Gundermann, Herr von
Nachbar von Dubslav, der mit seiner Frau und den jugendlichen Söhnen auf einem Gut namens Siebenmühlen wohnt. Gundermann ist Unternehmer, er betreibt Schneidemühlen, und dies offenbar mit einigem wirtschaftlichen Erfolg. Seine Frau berichtet stolz, dass er mit nur einer Mühle angefangen habe, inzwischen aber sieben besitze (vgl. 3/36). Da er erst kürzlich geadelt worden ist, kann er nicht auf eine lange Ahnenreihe zurückblicken und wird von den besseren Familien der Region gemieden, wie Frau Gundermann Czako andeutet (vgl. ebd.). Dubslav lädt das Paar denn auch eher aus Not, denn aus Sympathie oder Wertschätzung zu Ehren von Rex und Czako kurzfristig zum Abendessen ein. Woldemar kommentiert dies später seinen Freunden gegenüber mit den Worten: »Mein Vater wollt' Ihnen gestern gern etwas Grafschaftliches vorsetzen, aber er vergriff sich. Gundermann auf Siebenmühlen ist so ziemlich unsere schlechteste Nummer.« (6/81) Rex erkennt in ihm auch auf den ersten Blick einen »Parvenu« (3/27), findet später aber dennoch, dass Gundermann – anders als Lorenzen – »doch wenigstens die richtigen Prinzipien« habe (6/82). Czako hingegen sieht bei Gundermann nur »Geschmacklosigkeiten« und »öde Redensarten«, dreimal habe er »ihn sagen hören: ›Das wäre wieder Wasser auf die Mühlen der Sozialdemokratie‹« (ebd.). Auch Koseleger und Söderkopp bemerken, dass Gundermann eigentlich nichts zu sagen, sondern nur einige wenige »Redensarten« hat (18/206; 19/222). Er ist äußerst unbeliebt. Sogar Lorenzen sagt, Gundermann sei »ein Bourgeois und ein Parvenu, also so ziemlich das Schlechteste, was einer sein kann« (18/206).
Im Gespräch mit Woldemar wird deutlich, dass Gundermann eigentlich gerne Nachfolger von Kortschädel als Kandidat der Konservativen geworden wäre, aber hinter Dubslav von Stechlin zurückstehen muss (vgl. 4/42 f.). Bei dieser Gelegenheit äußert er sich nicht sehr schmeichelhaft über Woldemars Vater und beweist insofern wenig Taktgefühl. Tatsächlich intrigiert er gegen Dubslav, wie Lorenzen weiß, und »während er vorgiebt, für unseren guten alten Stechlin zu werben, tropft er den Leuten Gift ins Ohr« (18/206). Am Wahltag hat Gundermann dann Sorge, dass sein falsches Spiel gegen Dubslav herauskommen könnte, und bezieht Dubslavs – versehentliches – grußloses Vorübergehen fälschlich auf sich (vgl. 19/217 f.). Da die Konservativen ihr Wahldebakel nicht allzu ernst nehmen wollen, aber jemand eine Rede halten muss, entscheidet man sich für Gundermann, der ohnehin »nicht ernsthaft zu nehmen sei« (20/227).