Mamre
In dem »von Terebinthen und immergrünen Steineichen beschattete[n]« Hain Mamre bei Hebron, wohl höchstens eine Stunde Fußwegs von der Stadt entfernt, liegt Jaakobs Familienlager (IV, 10). Auch Abraham hatte hier zeitweise schon gewohnt (IV, 117), und Isaak, der nach Rebekkas Tod von Beerscheba, dem ersten Stammsitz der Abrahamsleute, nach Mamre umgezogen war (IV, 166), hat hier seine letzten Lebensjahre verbracht. In Mamre wächst Joseph auf, der Hain ist der Hauptschauplatz des zweiten Teils des Romans, »Der junge Joseph«.
In der Nähe des Brunnens steht eine große alte Terebinthe, der »Baum der Unterweisung«, den Abraham »gepflanzt und geheiligt« hatte (IV, 185). In seinem Schatten wird Joseph von Eliezer unterrichtet.
In mondhellen Nächten kann man von Mamre aus Hebron und, an der Ringmauer der Stadt, das Erbbegräbnis Machpelach liegen sehen (IV, 78), »die zwiefache Höhle« (V, 1507), die Abraham einst von einem Hethiter gekauft hatte (IV, 163).
Eine halbe Stunde Weges von Mamre in Richtung Hebron liegt der ›Adonishain‹, den Joseph und Benjamin oft besuchen und »unseren Ort« (IV, 442) nennen: eine mit Myrthengebüsch bewachsene Schlucht, die den Leuten von Hebron »als Hain der Astaroth-Ischtar oder mehr noch ihres Sohnes, Bruders und Gatten, des Tammuz-Adoni, heilig galt« (IV, 440).
Die Weiderechte, die Jaakob mit den Ansässigen vereinbart hat (IV, 397), reichen für seine zunehmenden Herden bald nicht mehr aus, weshalb er zusätzliche Weiderechte »im quellreichen Tale von Schekem« erwirbt (IV, 398), wo er nach seiner Rückkehr aus Mesopotamien schon einmal gesiedelt hatte (und wo seine älteren Söhne das Gemetzel unter den Einwohnern von Schekem angerichtet hatten; vgl. IV, 180-184). Die bei Schekem ›vertraglich rupfenden‹ Herden werden von den Lea-Söhnen gehütet, weshalb der junge Joseph diese sechs Brüder selten sieht, sondern mit Benjamin und den vier Söhnen der Mägde aufwächst. Nur wenn es »besondere Arbeit gab, zum Beispiel zur Erntezeit«, kommen die Lea-Söhne nach Mamre, aber »meistens waren sie fern um vier bis fünf Tagereisen« (IV, 398).
Familiensitz bleibt jedoch bis zur Umsiedelung nach Ägypten der Hain Mamre. Fast alle Söhne Jaakobs leben auch nach ihrer Verheiratung im ›härenen Haus‹ des Vaters, und ihre Kinder wachsen dort auf (V, 1541). Nur Juda macht eine Ausnahme (V, 1564; vgl. Genesis 38,1).
Vor der Ankunft Jaakobs in Ägypten richtet Joseph in Gosen ein Haus für den Vater her, »sorgfältig nachgebildet dem deinen zu Mamre, daß du alles findest, wie du's gewohnt bist, – etwas von hier ist es dir errichtet, näher gegen den Markt Pa-Kôs; denn«, so begründet er die Lebensweise des Vaters, »am besten ist es, im Freien zu wohnen, aber nicht fern einer Stadt: so haben es die Väter gehalten, unter Bäumen wohnten sie und nicht zwischen Mauern, aber nahe Beerscheba und Hebron« (V, 1748).
Vgl. Karte von Kanaan.