Hilde

Pflegekind des Haidereiters. Sie entstammt einem Verhältnis ihrer Mutter Muthe Rochussen mit dem jungen Grafen Emmerode, von dem sie das »helle Rothhaar« geerbt hat (1/10). Als die Mutter stirbt, nimmt Baltzer Bocholt sie als Pflegekind an. Sie wächst mit dessen etwa gleichaltrigem Sohn Martin auf, der sie von Anfang an liebt und mit Spielen und Geschenken verwöhnt. Vor dem Haidereiter fürchtet sie sich, besonders seit er den Wilddieb Maus-Bugisch erschossen hat. Als sie aber sieht, dass man ihn deswegen in der Kirche schneidet, geht sie zu ihm und küsst ihn und gewinnt damit sein Herz (vgl. 5/45).

Nach ihrem 18. Geburtstag gibt Baltzer Bocholt ihr Stellung und Aufgaben einer »Tochter vom Hause« (6/49), die sie aber kaum wahrnimmt, sondern weiterhin Grissel das Regiment im Haus überlässt (vgl. 7/51). Sie verträumt gern den Tag und besucht oft den alten Kuhhirten und Konventikler Melcher Harms auf der Bergweide, der ihr seine Privatreligion näherbringt. Schon als Kind ist sie »immer müd« (2/16) und voller »Sehnsucht in die Weite« (2/17), »languissant«, wie die Offiziere auf Schloss Emmerode die erwachsene Hilde nennen (14/108). Sie ist Martin von Herzen zugetan, ist sich aber nicht sicher, ob er es ist, der ihre Sehnsucht nach Glück und Liebe erfüllen kann (vgl. 7/52). Sie trifft sich heimlich mit ihm auf Kunerts Kamp (vgl. 13/98), wo sie ihn zum letzten Mal sieht.

Drei Jahre später ist sie mit dem Haidereiter verheiratet (vgl. 14/103 f.), »aus Furcht und Dankbarkeit hat sie ja gesagt«, so Melcher Harms (14/107). Ihr erstes und einziges Kind ist schwer krank. Es stirbt in derselben Nacht wie sein Vater (vgl. 18/127). Hilde lässt Bocholt in einem Einzelgrab und das Kind im Grab seiner ersten Frau beerdigen (vgl. 18/127 f.).

Danach verfällt sie in Schwermut und Todessehnsucht, aus der weder Pastor Sörgel noch Melcher Harms ihr heraushelfen können. Nur die neuerdings regelmäßigen Treffen mit der alten Gräfin geben ihr einigen Trost (vgl. 18/131). Nach dem Weihnachtsfest lebt sie kurze Zeit auf, stirbt aber schon im Frühsommer. Ihrer Verfügung gemäß wird sie im Grab von Bocholts erster Frau neben ihrem Kind begraben, und auf ihrem Grabstein wird kein Name, sondern nur der Spruch eingegraben, den sie von Melcher Harms gehört hatte: »Ewig und unwandelbar ist das Gesetz.« (18/134).

Die Lebensdaten ihrer Mutter (1735-1767) und ihres leiblichen Vaters (1733-1757) lassen vermuten, dass sie zu Beginn der Erzählung ungefähr 9 oder 10 Jahre alt ist (vgl. 4/33 f.).