Gundermann, Frau von
Ehefrau von Gundermann, eine geborene Helfrich (vgl. 4/47) aus Berlin, die sich jung verheiratet hat, sodass ihre Kinder nun »beinah alle« schon erwachsen sind (3/36). Ihr ältester Sohn heißt Rudolf und ist 24 Jahre alt (3/40), der jüngste Sohn heißt Arthur und ist frisch konfirmiert (vgl. 4/44). Frau Gundermanns Herkunft »aus einem nordöstlichen Vorstadtgebiet« Berlins (3/27) lässt auf einen bescheidenen sozialen Hintergrund schließen. Ihr Vater war »ursprünglich Schreib- und Zeichenlehrer«, dann Kartograph im Dienste der preußischen Armee, was ihr »in ihren Augen eine gewisse militärische Zugehörigkeit« gibt (3/35).
Frau Gundermann hat wenig Geschmack, »putzt sich«, so Dubslav, »wie’n Schlittenpferd« (2/26), erscheint zum Abendessen »in geblümtem Atlas, mit Marabufächer« und sieht nicht, dass sie damit einen sonderbaren Kontrast zu ihrem Mann im Frack abgibt (3/27). Sie redet zu viel und zeigt wenig Takt in der Wahl ihrer Gesprächsthemen. Auch merkt sie nicht, dass Czako sich über sie lustig macht (vgl. 3/36), und vergisst schließlich vor lauter Reden, die Tafel aufzuheben (vgl. 4/40). Engelke nennt sie »'ne richtige Berlinsche« (26/296), und für Adelheid ist sie eine »schreckliche Frau, die gar nicht in unsre Gesellschaft paßt« (31/334). Dass der alteingesessene Landadel mit ihr und ihrem Mann möglichst wenig zu tun haben will, nimmt Frau Gundermann allerdings durchaus wahr und bemerkt Czako gegenüber spitz, dass diese Adligen mit den langen Ahnenreihen »so difficil« seien und »alles auf die Goldwage« legten – oder auch nicht, denn »dazu reicht es bei den meisten nicht aus« (3/36).