Terebinthe (Unterweisungsbaum, Orakelbaum, Gottesbaum)
Jaakobs Familienlager im Hain Mamre bei Hebron ist von »Terebinthen und immergrünen Steineichen« beschattet (IV, 10). Gleich zu Beginn des Romans sieht man Joseph im Mondlicht unter einer »bejahrten und mächtigen Terebinthe« neben dem Brunnen sitzen, einem »ziemlich kurzstämmigen« Baum mit »traubenförmigen Blüten« und starkem, ausladendem Astwerk (IV, 59), den einst Abraham gepflanzt hat (vgl. IV, 185). »Der schöne Baum war heilig: Unterweisung war in seinem Schatten verschiedentlich zu gewinnen«, weshalb er auch »Unterweisungsbaum« genannt wird (IV, 68 u.ö.). Und weil die Unterweisung nicht nur »aus Menschenmund« kommt, nämlich mehr als einmal »Personen, die, das Haupt an den Stamm gelehnt, einen Schlaf getan hatten, im Traume Verkündigung und Bescheid zuteil geworden« war (IV, 59), heißt er auch »Orakelbaum« (IV, 60; V, 1731) oder »Gottesbaum« (IV, 399, 407; V, 1731; vgl. auch IV, 113).
Unter der Terebinthe am Brunnen erhält Joseph Unterricht durch den alten Eliezer (IV, 121, 399, 400, 422, 516 u.ö.). Jaakob hat an dieser Stelle die »Satzung« für seine Sippe verkündet (V, 1566) und predigt hier zu seinem ›Volk‹ (V, 1712). Auch Thamar empfängt hier, zu Jaakobs Füßen sitzend, Unterweisung und »lauschte der Lehre Israels« (V, 1550; vgl. auch V, 1537). Auch ist der Baum Ort von »Brandopfern, von deren Gebräuchlichkeit an dieser Stelle ein steinerner Schlachttisch mit geschwärzter Platte Zeugnis gab« (IV, 59).
Die Bezeichnungen »Orakelbaum« und »Gottesbaum« teilt sich die Terebinthe im Roman mit der Tamariske.