Scheol

Scheol ist die Unterwelt. Jaakobs Abscheu gegen jede Art von Totenkult begründet die überwiegend pejorative Begriffsverwendung. ›Scheol‹ verbindet sich für ihn mit »Todeszauber und erdunterer Unvernunft« (IV, 418), gehört der »Baals-Sphäre« Kanaans (IV, 493) und vor allem Ägypten, dem »Diensthaus des Todes«, an (IV, 696). Das nennt er »nicht ›Keme‹ oder ›Mizraim‹, er nannte es ›Scheol‹, die Hölle, das Totenreich« (IV, 414). Im Wortschatz der Jaakobssöhne ist Scheol ein Schimpfwort: »Pfui Scheol, Dreck und Spucke!« fluchen Schimeon und Levi, nachdem Joseph seinen Garbentraum erzählt hat (IV, 519).

Joseph, als er von dem alten Midianiter hört, wohin die Reise geht, »senkte den Kopf. Er hatte erfahren, daß er unterwegs ins Totenreich war; denn die Gewohnheit, Ägypten als Unterweltsland und seine Bewohner als Scheolsleute zu betrachten, war mit ihm geboren, und nie hatte er's anders gehört, besonders von Jaakob. Ins traurig Untere sollte er also verkauft werden, die Brüder schon hatten ihn dorthinab verkauft, der Brunnen war stimmigerweise der Eingang dazu gewesen« (IV, 685). Seine Trauer darüber hält freilich der Freude »am Stimmigen« (an der Übereinstimmung mit seinem mythischen ›Schema‹, dem Tammuz-Mythos) die Waage (ebd.).

Als er die Ägypter dann kennenlernt, findet er, dass sie »für Totenländler und Scheolsvolk [...] lustig zu sehen« waren, denn sie »lachten den chabirischen Dromedarreitern Grüße zu, die Späße waren, denn Fremdes war ihnen drollig« (IV, 738).

Der »Bund mit Scheol«, den Joseph in Mut-em-enets Liebe zu ihm erblickt, ist der sechste der sieben Gründe für seine ›Keuschheit‹: Die verliebte Mut erscheint ihm als Repräsentantin der ägyptischen »Andacht zum Tode und zu Toten«, die er als »die hiesige Form der Baalshurerei« betrachtet (V, 1141).

Josephs Hochzeit mit Asnath ist eine »Heirat mit Scheol, eine Ismael-Heirat [vgl. Ismael], nicht ohne Vorbild also, aber immerhin von bedenklichem Vorbild und all der Nachsicht bedürftig, deren er sich, wie es scheint, zutraulich versichert hielt« (V, 1518).

Den hebräischen Begriff Scheol (Sche'ol) verwenden TMs Gewährsleute Jeremias I (57) und Benzinger (133); Hommel (265) vermutet eine Übereinstimmung des Wortes mit dem babylonischen »shu'alu«.

Letzte Änderung: 08.03.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück