Czako, von
Hauptmann im Regiment Alexander und ein Freund von Woldemar und Rex, mit denen er Schloss Stechlin und Kloster Wutz besucht. Dabei zeigt er sich von Beginn an aufgeschlossen und positiv. So findet er das Stechliner Herrenhaus beim ersten Anblick »geradezu märchenhaft« (2/17), und auch der Hausherr gefällt ihm ausgezeichnet (vgl. 2/21).
Czako ist »ein ganz moderner, politisch stark angekränkelter Mensch« (4/50), er ist nicht religiös (vgl. 21/240), und dass seine Sympathien für Pastor Lorenzen begrenzt sind, liegt, wie Woldemar vermutet, nur daran, dass er dessen Lauterkeit herausfühlt (vgl. 6/83 f.). Czako erklärt daraufhin: »Ich bin auch fürs Lautere, wenn ich nur persönlich nicht in Anspruch genommen werde.« (6/84)
Auf Dubslavs Frage hin, ob seine Freunde denn auch »ausgiebig und plauderhaft« seien, antwortet Woldemar mit Bezug auf Czako, »vielleicht zu sehr« (2/24), und tatsächlich redet Czako gern und viel; er ist wortgewandt, witzig und ein guter Erzähler, wie Dubslav anerkennend feststellt (vgl. 6/77). Rex bemerkt dazu allerdings trocken: »dreiviertel ist immer Dichtung« (ebd.). Die Freundschaft zwischen den beiden ist überhaupt von »Neckereien« geprägt (2/21). Czako hört aber auch bei anderen genau hin und mokiert sich über sie, falls sie etwas Dummes oder Lächerliches sagen. Woldemar zufolge ist er »hochgradig verwöhnt im Ausdruck«, wenn er nicht gerade selbst das Wort hat (2/18). Doch auch an Selbstironie fehlt es ihm nicht. Die Dekoration der für sie vorgesehenen Schlafzimmer auf Stechlin, wo in einem Regal eine Porzellanfigur steht, die »ihr ohnehin kurzes Röckchen« lüpft, während darunter ein Neues Testament liegt, kommentiert er Rex gegenüber mit den Worten: »Das Püppchen pour moi, das Testament pour vous.« (2/21)
Tatsächlich ist Czako an »Gesellschaftsklatsch« (10/122), an Frauen und Liebesgeschichten sehr interessiert; er spricht gern darüber und wird dabei auch leicht anzüglich – was ihm von Rex regelmäßig den Vorwurf einträgt, »frivol« zu sein (z.B. 6/89). Auch Woldemar berichtet seiner Tante Adelheid, dass Czako immer »Nachmitternachtsgeschichten« erzähle und ihn schon oft in Verlegenheit gebracht habe (9/115). Rex vermutet, dass hier »das Slavische« in Czako nachspuke: »latente Sinnlichkeit« (ebd.). Dem Interesse an Liebesgeschichten liegen aber nicht unbedingt eigene Erlebnisse zugrunde, wie sich seiner Reaktion auf Rex' Bemerkung entnehmen lässt: »Ja, sehr latent; durchaus vergrabner Schatz. Und ich wollte wohl, daß ich in die Lage käme, besser damit wuchern zu können.« (Ebd.)
Dass Czako bei Frauen nicht erfolgreich ist, liegt augenscheinlich an einer ganzen Reihe von Minderwertigkeitskomplexen. Da ist zunächst sein Äußeres, mit dem er überhaupt nicht zufrieden ist (vgl. 6/72); dann die Tatsache, dass seine offenbar nicht sehr begüterte Familie aus Ostrowo kommt, wo er nur eine »Panoptikumbildung« genossen und deshalb verschiedene Wissenslücken hat (10/125); er kann keine lange Ahnenreihe vorweisen (vgl. 7/102) und fühlt sich bei Melusine, in die er sich hoffnungslos verliebt, von den »verteufelt vornehmen Namen: Barby, Ghiberti« eingeschüchtert (44/455). Außerdem geht er davon aus, dass er »wegen verschiedener Mankos« wahrscheinlich »an der Majorsecke scheitern« wird, (22/251); und schließlich hält er sich offenbar auch nicht für besonders klug, denn bei Melusine sieht er sich unter anderem aus dem Grund chancenlos, dass sie »grundgescheit« ist (44/455). Rex' Kompliment – »Das sind Sie beinah' auch, wenigstens mitunter« – scheint Czako gar nicht zu hören, sondern spricht stattdessen von dem nötigen Mut, »den Thatsachen ins Auge zu sehn« (ebd.).
Woldemar äußert sich gegenüber seiner Tante etwas kritisch über Czako, der nicht ganz zu ihnen »und eigentlich auch kaum zu seinem Regiment« passe (9/115) – nicht ahnend, dass dieser fast dasselbe zuvor über ihn gesagt hat (vgl. 2/21). Aber auch wenn Czako Rex gesellschaftlich unterlegen ist, hat Woldemar ihn doch sehr gern (vgl. 9/116). Als Czako ihm zu der Englandreise gratulieren will, ist Woldemar überzeugt, dass dieser Glückwunsch ehrlich gemeint ist, denn Czako gehört seiner Ansicht nach »zu den paar Menschen, die keinen Neid kennen« (22/249). Czako ist sich dessen allerdings »nicht so ganz sicher« (22/250).