Drosselstein, Graf
Mitglied des engeren Gesellschaftskreises von Gräfin Amelie (vgl. II, 3/172), zugleich dessen »vornehmste Erscheinung« (II, 3/173). Aus Ostpreußen stammend, war er seiner Frau zuliebe auf das brandenburgische Familiengut Hohen-Ziesar übergesiedelt, von dem aus die Hauptstadt leichter zu erreichen war. Doch seine Frau starb früh. Seither hat er seine frühere Heiterkeit verloren. Er hat alles, was den anderen Mitgliedern des Zirkels abgeht: »Schliff, Bildung, Ton« und »Verständniß für Kunst und Schönheit« (II, 3/177). Sein Ansehen gründet auf »Selbstsuchtlosigkeit und reinem Wandel« (II, 3/177).
Er teilt Berndt von Vitzewitz‘ Einschätzung der politischen Lage und seinen Unmut über die Untätigkeit des preußischen Königs und seiner Minister (vgl. II, 7/209 f.), kann sich aber erst nach einigem Zögern dazu entschließen, Berndts Vorhaben eines »auf eigene Hand zu führenden Volkskrieges« zuzustimmen (II, 13/254). Anfang Februar besuchen ihn die drei Vitzewitz samt ihren Gästen, Tubal, Hirschfeldt, Hansen-Grell und Bamme (vgl. IV, 11). Beim Kaffee erzählt er in der ihm eigenen Kürze die Geschichte der »weißen Frau« von Hohen-Ziesar, Wangeline von Burgsdorff (vgl. IV, 12/340 f.). Ein in nächster Zeit zu führender Schlag gegen die Franzosen wird zunächst lose verabredet (vgl. IV, 11/338) und dann durch die Neuigkeiten, die der überraschend zu der Gesellschaft stoßende Turgany aus Frankfurt bringt, zu einem konkreten Plan: Man beschließt einen Überfall auf die in Frankfurt einmarschierten französischen Regimenter. Drosselstein soll sich der Unterstützung des russischen Generals Tschernitscheffs vergewissern, Berndt und Bamme sollen eine »Rekognoszirungsfahrt« nach Frankfurt unternehmen und die Details mit Othegraven besprechen (IV, 13/349). Drosselsteins Mission im russischen Hauptquartier hat Erfolg, General Tschernitscheff sagt ihm seine Unterstützung zu (IV, 14/351 f.). Einen Tag später berichtet Drosselstein, dass Tschernitscheff seine Zusage von der Zustimmung seines Kommandanten abhängig macht (vgl. IV, 16/381). Wie befürchtet, bleibt die russische Unterstützung aus und die Aktion misslingt.