E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches, genannt Zinnober (1819)

Adrian

Sekretär im Ministerium für äußere Angelegenheiten, »ein junger hübscher Mann« (685). Er schreibt die Berichte für Minister von Mondschein, für die Zinnober infolge des Verwechslungszaubers zum Geheimen Spezialrat erhoben wird. Im Gegenzug schreibt der Fürst den von Zinnober verursachten Butterfleck auf seiner Hose dem armen Adrian zu, dem es »nur durch die vortreffliche Fleckkugel« gelingt, die Gunst des Fürsten zurückzugewinnen (599).

Adrian ist es auch, der das »Memoire, womit Prätextatus von Mondschein glänzen wollte«, geschrieben hat und so unbeabsichtigt dafür sorgt, dass Zinnober Mondscheins Ministeramt bekommt (601). Gemeinsam mit dem Referendarius Pulcher beobachtet er, wie Zinnober in seinem Garten von der Fee Rosabelverde mit dem goldenen Kamm gekämmt wird (599).

Alpanus, Prosper

Doktor Alpanus Prosper ist »der wohltätige Magus« (591) dieser Geschichte und über zweitausend Jahre alt. Er wohnt in der Nähe von Kerepes in einem Landhaus, das vermutlich einmal der Sitz der Fee Rosabelverde war (589). Dort hatte er sich schon zu Zeiten des »würdigen Fürsten Demetrius« angesiedelt (608 f.). Als dann Paphnutius an die Macht kam, stellte er sich zum Schein in dessen Dienst, so dass er der von Paphnutius verfügten Ausweisung der Feen und Zauberer entgehen konnte. Paphnutius ernannte ihn sogar zum »Geheimen Oberaufklärungs-Präsidenten« (609). Seit dem Regierungsantritt Barsanuphs hat er mehr Freiheiten, denn Fürst Barsanuph, so erklärt er Rosabelverde bei ihrem ersten Zusammentreffen, »bekümmert sich, dem Himmel sei es gedankt, nicht viel um das Zauberwesen, er ist ein leutseliger Herr und läßt jeden gewähren, jeden zaubern so viel er Lust hat, sobald er es sich nur nicht merken läßt und die Abgaben richtig zahlt. So leb' ich hier, wie Sie, liebe Dame, in Ihrem Stift, glücklich und sorgenfrei!« (609). Wie Rosabelverde bei dieser Gelegenheit erfährt, war er es, der sie vor der Aufklärungspolizei des Fürsten Paphnutius gewarnt hatte, so dass sie ihre Zaubermittel rechtzeitig in Sicherheit hatte bringen können (609).

Zeuge seines ersten, in jeder Hinsicht zauberhaften Auftretens in der Geschichte ist Balthasar, der den Referendarius Pulcher gerade im Wald vom Selbstmord zurückgehalten hat: Der Magus fährt in seiner märchenhaften, von Einhörnern gezogenen Kutsche an den beiden vorbei und schickt aus dem funkelnden Knauf seines Stockes einen Strahl auf Balthasar, dem sofort klar wird, dass dies der Mann ist, der Zinnobers Zauber wird brechen können (583).

Als Balthasar ihn kurz darauf mit seinem Freund Fabian aufsucht, hat er einen ›kleinen, dünnen, blassen Mann‹ vor sich, der ein indisches Gewand und »ein kleines samtnes Mützchen auf dem Haupte (trug), unter dem schönes Haar in langen Locken hervorströmte« (590 f.). Sein Gesicht strahlt Ruhe und Gutmütigkeit aus, »nur schien es seltsam, daß, wenn man ihn recht nahe, recht scharf anblickte, es war, als schaue aus dem Gesicht noch ein kleineres Gesichtchen wie aus einem gläsernen Gehäuse heraus« (591).

Während Balthasar von seinen Zauberkünsten tief beeindruckt ist, beharrt Fabian darauf, dass all diese wundersamen Erscheinungen lediglich wohl eingesetzte Effekte seien. Als er Alpanus beim Abschied einen »ausgemachten Charlatan« (595) nennt, nimmt dieser das recht heiter auf und belegt ihn mit einem Zauber, der seine Röcke verunstaltet und ihn so von seiner »Zweifelsucht« (624) befreit.

Zuvor lässt er Balthasar vor einen Zauberspiegel treten, in dem Candida und Zinnober erscheinen. Die Schläge, mit denen Balthasar den Zinnober auf Geheiß des Magiers im Spiegel traktiert, erreichen den Zwerg tatsächlich (594) und bringen Balthasar einen Haftbefehl ein, so dass er aus Kerepes fliehen muss (597).

Als Rosabelverde ihn in der Gestalt des Stiftsfräuleins aufsucht, erkennt Alpanus sie mit Hilfe seines Zauberstocks sogleich und provoziert einen magischen Wettstreit zwischen beiden, bei dem ihr zuletzt der goldene Kamm, mit dem sie Zinnobers Zauber regelmäßig erneuert, aus dem Haar fällt und zerspringt. Sie ist untröstlich über den Verlust, aber Alpanus kann sie dann mit Hilfe eines Horoskops, das er für Balthasar gestellt hat, davon überzeugen, dass der Zauber über Zinnober gelöst werden muss. Um »Ihrer Macht, Ihrer Güte, Ihrer Tugend« zu huldigen, verspricht er ihr, dafür zu sorgen, dass Zinnober, nachdem er sein Schicksal ›verbüßt‹ haben wird, »noch zu unverdienter Ehre gelangen« wird. Beide trennen sich in Freundschaft (610 f.).

Alpanus sucht Balthasar im Wald auf und klärt ihn über Zinnobers Herkunft und die Bewandtnis auf, die es mit seinem Zauber hat, erklärt ihm, wie er diesen Zauber endgültig brechen kann, gibt ihm auch ein Mittel, um den armen Fabian von seinem Kleiderzauber zu erlösen, und vermacht ihm sein Landhaus, in dem er mit Candida leben soll. Er selbst hat vor, demnächst nach Indien zu reisen (614 ff.).

Wie versprochen, stellt er Zinnobers Zauber nach dessen Tod wieder her, so dass der Zwerg ein prachtvolles Begräbnis bekommt. Die Hochzeit von Balthasar und Candida stattet er gemeinsam mit der Fee mit allerhand festlichen Zaubern aus, ehe er sich in einem Wagen aus Kristall, »mit zwei schimmernden Libellen bespannt, die der Silberfasan führte«, auf den Weg nach Indien macht (648).

Abb: Prosper Alpanus auf einer Libelle. Einbandillustration zur Erstausgabe von »Klein Zaches«, Berlin 1819 (Rückseite). Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer Vorlage E.T.A. Hoffmanns. Bildquelle: Staatsbibliothek Bamberg. – Vergrößerte Ansicht bei Wikimedia Commons.

Andres

Kammerdiener des Fürsten Paphnutius, dem er einmal, als er seine Börse vergessen hatte, »sechs Dukaten geborgt und ihn dadurch aus großer Not gerissen« hat (543). Zum Dank dafür ernennt ihn Paphnutius nach seinem Regierungsantritt zum ersten Minister des Reiches. Andres schlägt ihm vor, die Aufklärung einzuführen, indem »wir die Wälder umhauen, den Strom schiffbar machen, Kartoffeln anbauen, die Dorfschulen verbessern, Akazien und Pappeln anpflanzen, die Jugend ihr Morgen- und Abendlied zweistimmig absingen, Chausseen anlegen und die Kuhpocken einimpfen lassen« (544). Zu diesem Zweck müssten alle »Feinde der Aufklärung«, insbesondere die Feen aus dem Fürstentum verbannt werden (544 f.). Um das Volk ruhig zu halten, schlägt er vor, einigen wenigen das Bleiben zu gestatten und sie »zu nützlichen Mitgliedern« des aufgeklärten Staats, in Form von Heirat oder gemeinnütziger Arbeit, umzuformen (545 f.). Eine dieser Feen ist Rosabelverde.

Balthasar

Ein etwa drei- bis vierundzwanzigjähriger Student an der Universität von Kerepes. Er ist »anständiger, vermögender Leute Kind, fromm – verständig – fleißig« (553), ein »wohlgestaltete[r]« Jüngling, »aus dessen dunkel leuchtenden Augen ein innerer reger, herrlicher Geist mit beredten Worten spricht«, auf dessen blassem Gesicht aber auch eine »schwärmerische Trauer« liegt (552). Die rührt gewiss von seiner Verliebtheit in Candida her, liegt aber auch in seiner poetischen Natur begründet, die ihn mehr in die Waldeinsamkeit als in die Gesellschaft seiner Kommilitonen zieht (555).

Sein Freund Fabian versucht immer wieder, ihn aufzumuntern, tritt ihm aber mit seinem nüchternen, aller Schwärmerei und Poesie abholden Realitätssinn oft zu nahe und veranlasst ihn damit eher zu weiteren Grübeleien (533 f.). Seine etwas altmodische, »beinahe nach altteutscher Art« geschnittene Tracht steht ihm nach Meinung des Erzählers vor allem deshalb so gut zu Gesicht, »weil er seinem ganzen Wesen, seinem Anstande in Gang und Stellung, seiner bedeutungsvollen Gesichtsbildung nach wirklich einer schönen frommen Vorzeit anzugehören scheint« (552 f.)

Balthasar besucht das naturkundliche Kolleg von Mosch Terpin nur um dessen Tochter Candida willen, denn Terpins Umgang mit der Natur stößt ihn zutiefst ab. Seine Experimente kommen ihm vor wie »eine abscheuliche Verhöhnung des göttlichen Wesens« (555), dessen Gegenwart er auf seinen einsamen Waldspaziergängen sucht.

Er hat eine starke poetische Begabung, wie sein Gedicht »von der Liebe der Nachtigall zur Purpurrose« beweist, mit dem er Candida beim literarischen Tee in Mosch Terpins Haus seine Liebe gestehen will (567). Aber der Verwechslungszauber des ebenfalls anwesenden Zinnober sorgt dafür, dass der Beifall der Gesellschaft und Candidas Neigung nicht ihm, sondern dem hässlichen Zwerg zuteil werden (571 f.).

Im Wald trifft er zwei weitere Opfer des Zaubers, den Violinisten Sbiocca und den Referendarius Pulcher, den er vor dem Freitod bewahrt und mit dem er sich gegen den »Hexenkerl« verbündet (581). Gleich darauf erblickt er zum ersten Mal den Magus Prosper Alpanus, der in seiner märchenhaften Kutsche an den beiden vorüberfährt und Balthasar mit seinem »Stockknopf« (575) verzaubert. Balthasar spürt sofort, dass dies der Mann ist, der Zinnobers Zauber brechen wird (583). Gemeinsam mit Fabian sucht er den Magus auf, der ihm zu helfen verspricht und ihm Gelegenheit gibt, den Rivalen in einem magischen Spiegel Prügel zu versetzen (594 f.).

Da die magischen Prügel den wirklichen Zinnober getroffen haben, muss Balthasar aus Kerepes nach Hoch-Jakobsheim fliehen (597), weshalb er von den weiteren Vorgängen in der Stadt nur durch die Briefe Pulchers erfährt (612). Als aber die Verlobung Candidas mit Zinnober bevorsteht, besucht Prosper Alpanus ihn in seiner Waldlichtung, klärt ihn über Zinnobers Herkunft und die Hintergründe seines Zaubers auf und gibt ihm Anweisungen, wie er den Zauber endgültig brechen kann. Auch vermacht er ihm sein Landhaus, da er selbst demnächst nach Indien zu reisen gedenkt (615 ff.).

Balthasar kehrt nach Kerepes zurück und entzaubert Zinnober vor den Augen Candidas und der Verlobungsgesellschaft, indem er ihm mit Fabians und Pulchers tatkräftiger Hilfe die drei Zauberhaare ausreißt und verbrennt (627). Vom Zauberbann erlöst, gesteht ihm die schöne Candida ihre Liebe, und Mosch Terpin gibt dem durch Alpanus‘ Erbe zu ansehnlichem Reichtum gekommenen Kandidaten die Hand seiner Tochter. Nach einem von Alpanus und Rosabelverde zauberhaft verschönten Hochzeitsfest führt Balthasar mit Candida in Alpanus‘ Landhaus die »glücklichste Ehe« und wird ein »guter Dichter« (649).

Barsanuph, Fürst

Regierender Fürst zur Zeit der Geschichte von Klein Zaches, »Nachfolger des großen Paphnutz« (584). Er kümmert sich nicht viel um das »Zauberwesen«, das sein Vorgänger so streng verfolgt hatte, denn, so Prosper Alpanus, »er ist ein leutseliger Herr und läßt jeden gewähren, jeden zaubern, so viel er Lust hat, sobald er es sich nur nicht merken läßt und die Abgaben richtig zahlt« (609).

Bei einem Frühstück, zu dem sein Minister von Mondschein geladen hat, beschmutzt Zinnober die neue »Kasimirhose« des Fürsten mit einem Butterfleck, den dieser aber unter dem Eindruck des Verwechslungszaubers dem Sekretär Adrian anlastet, während er umgekehrt Adrians Leistungen Zinnober zurechnet und ihn zum Geheimen Spezialrat ernennt (585 f.).

Als Zinnober sich nach seiner Entdeckung durch Pulcher und Adrian krank ins Bett legt, schickt er »sogleich seinen Leibarzt zu dem kleinen Liebling« (600). Die Ohrfeige, die Zinnober dem Arzt gibt, kann seine Begeisterung für den Zwerg nicht dämpfen: »›Was für ein Eifer für den Dienst des Staats! – welche Würde, welche Hoheit im Betragen!« (601).

Nach dem Vortrag von Adrians Memoire, mit dem Mondschein glänzen will, das der Fürst aber ebenfalls Zinnober zurechnet, ernennt er den Gnom zum Minister für äußere Angelegenheiten und schickt von Mondschein nach Hause (602 ff.).

Der Orden des grüngefleckten Tigers, den er seinem neuen Minister verleiht, will an dem missgestalteten Zwerg aber nicht recht sitzen. Kurzerhand beruft Barsanuph den Ordensrat ein, verbietet dessen Mitgliedern, sechs Tage lang vorher zu denken, und lässt die Straßen um den Palast herum mit Stroh auslegen, damit keine Geräusche sie beim Denken stören (602 f.). Als der Theaterschneider Kees das Problem endlich mit der Anbringung von Knöpfen löst, verleiht Barsanuph ihm dafür »den Orden des grüngefleckten Tigers mit zwei goldnen Knöpfen« (604).

Der Fürst ist sehr um Gravität bemüht, wirft etwa auf Zinnobers Verlobungsfest »bedeutungsvolle gnädige Blicke« umher, »auf die indessen niemand sonderlich achtete« (626).

Nach Zinnobers Entzauberung während des Festes bezichtigt er Mosch Terpin des Landesverrats und enthebt ihn seines Amtes, weil er ihm anstelle seines »würdigen Minister[s] Zinnober« eine »abscheuliche Mißgeburt« präsentiere, und damit »stürmte er fort« (628).

In seiner Empörung über Zinnobers Tod fährt er den Leibarzt barsch an (»Leibarzt, und Sie konnten mir den Mann sterben lassen!«) und fordert von ihm Bericht (640). Die Ausführungen des Arztes versteht er allerdings nicht und beschränkt sich dann lieber darauf, mit seinen Kammerdienern noch ein paar Tränen zu vergießen und anschließend zur Tafel zu schreiten. Auf dem Weg begegnen sie Zinnobers Mutter, der alten Liese, deren Zwiebeln ihm so gut schmecken, dass er sie kurzerhand zur zukünftigen Lieferantin »für die fürstlichen Dejeunee's« erklärt (643).

Candida

Tochter von Mosch Terpin, in die Balthasar verliebt ist. Sie ist »ein bildhübsches Mädchen, mit recht ins Herz hinein strahlenden Augen und etwas aufgeworfenen Rosenlippen« (565). Ihr Haar wird dunkler, je länger man sie ansieht. Schlank und hoch gewachsen, ist sie »die Huld, die Anmut selbst«. »Goethes ›Wilhelm Meister‹, Schillers Gedichte und Fouqués ›Zauberring‹« hat sie alle gelesen, ihren Inhalt jedoch schon wieder vergessen (565). Allzu viel Tiefe ist das ihre nicht; sie schätzt Gespräche, die »sich auf den leichten luftigen Schwingen des unverfänglichsten Humors« bewegen. Gefühle, die in »Empfindelei ausarten«, mag sie nicht (566).

Sie scheint Balthasar nicht abgeneigt zu sein, doch bei dem literarischen Tee im Haus ihres Vaters erliegt auch sie Zinnobers Zauber. Sie küsst ihn nach Balthasars Gedicht-Vortrag, für den Zinnober den Beifall einheimst (572), und sieht »den Kleinen an mit dem Ausdruck der innigsten Liebe« (622). Nachdem Zinnober zum Geheimen Spezialrat aufgestiegen ist, verspricht Mosch Terpin ihm seine Tochter aus eigennützigen Motiven.

Auf der Verlobungsfeier fällt sie bei Zinnobers Entzauberung in Ohnmacht. Wieder aufgewacht, erklärt sie Balthasar, es sei ihr »auf unbegreifliche Weise gewesen, als müsse sie den Unhold lieben, eben um Balthasars willen« (629). Es folgen »tausend Versicherungen, tausend Schwüre ewiger Liebe und Treue« zwischen den beiden (629). Für die Hochzeit wird sie von Rosabelverde geschmückt und mit einem Halsschmuck versehen, »der eine magische Wirkung dahin äußerte, daß sie, hatte sie ihn umgetan, niemals über Kleinigkeiten […] verdrießlich werden konnte. Diese Eigenschaft, die ihr der Halsschmuck gab, verbreitete eine besondere Anmut und Heiterkeit auf ihrem ganzen Antlitz« (647). Verbunden mit Prosper Alpanus' Zaubern, die auf ihrem zukünftigen Heim liegen, ist das Glück dieser Ehe durch die beiden magischen Figuren besiegelt.

Demetrius, Fürst

Vater und Vorgänger des Fürsten Paphnutius. Während seiner Herrschaft glich das »kleine Fürstentum«, in dem die Geschichte viele Jahre später spielt, »einem wunderbar herrlichen Garten, in dem die Bewohner wie zu ihrer Lust wandelten, frei von jeder drückenden Bürde des Lebens« und vor allem frei von einem harten Regiment, denn jeder »wußte, daß Fürst Demetrius das Land beherrsche; niemand merkte indessen das mindeste von der Regierung, und alle waren damit gar wohl zufrieden« (542).

Die Freiheit und das milde Klima hatten auch »verschiedene vortreffliche Feen von der guten Art, denen Wärme und Freiheit bekanntlich über alles geht« angezogen, die sich im Fürstentum ansiedelten. Sie sorgten für die »angenehmsten Wunder«, so dass »jeder, von dem Entzücken, von der Wonne dieser Wunder ganz umflossen, völlig an das Wunderbare glaubte und, ohne es selbst zu wissen, eben deshalb ein froher, mithin guter Staatsbürger blieb« (543). Das ändert sich, als Demetrius stirbt und sein Sohn Paphnutius den Thron besteigt.

Fabian

Student in Kerepes, Kommilitone und Freund Balthasars, ein »hübscher Bursche von muntrem Ansehen und ebensolcher Gesinnung« (553). Balthasar ist recht oft verletzt von seiner mangelnden Sensibilität, dennoch erweist Fabian sich ihm immer wieder als treuer Freund, der stets bemüht ist, ihn aufzumuntern. Er erzählt ihm von der vorgesehenen Verlobung Candidas mit Zinnober.

Als »aufgeklärter Mensch« versucht er, den Freund vor Prosper Alpanus zu schützen, den er für einen »ausgemachten Charlatan« hält (595). Als Alpanus ihn dann mit einem Zauber belegt, der an all seinen Röcken die Ärmel bis zu den Schultern hochrutschen und die Rockschöße ins Unendliche wachsen lässt, gerät er in eine Krise, weil die Frauen ihn für eitel halten, Theologen ihn als »Sektierer« und ›Diplomatiker‹ als »Aufwiegler« verdächtigen und der Rektor der Universität ihm mit Relegation droht für den Fall, dass er sich nicht ordentlich kleidet (622 f.). Sein rationalistisches Weltbild wird durch diesen Vorfall grundlegend erschüttert, er verliert seine »Zweifelsucht« (624) und glaubt fortan »an Zauberer und Hexen und Erdgeister und Wassergeister, an den Rattenkönig und die Alraunwurzel […]. Wem das Ding so auf den Hals tritt wie mir, der gibt sich wohl!« (621).

Er bietet Balthasar an, »bei Zinnobers Entzauberung hülfreiche Hand zu leisten« (624) und hält den Zwerg zusammen mit Referendarius Pulcher fest, damit Balthasar ihm die drei verzauberten Haare ausreißen kann (627). Den von diesen Vorgängen verwirrten Mosch Terpin kann er aber, auch nach der Entzauberung Zinnobers, nicht dazu bringen, an solchen »Unsinn« wie Magie zu glauben (630).

Fuhrmann

von Ptolomäus Philadelphus. Er kommt auf einer Reise von der Straße ab und schleppt daraufhin den beschädigten Wagen in Richtung Kerepes. Dort begegnen sie einem sonderbaren Volk, das mit dem Gelehrten Philadelphus in Streit gerät. Als die Situation zu eskalieren droht, rät er seinem Herrn zu fliehen, und die beiden ziehen weiter in das Dorf Hoch-Jakobsheim (548 ff.).

Gregor, Fürst

Ein Student der Universität Kerepes. Er ist »von der anmutigsten Gestalt, die man nur sehen konnte, und dabei war sein Betragen so edel und ungezwungen, daß sich die hohe Abkunft, die Gewohnheit, sich in den vornehmsten Kreisen zu bewegen, darin deutlich aussprach« (574). Bei Mosch Terpins literarischem Tee erliegt auch er dem Verwechslungszauber, weicht Zinnober nicht von der Seite und lobt ihn »als den herrlichsten Dichter, den geschicktesten Physiker über alle Maßen«. Alle Frauen blicken gebannt auf das Gespann, doch ihre Blicke gelten nicht dem »herrlich gestalteten Gregor«, sondern dem winzigen Gnom neben ihm (574).

Jäger

Er fährt Zinnobers Kutsche und wartet nach der missglückten Verlobungsfeier vergeblich auf seinen Herrn. Als er schließlich ohne ihn zurückkehrt, erfährt er vom Kammerdiener, dass Zinnober schon längst in seinem Bett liegt.(632 f.). Sie schleichen gemeinsam an die Schlafkammer des Ministers und lauschen »in stummer Ehrfurcht« seinem Schnarchen (634).

Kammerdiener

von Zinnober. Er begegnet seinem Herrn nach dessen Entzauberung mitten in der Nacht im Flur, als er sich gerade auf den Weg ins »Weinstübchen« zu einer Partie »Tric-Trac« machen will (633). Er ist sehr verlegen, als er dem Jäger am nächsten Tag von dieser Begegnung berichtet, und bittet ihn zu schweigen: »Siegel auf den Mund - ich bin ein verlorner Mann, wenn Se. Exzellenz erfahren, daß ich es war auf dem finstern Korridor!« (632).

Das Schnarchen Zinnobers bedeutet ihm, dass »Großes, Entscheidendes« geschehen wird (633). An Zinnobers Todestag schafft er es zwar noch, die alte Liese aus dem Haus zu komplimentieren, doch die Menschenmenge, die sich vor dem Haus gebildet hat, kann er nicht mehr daran hindern, in das Haus einzudringen. Den Zwerg, den er am Fenster stehen sieht, erkennt er nicht als seinen Herrn, glaubt vielmehr, Zinnober vor dem »Ungetüm« retten zu müssen (635). Er findet ihn schließlich kopfüber im silbernen Henkelgefäß, erkennt, »daß es an der Zeit sei, allen Respekt bei Seite zu setzen«, und zieht den Toten an den Beinen heraus (637).

Kees

Der Theaterschneider, ein »pfiffiger Mann«, wird vom Ordensrat zu Rate gezogen, um das Problem der Passform des ›Ordens des grüngefleckten Tigers‹ an Zinnobers kleinem Körper zu lösen (604). Schon bald ist er »mit dem herrlichsten Mittel, wie das Ordensband zum normalmäßigen Sitzen gebracht werden könne, bei der Hand. An Brust und Rücken sollten nämlich eine gewisse Anzahl Knöpfe angebracht und das Ordensband daran geknöpft werden« (604). Damit begründet er eine neue Klassifizierung der Ordensränge nach Knöpfen. Er erhält dafür selbst »den Orden des grüngefleckten Tigers mit zwei goldnen Knöpfen« und wird zum »wirklichen Geheimen Groß-Costumierer des Fürsten« ernannt (604 f.).

Klein Zaches Zinnober

Leibarzt

des Fürsten Barsanuph. Er wird zu Zinnober geschickt, als dieser nach seiner Entdeckung durch Pulcher und Fabian krank im Bett liegt. Seine Diagnose lautet: »Angestrengte Arbeit hat Sie aufs Krankenbett geworfen, anhaltendes Denken Ihnen das unsägliche Leiden verursacht« (600). Als er versucht, den Kopf des Zwergs zu berühren, bekommt er eine schallende Ohrfeige und wird aus dem Haus geworfen.

Später tritt er mit dem Kammerdiener zur Leiche Zinnobers und stellt fest, dass er wohl »aus Furcht zu sterben gar gestorben« sei (640). Vom Fürsten nach der Todesursache befragt, macht er den »Orden des grüngefleckten Tigers« mit 20 Knöpfen für Zinnobers Tod verantwortlich. Der habe eine fatale Wirkung auf das Zerebralsystem und damit auf die Psyche des Ministers gehabt, denn »die freie Leitung des Zerebralsystems« sei die »Bedingung des Bewußtseins, der Persönlichkeit«. Schließlich habe der Minister Zinnober seine Persönlichkeit aufgegeben, sei also schon tot gewesen, ehe er in das Gefäß gestürzt sei. Er schließt daraus, dass eine jede Heilung beim Geist, der Psyche, beginnen müsse. Er wird aber von Barsanuph, der von solchen Ansichten nichts wissen will, stehen gelassen (641 f.).

Liese

Klein Zaches‘ Mutter, ein »armes zerlumptes Bauerweib« (533), dem nach Aussage der Fee Rosabelverde »nun einmal Reichtum nicht beschert« ist (535). Entkräftet und wegen ihres missgestalteten Kindes über die Ungerechtigkeit der Welt lamentierend, schläft sie im Wald ein. Nach dem Aufwachen findet sie ihr »Alräunchen« (535) von Rosabelverde verzaubert vor, es kann nun sprechen und laufen. Dass der Pfarrer ihren »Wechselbalg« (534) als »hübschen verständigen Knaben« bezeichnet und ihn zur Pflege und Erziehung behalten will, kann sie allerdings nicht verstehen (538).

Nach Jahren dringt sie, »in längst verblichenen Sonntagsstaat« gekleidet, in das Haus des Ministers Zinnober ein und verlangt, zu ihrem Sohn »Klein Zaches« gebracht zu werden (634). Der Portier kann ihr nicht weiterhelfen, weil dieser Name im Haus unbekannt ist. Der Kammerdiener komplimentiert die Alte vor die Tür, wo sie laut lamentierend den Tumult provoziert, in dessen Verlauf Klein Zaches stirbt.

Als sie mit der Fee Rosabelverde am Totenbett ihres Sohnes steht, gilt ihr erster Gedanke seinem Besitz, sie glaubt, das »ganze Haus mit allem, was drinnen ist«, zu erben (638). Das verneint die Fee, und weil Rosabelverde auch nichts von ihrem Vorschlag hält, Klein Zaches auszustopfen und ihr zum Andenken mitzugeben, verlässt Liese das Haus wieder mit leeren Händen (638 f.). Die Fee hilft ihr trotz allem aus ihrem Elend, denn »gewiß war es wohl, daß […] ein geheimer Zauber der guten Fee Rosabelverde dazu verhalf«, dass die alte Liese vom Fürsten Barsanuph zur einzigen Zwiebellieferantin »der fürstlichen Dejeunee's« ernannt wird (643 f.).

Mondschein, Baron Prätextatus von (der Ältere)

Adeliger Gutsbesitzer zur Zeit des Fürsten Paphnutius und Vorsteher des in der Nähe seines Gutes liegenden Fräuleinstifts, das die Fee Rosabelverde seit Einführung der Aufklärung beherbergt. Dass sie »keinen Stammbaum mit zwei und dreißig Ahnen aufzuweisen« hat und somit ihre Stiftsfähigkeit in Frage steht, beunruhigt ihn sehr. Er bittet sie »inständig« und mit Tränen in den Augen, ihren Namen Rosengrünschön zu Rosenschön zu verkürzen, »denn in diesem Namen sei doch noch einiger Verstand und ein Ahnherr möglich« (540 f.). Es wird vom Erzähler angedeutet, dass der Groll über die Kränkung, dieses ahnenlose Fräulein aufnehmen zu müssen, Ausgangspunkt für die im Dorf kursierenden Hexengeschichten sei (vgl. 514).

Mondschein, Baron Prätextatus von (der Jüngere)

Nachkomme des älteren Barons von Mondschein und Minister der auswärtigen Angelegenheiten unter Fürst Barsanuph. Er gibt Zinnober die ausgeschriebene Stellung als Geheimer Expedient. Er ist »von der feinsten Bildung, den angenehmsten Sitten, verwechselte niemals das Mich und Mir« und arbeitet »sogar zuweilen selbst, vorzüglich wenn das Wetter schlecht« (584) ist.

Er bittet Zinnober, dem Fürsten eine angeblich von ihm (tatsächlich aber von Sekretarius Adrian) verfasste »Memoire« vorzutragen (601). Zinnober bringt jedoch »nur lauter unverständliches Zeug« heraus, und der Baron beendet seinen Vortrag selbst (602). Der Verwechslungszauber sorgt jedoch dafür, dass Zinnober die Anerkennung dafür einstreicht: Mondschein verliert sein Ministeramt an den Gnom und wird nach Hause geschickt.

Paphnutius, Fürst (Paphnutz)

Sohn und Nachfolger des Fürsten Demetrius. Er hat »schon zu Lebzeiten seines Herrn Vaters einen stillen innerlichen Gram darüber genährt, daß Volk und Staat nach seiner Meinung auf die heilloseste Weise vernachlässigt« (543) werden.

Als er an die Macht kommt, erhebt er seinen Kammerdiener Andres zum ersten Minister des Reiches, weil der ihm einmal mit sechs Dukaten im Wirtshaus ausgeholfen hat. Andres schlägt ihm vor, die Aufklärung einzuführen, d.h. »die Wälder umhauen, den Strom schiffbar machen, Kartoffeln anbauen, die Dorfschulen verbessern, Akazien und Pappeln anpflanzen, die Jugend ihr Morgen- und Abendlied zweistimmig absingen, Chausseen anlegen und die Kuhpocken einimpfen« zu lassen (544). Zuvor müsse er aber alle »Feinde der Aufklärung« aus dem Staat verbannen, darunter vor allem die Feen, die ein »gefährliches Gewerbe mit dem Wunderbaren« trieben und sich nicht scheuten, »unter dem Namen Poesie ein heimliches Gift zu verbreiten, das die Leute ganz unfähig macht zum Dienste in der Aufklärung« (544 f.). Sie solle er nach Dschinnistan ausweisen und nur einigen den weiteren Aufenthalt im Fürstentum erlauben, damit das Volk nicht zu murren beginne. Sie müssten allerdings ihrer zauberischen Mittel beraubt und zu »nützlichen Mitgliedern des aufgeklärten Staats« umerzogen werden (545). Der Fürst folgt allen Vorschlägen seines Ministers und lässt sein Vorhaben durch ein Edikt verkünden, das an »allen Ecken« mit großen Buchstaben angeschlagen wird (543).

Dass die Feen sich klaglos enteignen und gern nach Dschinnistan ausweisen lassen, verletzt seine Eitelkeit, er befürchtet, Dschinnistan könnte ein »viel hübscherer Staat wie der meinige« sein (546). Aber das von ihm bestellte Gutachten eines Geographen und eines Historikers, das ihm bescheinigt, dass Dschinnistan »ein erbärmliches Land sei, ohne Kultur, Aufklärung, Gelehrsamkeit, Akazien und Kuhpocken« und »eigentlich auch gar nicht existiere« (547), kann ihn beruhigen. Er treibt daraufhin die Aufklärung voran, indem er den Bauernlümmeln die Kuhpocken einimpfen lässt.

Der Fee Rosabelverde, die ihn mit »einigen unheimlichen Kunststückchen« in die Enge treibt, erlaubt er, eine Stelle im adeligen Damenstift anzunehmen und dort zu »schalten und walten«, wie es ihr beliebt (547). Er ordnet bei »empfindlicher Leibesstrafe« an, »von dem Fräulein Rosenschön nicht schlecht zu denken« (542).

Als sich die Geschichte von Klein Zaches ereignet, liegt das ›Reformwerk‹ des Fürsten Paphnutius schon viele Jahre zurück und »Paphnutius der Große« ist längst tot (581). Landesherr des kleinen Fürstentums ist nun Barsanuph, ein Nachfahre des »großen Paphnutz« (584).

Pfarrer

Pflegevater und Erzieher von Klein Zaches. Er begegnet Liese nach der Verzauberung ihres Sohnes und bietet ihr einen Trunk zur Stärkung an. Der Zauber Zinnobers wirkt auf ihn, und er »schien es gar nicht zu bemerken, daß der unartige Däumling gar häßlich knurrte und mauzte und den ehrwürdigen Herrn sogar in die Nase beißen wollte« (537). Er will Lieses »hoffnungsvolles Kind« zur Pflege und Erziehung übernehmen, da seine Mutter es »in ihrer tollen Verblendung gar nicht verdiene, vom Himmel mit dem herrlichen Geschenk eines solchen Wunderknaben gesegnet zu sein« (538).

Später sagt Mosch Terpin über ihn: »Der Prediger, der ihn erzogen und mir empfohlen hat, drückt sich über seine [d.i. Zinnobers] Abkunft sehr geheimnisvoll aus« (574). Die alte Liese weiß über ihn zu berichten, dass er »viel hübsche ausgestopfte Vögelein und Eichkätzchen« hat, weshalb sie ihn bitten will, auch den toten Zaches ausstopfen zu lassen (638).

Philadelphus, Ptolomäus

Nach eigener Ansicht der »berühmteste Gelehrte seiner Zeit« (549). Er erleidet mit seinem Gefährt in der Nähe der Stadt Kerepes eine Panne, bei der er aus dem Wagen fällt. In einem Brief an seinen Freund Rufin – der im Text nur als Empfänger dieses Briefes erwähnt ist (548) – schildert er die Begegnung mit den Leuten von »wunderlichem Wesen« (549) vor den Toren Kerepes, die ihn als »Philister« beschimpft haben (550). Als die Situation zu eskalieren droht, flüchtet er nach Hoch-Jakobsheim und verfasst dort sein »merkwürdiges Buch über die unbekannte Völkerschaft der Studenten« (597), der er vor Kerepes begegnet war.

Professor der Ästhetik

Gast beim literarischen Tee von Mosch Terpin, »ein großer baumstarker Mann«, der den in Candidas Anblick versunkenen Balthasar »mit gewaltiger Faust« fasst und zum Weintrinken ins Nebenzimmer zieht, er werde sich mit dem Tee den »deutschen Magen« verderben (568).

Auf Zinnobers Verwechslungszauber fällt auch er herein und rühmt ihn für Balthasars Gedicht: »›Vortrefflicher – göttlicher Zinnober! – Herzensfreund, außer mir bist du der erste Dichter, den es jetzt gibt auf Erden! – Komm an meine Brust, schöne Seele!‹ – Damit riß er den Kleinen vom Sopha auf in die Höhe und herzte und küßte ihn« (572). Dass der greinende Gnom ihm dabei in die Nase beißen will, bemerkt er nicht. Seiner Aufforderung an die »Jungfrauen« im Raum, das Gedicht mit einem Kuss zu belohnen, folgt Candida (572).

Pulcher, Referendarius

Mitbewerber Zinnobers um die Stelle als Geheimer Expedient. Auch er wird ein Opfer des Verwechslungszaubers: Seine glänzenden Leistungen werden Zinnober zugerechnet, der daraufhin die Stelle bekommt. Pulcher läuft in den Wald, um sich umzubringen, aber Balthasar, dem er, »Wahnsinn und Verzweiflung im Antlitz«, begegnet, rettet ihn und spricht ihm Mut zu (579).

Dass es ein Zauber sein könnte, der auf Zinnober liegt, bezweifelt er: »Hexenwesen – Zaubereien – ist es denn damit nicht vorbei seit langer Zeit?« (581) Dennoch beschließen die beiden gemeinsam, dem kleinen »Hexenkerl« zu Leibe zu rücken (581). Als dann noch Prosper Alpanus in märchenhafter Gestalt in einem »zauberische[n] Fuhrwerk« an ihnen vorüberfährt und Balthasar mit einem Strahl aus seinem Knopfstock verzaubert, kehren auch in Pulchers Seele »Trost und Hoffnung« zurück (583).

Er informiert Balthasar in seinem Exil per Post über die Geschehnisse in Kerepes (627). Zusammen mit dem Sekretarius Adrian beobachtet er Zinnober mit Rosabelverde und versucht erfolglos, ihn zur Rede zu stellen (599). Auf der Verlobungsfeier hilft er, den Zwerg festzuhalten, damit Balthasar den Zauber brechen kann (627).

Rosabelverde (die Fee, Fräulein von Rosenschön, Fräulein Rosengrünschön)

Eine der Feen, die nach Paphnutius Regierungsantritt im Fürstentum bleiben dürfen, und die einzige, »die wenige Stunden vorher, ehe die Aufklärung hereinbrach, Wind davon bekam und die Zeit nutzte, ihre Schwäne in Freiheit zu setzen, ihre magischen Rosenstöcke und andere Kostbarkeiten bei Seite zu schaffen«, und deshalb als einzige noch im Besitz ihrer Zauberkraft ist (546).

Rosabelverde ist alterslos, »von großer Gestalt, edlem majestätischen Wuchs und etwas stolzem, gebietendem Wesen« (539). Ihr Gesicht ist zwar »vollendet schön«, doch auch etwas unheimlich, was an einem Zug zwischen ihren Augenbrauen liegt, »von dem man durchaus nicht recht wußte, ob ein Stiftsfräulein dergleichen wirklich auf der Stirne tragen könne« (539). Sie kann »herrliche tausendblättrige Rosen [...] aus dem schlechtesten, dürresten Dorn« ziehen und führt Gespräche mit »wunderbaren Stimmen, die aus den Bäumen, aus den Büschen, aus den Quellen und Bächen zu tönen schienen« (540).

Paphnutius hatte ihr einen Platz in einem adeligen Damenstift gewährt, wo sie »schalten und walten« kann, wie es ihr beliebt (547). Der Hexenprobe im Dorfsee war sie durch einen Kabinettsbefehl des Fürsten entgangen, der verkünden ließ, es gäbe keine Hexen, und schlecht vom Fräulein zu denken, sei der Dorfbevölkerung bei »empfindlicher Leibesstrafe« verboten (542).

Viele Jahre später trifft sie im Wald auf die neben ihrem »Wechselbalg« eingeschlafene Liese. Der Anblick rührt sie, weil sie »von Natur fromm und mitleidig« ist (534 f.). Sie belegt Klein Zaches mit dem Verwechslungszauber, den sie regelmäßig mit Hilfe ihres goldenen Kamms erneuern muss. Dabei wird sie eines Tages von Pulcher und Adrian beobachtet, denen sie als »schöne verschleierte Frau mit Flügeln an den Schultern« erscheint (599).

Kurz darauf besucht sie den Magus Prosper Alpanus in seinem Landhaus, um ihn, wie sie vorgibt, als ärztlichen Betreuer des Fräuleinstifts zu gewinnen (605 ff.). Alpanus provoziert einen magischen Wettstreit zwischen beiden, bei dem ihr zuletzt der goldene Kamm, mit dem sie Zinnobers Zauber regelmäßig erneuert, aus dem Haar fällt und zerspringt. Sie ist untröstlich über den Verlust, aber Alpanus kann sie mit Hilfe eines Horoskops, das er für Balthasar gestellt hat, davon überzeugen, dass der Zauber über Zinnober gelöst werden muss. Um »Ihrer Macht, Ihrer Güte, Ihrer Tugend« zu huldigen, verspricht er ihr, dafür zu sorgen, dass Zinnober, nachdem er sein Schicksal ›verbüßt‹ haben wird, »noch zu unverdienter Ehre gelangen« wird (610). Auch erfährt sie bei dieser Gelegenheit, dass es Alpanus war, der sie vor der »Aufklärungspolizei« (609) des Fürsten Paphnutius gewarnt hatte, so dass sie ihre Zaubermittel rechtzeitig in Sicherheit hatte bringen können. Beide trennen sich in Freundschaft.

An Zinnobers Totenbett schimpft sie mit der alten Liese, die nicht auf sie hatte warten wollen. Das Erbe all der schönen Sachen verweigert sie ihr, und auch Lieses Ansinnen, ihren Klein-Zaches ausstopfen zu lassen, um ihn als Andenken auf den Kamin zu stellen, weist sie als »einfältige[n] Gedanke[n]« zurück (639).

Ihren »Groll vergessend«, schmückt sie gemeinsam mit Prosper Alpanus das Hochzeitsfest von Candida und Balthasar mit »schönste[n] Wunder[n]«. Der Braut schenkt sie einen Halsschmuck, dessen Wirkung darin besteht, dass die Trägerin sich niemals über Kleinigkeiten aufregen kann, was der Braut »eine besondere Anmut und Heiterkeit« auf das Gesicht zaubert (647).

Abb: Zinnober als Minister auf dem Schoß der guten Fee Rosabelverde. Einbandillustration zur Erstausgabe von »Klein Zaches«, Berlin 1819 (Vorderseite). Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer Vorlage E.T.A. Hoffmanns. Bildquelle: Staatsbibliothek Bamberg. – Vergrößerte Ansicht bei Wikipedia.

Rosenschön, Fräulein Rosabelverde

Sbiocca, Vincenzo

Der Student Balthasar begegnet dem »weltberühmten Virtuosen auf der Geige« (577), bei dem er selbst zwei Jahre Unterricht genommen hat, nach den niederschmetternden Erlebnissen bei Mosch Terpins literarischem Tee. Sbiocca ist im Begriff, Kerepes zu verlassen, weil er am Vorabend ebenfalls Opfer des Verwechslungszaubers geworden ist: Zinnober, so berichtet er, habe den Applaus für sein Konzert eingeheimst, und seine Versuche, die Verwechslung aufzudecken, seien ihm als ein Anfall »italienischer Tollheit« ausgelegt worden. Man habe ihn in einen Nebenraum gezerrt und wie einen »Kranken, wie einen Wahnsinnigen« behandelt. Der Sängerin Bragazzi sei wenig später dasselbe widerfahren, sie liege nun im Fieber und werde »baldigst verscheiden« (578). Sbiocca bittet Balthasar, Zinnober auszurichten, dass er, sollte er sich jemals wieder auf einem seiner Konzerte sehen lassen, ihn bei seinen »Käferbeinchen« packen und »durchs F-Loch in den Kontrabaß« werfen werde. Er umarmt »den vor Staunen erstarrten Balthasar« und reist ab (578).

Terpin, Mosch

Professor der Naturkunde an der Universität von Kerepes und Vater der schönen Candida. Sein Ruf gründet sich in erster Linie darauf, dass »er es nach vielen physikalischen Versuchen glücklich herausgebracht hatte, daß die Finsternis hauptsächlich von Mangel an Licht herrühre« (552). Er hat die »ganze Natur in ein kleines niedliches Kompendium zusammengefaßt« (552). Dem Studenten Balthasar kommen seine Experimente »wie eine abscheuliche Verhöhnung des göttlichen Wesens« vor (555).

Trotz seiner Aufgeklärtheit verfällt auch Terpin dem Zauber, der auf Zinnober liegt, und zwar so sehr, dass er ihm für die von ihm selbst vorgeführten physikalischen Experimente Beifall spendet, sogar »zehnmal stärker als die übrigen« (574).

Er hofft, »auf der Leiter, die mein herrliches Zinnoberchen hinaufklimmt«, folgen zu können, wenn er erst einmal sein Schwiegervater sein wird. Dennoch ist es ihm manchmal unbegreiflich, wie seine Tochter, »die Candida, so ganz und gar vernarrt sein kann in den Kleinen« (598). Tatsächlich erhält er die Stelle des »Generaldirektors sämtlicher natürlicher Angelegenheiten im Staate« (612). Seine wissenschaftlichen Forschungen beschränken sich von nun an auf das genaue Studium des Wildes, indem er es »auffrißt«, und des Weines, indem er den Weinkeller des Fürsten leer trinkt (612 f.).

Mit einem Weinkeller kann Balthasar ihn auch beruhigen, als Prosper Alpanus ihn mit seinen magischen Experimenten in Staunen versetzt und ihn der Gedanke, »es sei wohl mit seinem Naturforschen ganz und gar nichts, und er säße in einer herrlichen bunten Zauberwelt wie in einem Ei eingeschlossen«, so sehr verunsichert, »daß er zuletzt klagte und weinte wie ein Kind« (647).

Bei der Hochzeit seiner Tochter mit Balthasar hat er seine beunruhigenden Begegnungen mit dem Wunderbaren aber schon wieder vergessen und tut die »schönsten Wunder«, mit denen Alpanus und Rosabelverde das Fest verschönen, als Scharlatanerien ab: dahinter »stecke niemand anders, als der Teufelskerl, der Operndekorateur und Feuerwerker des Fürsten« (647 f.).

Zinnober (Klein Zaches, das Alräunchen)

Sohn armer Bauern, ein »Wechselbalg«, über dessen Missgestalt seine Mutter Liese gleich zu Beginn der Erzählung laut klagt. Der Erzähler gibt ihr recht und beschreibt die Erscheinung des Zweieinhalbjährigen schonungslos: »Das, was man auf den ersten Blick sehr gut für ein seltsam verknorpeltes Stückchen Holz hätte ansehen können«, ist ein »kaum zwei Spannen hoher, mißgestalteter Junge […]. Der Kopf stak dem Dinge tief zwischen den Schultern, die Stelle des Rückens vertrat ein kürbisähnlicher Auswuchs, und gleich unter der Brust hingen die haselgertdünnen Beinchen herab, so daß der Junge aussah wie ein gespalteter Rettich« (534). Sein Gesicht besteht zur Hauptsache aus einer langen spitzen Nase und ein paar kleinen, meist aus Zorn, funkelnden Augen. Trotz seiner zweieinhalb Jahre kann das »Alräunchen« (535) weder laufen noch sprechen.

Die Fee Rosabelverde, die dem Knaben und seiner Mutter im Wald begegnet, hat Mitleid mit den beiden und belegt den Kleinen mit einer Gabe, »vermöge der alles, was in seiner Gegenwart irgendein anderer Vortreffliches denkt, spricht oder tut, auf seine Rechnung« kommt und umgekehrt sein garstiges Benehmen den anderen zugeschrieben wird. Diese Gabe liegt »in drei feuerfarbglänzenden Haaren, die sich über den Scheitel des Kleinen ziehen« (616 f.), und entfaltet ihre Wirkung gleich bei einer Begegnung von Mutter und Kind mit dem Pfarrer des Dorfes. Der nimmt den hoffnungsvollen »Wunderknaben« bei sich auf und zieht ihn groß (538). Aus Eitelkeit legt er den Namen Zaches ab und nimmt den »stolzen Namen Zinnober« an (616).

Jahre später begegnet er auf dem Weg nach Kerepes, wo er die Universität beziehen soll, den Studenten Fabian und Balthasar, denen er, vom Pferd fallend, zwischen die Füße kugelt. Während Balthasar ihm wieder in seine Reitstiefel und auf das Pferd hilft, bricht Fabian in »lautes Gelächter« aus (557). Der erboste Zinnober fordert ihn zum Duell, reitet dann aber doch weiter in die Stadt. Fabian folgt ihm, um sich den »Rumor« (558) anzuschauen, den er beim Eintreffen des Zwerges erwartet, doch Zinnober ist in der Stadt wieder von anderen Menschen umgeben und profitiert von seiner zauberischen Gabe. Er wird als angenehmer Jüngling und vortrefflicher Reiter wahrgenommen (563).

Bei dem literarischen Tee von Professor Mosch Terpin nimmt Zinnobers Aufstieg in Kerepes seinen Anfang. Seine Unflätigkeiten muss Balthasar ausbaden, während der Applaus für dessen Gedicht von der »Liebe der Nachtigall zur Purpurrose« an Zinnober geht, der dafür sogar einen Kuss von Mosch Terpins schöner Tochter Candida bekommt (571 ff.).

Bei der Prüfung für die Stelle als Geheimer Expedient beim Minister für Äußere Angelegenheiten, Baron Prätextatus von Mondschein, rechnet man die glänzenden Leistungen des Referendarius Pulcher ihm zu und gibt ihm die Stelle, woraufhin Pulcher sich das Leben nehmen will (579 ff.).

Bei einem Frühstück mit dem Fürsten Barsanuph, zu dem von Mondschein geladen hat, gelingt es Zinnober, zum Geheimen Spezialrat ernannt zu werden, indem er unglaublich viele Lerchen verschlingt und dabei dem Fürsten einen Fettfleck auf die neue »Kasimirhose« macht (585 ff.). Der junge Mann, der dieses Mal unter dem Verwechslungszauber leiden muss, ist Sekretarius Adrian.

Als Geheimer Spezialrat bekommt Zinnober Candida versprochen und ein »schönes Haus mit einem noch schöneren Garten«. In den Rosenhecken dieses Gartens wird er von Adrian und Pulcher dabei beobachtet, wie er in den frühen Morgenstunden von der Fee gekämmt wird, die damit den Zauber erneuert und schützt (599 f.).

Eine von Adrian verfasste Memoire, mit der Mondschein beim Fürsten glänzen will, wird ebenfalls Zinnober zugerechnet, der dafür Mondscheins Ministeramt und als Zeichen seiner Erhebung den Orden des grüngefleckten Tigers verliehen bekommt. Der sitzt aber nicht richtig an seinem missgestalteten Körper, und der Ordensrat wird einberufen. Letztlich löst der Theaterschneider Kees das Problem, indem er das Ordensband mit Knöpfen befestigt: Zinnober bringt es auf 20 Knöpfe, bis der Orden hält, und der Ordensrat führt die Knöpfe als neues Klassensystem ein (601 ff.).

Der goldene Kamm, mit dem Rosabelverde Zinnobers Zauber regelmäßig erneuern muss, zerbricht bei ihrer Begegnung mit dem Magus Prosper Alpanus (608). Auf der Verlobungsfeier Candidas und Zinnobers gelingt es Balthasar deshalb, dem Zwerg die drei Haare, auf denen der Zauber beruht, auszureißen, zu verbrennen und damit den Zauber zu brechen. Niemand erkennt in dem Zwerg nun noch den umjubelten Minister Zinnober (627 ff.).

Am Tag nach seiner Entzauberung wird er von einem Tumult vor der Tür geweckt, den seine Mutter, die alte Liese, zu verantworten hat. Als er merkt, dass das Gelächter ihm gilt, schreit er und macht Wutsprünge, doch niemand nimmt ihn mehr ernst. Die Menge drängt ins Haus, um ihn herauszuholen und aus seiner »Ministerjacke« zu prügeln (636). Sein Kammerdiener, der auch nur noch den Zwerg im Fenster gesehen hat und dem Minister zur Hilfe eilen will, kann Zinnober nur noch tot »aus einem schönen silbernen Henkelgefäß, das immer dicht neben der Toilette« steht, bergen (637).

Wie Alpanus es der Fee Rosabelverde versprochen hatte, wirkt der Zauber nach seinem Tod wieder. Er sieht »hübscher aus im Tode, als er jemals in seinem ganzen Leben ausgesehen« (637), und erhält ein Ehrenbegräbnis (644).

Abb: Ausschnitt aus der Einbandillustration zur Erstausgabe von »Klein Zaches«, Berlin 1819 (Vorderseite). Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer Vorlage E.T.A. Hoffmanns. Bildquelle: Wikipedia.

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