segen für Ascher würdigt beides: Von Ascher, dem Leckerlippigen, »kam Wohlgefühl und die Lust des gepflegten Leibes, die auch etwas ist. ›Ascher, du wirst auch etwas sein. Und ist Gesang von dir kommen und süße Verkündigung, des sei gepriesen vor deinem Bruder Naphtali, den ich nun unter meine Hand rufe.‹« (V, 1801 f.; vgl. Genesis 49, 20)
Band IV: 72, 88, 157, 246, 327 f., 442, 484, 487-489, 506, 552, 554, 626 f., 658.
Band V: 1540, 1602 f., 1618, 1620, 1655, 1673, 1702 f., 1716, 1747, 1797, 1801 f.
Vgl. Übersicht zur Genealogie und Karte der Stammesgebiete Israels. Nach Ascher ist das Stammesgebiet Ascher benannt (V, 1797), ein Küstenstreifen zwischen Sidon und Achschaf in Nordisrael. – Bibl. Name: Asser.