Unterm Birnbaum (1885)
Theodor Fontane: Unterm Birnbaum. Hrsg. von Christine Hehle. Berlin: Aufbau 1997 (Große Brandenburger Ausgabe. Das erzählerische Werk. Bd. 8).
Amtsrat
Der Friedrichsauer Amtsrat hält am Mittag nach der Mordnacht vor Hradschecks Haus, lässt sich und seinem Kutscher einen Pfefferminzschnaps bringen und berichtet, dass kurz hinter Bauer Orths Mühle eine Kutsche in die Oder gestürzt sei (vgl. 8/46 f.).
Buggenhagen
Zimmermeister in Tschechin, den Hradscheck mit der Aufstockung seines Anwesens beauftragt. Als Buggenhagen ihm vorschlägt, den niedrigen Keller, um mehr Höhe zu gewinnen, auszuschachten, statt, wie Hradscheck vorhat, nach oben aufzuwölben, lässt Hradscheck den Plan sofort ganz fallen (vgl. 13/82 f.).
Eccelius
Evangelischer Pastor in Tschechin, Freimaurer (vgl. 3/18) und Logenbruder von Justizrat Vowinkel, der ihn um Auskunft über die Hradschecks bittet. Er hält beide für untadelig und die Verdächtigungen gegen sie für abwegig. Besondere Sympathien hegt er für Ursel Hradscheck, weil die Katholikin sich von ihm zum evangelischen Glauben bekehren und evangelisch trauen ließ, als sie vor zehn Jahren mit Hradscheck nach Tschechin kam.
Am Sonntag nach Hradschecks Entlassung aus der Untersuchungshaft hält Eccelius den Tschechinern, die Hradscheck verdächtigt oder übel nachgeredet haben, eine Mahn- und Strafpredigt, die Hradschecks Ansehen im Dorf wiederherstellt. Auch Ursel Hradschecks frühen Tod lastet er in seiner Trauerpredigt den Tschechinern an, die das achte Gebot missachtet hätten, darunter besonders die alte Jeschke (vgl. 15/98).
Als er am Ende erkennen muss, wie sehr er sich in beiden Hradschecks getäuscht hat, findet er sich erst auf Zureden des Schulzen Woytasch bereit, Hradscheck auf dem Kirchhof zu beerdigen, und begrüßt sogar Woytaschs Absicht, die zu erwartende Schändung von Ursula Hradschecks Grab zu dulden (vgl. 20/125 f.).
Ede
Rothaariger Ladenjunge in Hradschecks Geschäft, der auch Kellnerdienste in der Wirtsstube verrichtet. Bei der Befragung im Haus des Pastors zittert er vor Aufregung und bringt außer der Aussage, dass es ihn vor Hradscheck graule, weil er seit Szulskis Besuch so ›anders‹ sei, kein Wort heraus (9/56 f.).
Einige Monate später, als das Gasthaus während eines Manövers Offiziere beherbergt, findet Ede im Keller einen Knopf von Szulskis Rock und übergibt ihn Hradscheck, der ihn als Knopf vom Pelzrock seines verstorbenen Söhnchens ausgibt. Wohl durch Nachfragen der alten Jeschke in seiner Phantasie beflügelt (vgl. 17/107), weigert Ede sich eines Tages, jemals wieder in den Keller zu gehen, weil es dort spuke. Als man nach Hradscheck sucht, entdeckt er die blockierte Falltür zum Keller und ruft entsetzt aus: »Dat 's de Spök. De Spök hett noah em grappscht. Un denn wull he 'rut un kunn nich.« [Das ist der Spuk. Der Spuk hat nach ihm gegrapscht. Und dann wollte er raus und konnte nicht.] (20/124)
Editha
Dreißigjährige »Tochter aus einem Destillationsgeschäft« in Berlin, die Hradscheck nach dem Tod seiner Frau kennenlernt und zu heiraten gedenkt (17/108).
Geelhaar
Gendarm in Tschechin. Seit Hradscheck, bei dem er früher täglicher Gast war, eine Bemerkung über seinen Alkoholkonsum hatte fallen lassen, ist er ihm spinnefeind und deshalb der einzige, der an dem Verdacht gegen ihn unbeirrt festhält (vgl. 10/61 f.) und auch noch weiter ermittelt, als sich Hradschecks Entlassung aus der Untersuchungshaft schon abzeichnet. So erfährt er von den Vorgängen, die die alte Jeschke in der Mordnacht im Nachbargarten beobachtet hat, und macht davon sofort Meldung. Zu dem daraufhin anberaumten Lokaltermin in Hradschecks Garten erscheint er, wohl in Erwartung der Aufklärung des Verbrechens, in seinem »Staats-Czako mit dem armslangen schwarzen Lampenputzer« (11/69).
Auch nach Hradschecks voller Rehabilitierung bleibt er misstrauisch und spricht darüber gelegentlich mit der alten Jeschke, auf deren Nichte Line er ein Auge geworfen hat. Nachdem er und Woytasch den toten Hradscheck in seinem Keller gefunden haben, lässt er sich von Ede Cognac und Rum einschenken und spaziert danach in Hradschecks Garten auf und ab, »als ob nun alles seins wäre« (20/126).
Graumann
Kantor von Tschechin. Bei Ursel Hradschecks Beerdigung führt er die vor dem Sarg hergehenden, einen Choral singenden Schulkinder an. Sein ältester Sohn verfasst Spottverse auf die Dorfbewohner.
Graumann jun.
Ältester Sohn von Kantor Graumann. Wegen »Demagogie« der Universität verwiesen, liegt er nun seinem Vater auf der Tasche und vertreibt sich die Zeit damit, Spottverse über die Tschechiner zu schreiben. Frau Quaas behauptet zu Unrecht, dass Ursel Hradscheck ihn dazu anstiftet (vgl. 4/27). Nach Szulskis rätselhaftem Verschwinden reimt er ein Spottlied mit dem Vers »Morgenroth! / Abel schlug den Kain todt.« (9/52)
Hradscheck, Abel
Inhaber eines Gasthauses und »Materialwaarengeschäfts« (1/5) in Tschechin, einem Dorf im Oderbruch, in dem er seit etwa zehn Jahren ansässig ist. Hradscheck, Anfang Vierzig, stammt aus Neu-Lewin, einem benachbarten Dorf, in dem er ebenfalls einen Kramladen betrieben hatte, den er aber »um eines ihm unbequem werdenden ›Verhältnisses‹ willen« aufgab (9/53; vgl. Rese), um nach Amerika auszuwandern. Nach der Begegnung mit seiner späteren Frau Ursel ließ er diesen Plan fallen und siedelte sich mit ihr in Tschechin an. Ihre Kinder starben im siebenten Ehejahr.
Um die extravaganten Einrichtungswünsche seiner Frau zu erfüllen, hat er sich stark verschuldet und steht nun kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. In wenigen Wochen steht ihm der Besuch des Vertreters einer Krakauer Firma ins Haus, der eine beträchtliche Schuldsumme bei ihm eintreiben soll. Als er beim Umgraben seines Gartens unter einem alten Birnbaum auf die sterblichen Überreste eines französischen Soldaten stößt, fasst er einen verbrecherischen Plan und bringt seine Frau dazu, an dessen Ausführung mitzuwirken.
Die Einzelheiten dieses Plans bleiben zunächst im Dunkeln, werden erst nach und nach und nur indirekt enthüllt: Zunächst bringt Hradscheck das Gerücht von einer Erbschaft in Umlauf, die seiner Frau zugefallen sei, und übergibt dann dem Vertreter der Krakauer Firma, Szulski, im Beisein seiner Gäste die volle Schuldsumme. In der Nacht bringt er den Polen um und verscharrt seine Leiche im Keller seines Hauses. Danach gräbt er, beobachtet von der alten Jeschke, unter dem alten Birnbaum, genau an der Stelle, an der er die Gebeine des Soldaten gefunden hatte, ein Loch und schaufelt es sogleich wieder zu. Am nächsten Morgen inszenieren er und Ursel für das Hausgesinde die Abreise Szulskis, wobei Ursel den Polen spielt und die Kutsche am Oderdamm hinter Orths Mühle in die Oder stürzen lässt.
Obwohl Hradscheck sich am nächsten Tag unbefangen an der Suche nach Szulski beteiligt, gerät er unter Verdacht und wird von Justizrat Vowinkel aus Küstrin in Untersuchungshaft genommen. Die Ermittlungen bleiben indes ergebnislos, und nachdem bei einem Lokaltermin in Hradschecks Garten nicht Szulskis Leiche, sondern nur die Überreste des französischen Soldaten gefunden werden, wird er aus der Haft entlassen, und schon um die Fastnachtszeit haben auch die Tschechiner »die ganze Szulski-Geschichte so gut wie vergessen« (13/77).
Wenig später, um Ostern, gibt Hradscheck bei Zimmermeister Buggenhagen die Aufstockung seines Hauses in Auftrag und lässt wissen, dass die Mittel dazu aus der Erbschaft seiner Frau stammen. Ursels Tod im Herbst desselben Jahres erschüttert ihn nur kurzfristig. Schon kurze Zeit nach ihrer Beerdigung führt er ein geselliges Leben, fährt in regelmäßigen Abständen zur Erledigung von Geschäften nach Frankfurt und Berlin und findet dort bald eine Frau, Editha, dreißigjährige »Tochter aus einem Destillationsgeschäft«, die seinen Heiratsplänen nicht abgeneigt ist (17/108). Bei jedem seiner Aufenthalte in der Stadt besucht er das Theater, aus dem er allerlei »Lieder und Arien« mitbringt, die er seinen Tschechiner Stammgästen mit seiner »gute[n] Tenorstimme« vorträgt (17/105).
An einem dieser feuchtfröhlichen Abende weigert Ede sich, Wein aus dem Keller zu holen, weil es dort spuke. Dies und die »dunklen Andeutungen« der alten Jeschke (19/116) verunsichern Hradscheck so sehr, dass er beschließt, die Leiche des Polen schon in der nächsten Nacht aus dem Haus zu schaffen und in die Oder zu werfen. Dabei sperrt er sich versehentlich im Keller ein und wird am nächsten Morgen tot aufgefunden, neben ihm die halb ausgegrabene Leiche des Polen. Ede ist sich sicher: »Dat 's de Spök. De Spök hett noah em grappscht. Un denn wull he 'rut un kunn nich.« [Das ist der Spuk. Der Spuk hat nach ihm gegrapscht. Und dann wollte er raus und konnte nicht] (20/124) Pastor Eccelius aber ist überzeugt, dass er »von der Hand Gottes getroffen« wurde, und beendet die Notiz über die tags darauf erfolgte Beerdigung Hradschecks im Kirchenbuch mit der »Spruchweisheit«, die schon Ursel Hradscheck anzitiert hatte, als Hradscheck ihr seinen verbrecherischen Plan auseinandersetzte (vgl. 3/23): »›Es ist nichts so fein gesponnen, ’s kommt doch alles an die Sonnen.‹« (20/127)
Hradscheck, Ursula Vincentia (Ursel)
Ehefrau von Abel Hradscheck, eine »zum Vornehmthun geneigte« Frau Anfang Vierzig (1/6). Sie stammt aus der Nähe von Hildesheim und war als junge Frau einige Jahre, wohl als Schauspielerin oder Seiltänzerin, durchs Land gezogen. Dabei hatte sie Armut und Not kennengelernt, aus der Abel Hradschecks Heiratsantrag sie befreite (vgl. 9/53). Sie folgte ihm nach Tschechin, wo das Paar, nachdem sie ihren katholischen Glauben abgelegt hatte, von Pastor Eccelius evangelisch getraut wurde. Ihre Kinder starben im siebenten Ehejahr.
Vornehme Möbel und Kleider, für die Hradscheck sich stark verschuldete, sollten ihr, wie es scheint, den Verlust der Kinder ersetzen (vgl. 3/20). Das Bewusstsein, vornehmer zu sein als die übrigen Dorfbewohner, und eine tiefsitzende Furcht vor erneuter Armut bestimmen fortan ihr Dasein. Diese Furcht ist ein wesentliches Motiv für Abel Hradschecks Tat wie auch für ihre eigene Mitwirkung an der Vorbereitung und Vertuschung seines Verbrechens, zu der sie sich recht schnell überreden lässt (vgl. 3/22 f.).
Die böse Tat aber setzt ihr zu. Schon als Hradscheck aus der Untersuchungshaft heimkehrt, tritt sie ihm »gealtert, die Augen tief eingesunken und die Haut wie Pergament« entgegen (12/75). In den folgenden Monaten nimmt sie immer mehr ab und verfällt in Schwermut. Sie entsagt ihrem Hang zum »Vornehmthun«, beklagt vielmehr jede Geldausgabe und legt heimlich Geld zurück. Das ihr zugedachte Zimmer im neu aufgesetzten Stock des Hauses lehnt sie ab – es liegt an der Stelle der ehemaligen Giebelstube, in der Szulski übernachtet hatte (vgl. 14/524). Sie stirbt in der Nacht zum 1. Oktober 1832, kein Jahr nach Hradschecks Mordtat (vgl. 15/95). Auf dem Sterbebett bittet sie ihren Mann, von dem heimlich ersparten Geld in Krakau Seelenmessen für Szulski lesen zu lassen. Hradscheck beerdigt sie nicht bei ihren Kindern, sondern in einem Einzelgrab und kauft von dem für die Seelenmessen bestimmten Geld ein aufwendiges Grabkreuz.
Igel (Schneidigel)
Inhaber der Schneidemühle in Tschechin, genannt ›Schneidigel‹, ein »Topfgucker«, der sich vor seinem Anwesen zu schaffen macht, um als erster die Kutsche zu sehen, in der Justizrat Vowinkel mit seinem Untersuchungshäftling Hradscheck zu dem Lokaltermin in Hradschecks Garten anreist (11/68 f.). Im Jahr zuvor hatte er Hradscheck, wie dieser vor Vowinkel aussagt, wegen einer Tonne verdorbener Heringe überall im Dorf angeschwärzt (vgl. 12/74).
Jakob
Knecht von Abel Hradscheck. Er ist Szulski bei dessen Ankunft mit dem Gepäck behilflich, weckt ihn am nächsten Morgen wunschgemäß um vier Uhr, ohne allerdings eine Antwort zu erhalten, und verstaut seinen Koffer in der Kutsche. Über das Trinkgeld, einen Gulden, den der vermeintliche Szulski ihm aufs Spritzleder gelegt hat, freut er sich, wundert sich aber darüber, dass der Pole an diesem Morgen kein Wort sagt. Bei dem Verhör im Haus des Pastors teilt er seine Beobachtungen wahrheitsgemäß mit und gibt zudem an, dass Szulski, als er am Morgen die Treppe herunterkam, »so'n beten lütt utsoah«, ihm also merkwürdig klein vorgekommen sei (9/58).
Jeschke, Frau
Nachbarin von Abel Hradscheck, die sein Tun und Treiben in Haus und Garten genau beobachtet. Sie ist verwitwet, betreibt Quacksalberei und »sympathetische Kuren« (2/14) und behauptet, Todesfälle vorhersehen zu können. Hradscheck hat »Furcht vor der alten Hexe« (2/14), und ihre Nichte Line schämt sich ihrer.
In der Mordnacht sieht sie Licht in Hradschecks Haus und wenig später Hradscheck selbst, der einen großen dunklen Gegenstand vor die Tür schleppt und unter dem Birnbaum in seinem Garten zu graben beginnt, dann aber das Loch wieder zuschüttet und im Haus verschwindet. Dabei kommt es ihr vor, »als ob er wolle, daß man ihn sähe« (6/42). Davon berichtet sie später dem Gendarmen Geelhaar und gibt damit Anlass zu dem Lokaltermin in Hradschecks Garten.
Auch nach Hradschecks Entlassung aus der Untersuchungshaft fährt sie mit ihren »Stichelreden« fort (14/88) und setzt Ede den Floh ins Ohr, dass es in Hradschecks Keller spuke (vgl. 17/107). Am Ende, nachdem man Hradscheck tot aufgefunden hat, sagt sie zu Geelhaar: »De oll Voß! Nu kümmt he nich wedder rut. Fien wihr he. Awers to fien, loat man sien!« [Der alte Fuchs! Nun kommt er nicht mehr raus. Fein war er. Aber zu fein, das lass sein!] (20/127)
Kunicke
Bauer in Tschechin und häufiger Gast in Abel Hradschecks Wirtsstube. Er ist zugegen, als Hradscheck dort Szulski die Geldsumme aushändigt, die er der Firma Olszewski-Goldschmidt schuldet (vgl. 5/33).
Line
Frau Jeschkes Nichte, die von Weihnachten an bei ihrer Tante zu Besuch ist. Sie ist siebenundzwanzig Jahre alt, eine »hervorragend kluge Person« und im Unterschied zu ihrer Tante fromm und tugendhaft (10/62 f.), wenn auch einem Flirt (mit Gendarm Geelhaar) nicht abgeneigt. Line schämt sich ihrer Tante, ganz besonders während Eccelius‘ Strafpredigt (vgl. 12/76).
Male
Magd in Hradschecks Haus, »eine gutmütige Person mit krausem Haar und viel Sommersprossen«, die am frühen Morgen nach der Mordnacht den Kaffee für Szulski zubereitet (vgl. 7/44). Bei der Befragung im Haus des Pastors, für die sie sich sonntäglich gekleidet hat, sagt sie wahrheitsgemäß aus, dass sie Szulski gar nicht gesehen habe und nur von Jakob wisse, dass er auf dessen lautes Pochen am Morgen nicht geantwortet habe. Von ihrem Kaffee habe der Pole »keine drei Schluck getrunken« (9/57).
Mewissen
Nachtwächter in Tschechin. Er sagt aus, er habe Ursel Hradscheck an dem Tag, an dem Szulskis Kutsche am Oderdamm gefunden wurde, frühmorgens zwischen fünf und sechs in der Nähe von Orths Mühle laufen sehen, »ganz so, wie wenn sie halb verbiestert vom Damm her käme« (9/54). Diese Aussage veranlasst Justizrat Vowinkel zur Aufnahme von Ermittlungen.
Mietzel
Bauer in Tschechin, Nachbar von Ölmüller Quaas, ein »kleines ausgetrocknetes Männchen, das mehr einem Leineweber als einem Bauern glich« (4/24). Er ist häufig Gast in Hradschecks Wirtsstube, so auch an dem Abend, an dem Szulski bei Hradscheck eintrifft.
Mietzel, Frau
Ehefrau von Bauer Mietzel. Sie klatscht gern mit Frau Quaas über Ursel Hradscheck, die sich ihrerseits über sie mokiert, weil sie immer noch schwarze Kopftücher trage und nicht wisse, »wie man einen Hut oder eine Haube manierlich aufsetzt« (3/22).
Orth
Bauer und Müller in Tschechin. Er ist mit seinen Mühlknechten als erster bei der verunglückten Kutsche des Polen, die kurz hinter seinem Gehöft in die Oder gestürzt ist.
Quaas
Betreiber der Ölmühle am Ortsrand von Tschechin und häufig Gast in Abel Hradschecks Wirtsstube. Er ist zugegen, als Hradscheck dort Szulski die Geldsumme aushändigt, die er der Firma Olszewski-Goldschmidt schuldet (vgl. 5/33).
Quaas, Frau
Ehefrau von Ölmüller Quaas, die sich gern mit Frau Mietzel über Ursel Hradscheck aufhält. Ursel lässt ihrerseits kein gutes Haar an ihr: Sie verwechsele ›mir‹ und ›mich‹, halte »Liebschaftenhaben für Bildung« und lasse sich »Kätzchen« nennen, dabei sei sie nur eine falsche Katze (3/20). Sie hält sich wegen ihrer krausen blonden Haare für eine Schönheit und weil sie zwanzig Jahre jünger ist als ihr Mann, glaubt sie sich »zu fast ebensovielen Liebschaften« berechtigt (4/27). Sie hat Ursel Hradscheck zu Unrecht in Verdacht, den Sohn des Kantors zu den Spottversen angestiftet zu haben, die dieser über die Tschechiner und insbesondere über ›Kätzchen‹ Quaas verfasst hat.
Rese
Frau in Neu-Lewin, mit der Hradscheck, als er dort einen Kramladen betrieb, ein Verhältnis hatte, das ihm später »unbequem« wurde (9/53), weshalb er nach Amerika auswandern wollte. Seit seiner Ansiedelung in Tschechin leistete er Zahlungen an sie, bis sie starb (3/22). Um ihren frühen und plötzlichen Tod ranken sich Gerüchte, und Frau Mietzel will wissen, dass man den Leichnam habe exhumieren wollen, was dann durch Schulze Woytasch unterbunden worden sei (vgl. 4/28). Auch Ursel Hradscheck, die sich nach der Mordtat vor ihrem Mann fürchtet, beginnt sich zu fragen, ob er am Ende nicht doch etwas mit Reses Tod zu tun hat (vgl. 14/90).
Soldat, französischer
Beim herbstlichen Umgraben seines Gartens stößt Hradscheck unterm Birnbaum auf die Gebeine eines französischen Soldaten, die ihn zu seinem Mordplan inspirieren. Bei dem von Justizrat Vowinkel anberaumten Lokaltermin werden sie erneut ausgegraben und von Vowinkel, der hier auf Szulskis Leiche zu stoßen glaubte, als Beweis für Hradschecks Unschuld genommen. Und da sie, wie der Totengräber feststellt, schon gute zwanzig Jahre, seit der Franzosenzeit, hier begraben liegen müssen, kann Hradscheck auch mit dem Tod dieses Soldaten nichts zu tun haben, weil er erst vor zehn Jahren ins Dorf kam (vgl. 11/71). Über die Umstände, unter denen der Soldat zu Tode kam, kursieren im Dorf alsbald allerlei Geschichten (vgl. 13/78).
Szulski
Vertreter der Krakauer Firma Olszewski-Goldschmidt & Sohn, ein Oberschlesier, der seinen deutschen Namen (Schulz) polonisiert hat, um als Nationalpole durchzugehen (vgl. 5/33). Er kommt an einem regnerischen Novembertag zu Abel Hradscheck, um dessen seit drei Jahren aufgelaufene Schulden einzutreiben und neue Lieferaufträge entgegenzunehmen. Nachdem er zu seiner Überraschung die volle Schuldsumme erhalten hat, lädt er alle Gäste in Hradschecks Wirtsstube, darunter Kunicke, Mietzel und Quaas, zum Wein ein und erzählt von dem gerade beendeten polnischen Aufstand. Um Mitternacht geht die Gesellschaft auseinander, und Szulski legt sich in der Giebelstube zum Schlaf nieder, nachdem er Hradscheck gebeten hat, ihn um vier Uhr zu wecken. Wie sich aus den Andeutungen des Erzählers erschließen lässt, wird er in dieser Nacht von Hradscheck ermordet und im Keller verscharrt. Der Szulski, den Jakob am nächsten Morgen stumm in seine Kutsche steigen sieht, ist Ursel Hradscheck, die sich in Szulskis Pelzmantel gehüllt hat.
Szulskis Bericht über den »eben beendigten« (5/33) polnischen Aufstand (1830-31) und das Datum des Briefes, der sein Kommen ankündigt (9. November 1831, vgl. 4/29), erlauben eine recht genaue Datierung des erzählten Geschehens, das sich demnach zwischen dem Herbst 1831 und Oktober 1833 abspielt: Im November 1831 geschieht der Mord; Ursel Hradscheck stirbt in der Nacht zum 1. Oktober 1832 (15/95); im Frühjahr 1833 wird das Grabkreuz auf ihrem Grab aufgestellt (16/101); am 2. Oktober 1833 kommt Hradscheck in seinem Keller zu Tode und wird tags darauf begraben (17/106 und 20/127).
Vowinkel
Justizrat in Küstrin, den die Gerüchte über Hradscheck im Fall des verschwundenen Polen Szulski zu Nachforschungen veranlassen. Er erkundigt sich bei seinem Logenbruder Eccelius, der nur Gutes über die Hradschecks zu berichten weiß (vgl. 9/52-54), und lässt die Sache daraufhin zunächst auf sich beruhen. Als er dann aber erfährt, dass der Tschechiner Nachtwächter Mewissen am frühen Morgen des besagten Tages Ursel Hradscheck an der Orthschen Mühle gesehen haben will, fährt er nach Tschechin und verhört Hradschecks Dienstboten. Jakobs Aussage begründet seinen Entschluss, Hradscheck in Untersuchungshaft zu nehmen und weitere Nachforschungen anzustellen. Da die Ermittlungen ergebnislos verlaufen und ein Lokaltermin in Hradschecks Garten keine Beweise gegen, sondern eher für die Unschuld des Verdächtigten erbringt (vgl. 11/71), entlässt er Hradscheck aus der Haft.
Wonnekamp
Totengräber von Tschechin. Bei dem Lokaltermin in Hradschecks Garten gräbt er mit seinen Leuten den toten Soldaten unter Hradschecks Birnbaum aus und bezeugt, dass die Gebeine seit etwa zwanzig Jahren an dieser Stelle liegen dürften (vgl. 11/71).
Woytasch
Schulze von Tscheschin, Vorgesetzter von Gendarm Geelhaar. Bäuerin Mietzel will wissen, dass er die Exhumierung von Hradschecks früherer Liebschaft Rese in Neu-Lewin verhindert hat, weil er »keinen Lärm haben« will und »‘ne Suse« ist (vgl. 4/28). In ihren Augen steht er unter dem Pantoffel seiner Frau (ebd.). Sie hält es für möglich, dass er ein Auge auf Ursel Hradscheck geworfen hat.
Am Mittag nach der Mordnacht fährt er in seinem Ponygespann mit Hradscheck und Kunicke zu der verunglückten Kutsche des Polen. Nach Hradschecks Rehabilitierung und Ursel Hradschecks Tod ist auch er Stammgast in Hradschecks Wirtsstube und bewundert Hradschecks sängerisches und schauspielerisches Talent (vgl. 17/105).
Er widerspricht Pastor Eccelius, der Hradscheck nicht auf dem Kirchhof beerdigen möchte: »Bewiesen ist am Ende nichts. Im Garten liegt der Franzos, und im Keller liegt der Pohlsche. Wer will sagen, wer ihn da hingelegt hat? Keiner weiß es, nicht einmal die Jeschke. Schließlich ist alles blos Verdacht.« (20/125 f.) Deshalb müsse Hradscheck auf dem Kirchhof bestattet werden, wenn auch »seitab, wo die Nesseln stehn und der Schutt liegt«. Aber die zu erwartende Schändung von Ursel Hradschecks Grab durch die Tschechiner will er dulden: »Und dann müssen wir thun, Herr Pastor, als sähen wir's nicht. Kirchhofsordnung ist gut, aber der Mensch verlangt auch seine Ordnung.« (20/126)