Rex, von
»Ministerialassessor« und Reserveoffizier der zweiten Dragonerbrigade (9/116), ein Freund von Woldemar und Czako, mit denen er Schloss Stechlin und Kloster Wutz besucht. Rex hat, wie Dubslav feststellt, »ein bisschen wenig Fleisch« und ist »so glatt rasiert«(2/24), sieht aber »wirklich verdeubelt gut« aus (5/59). Auch Czako bemerkt nicht ohne Neid: »Rex, Sie sind ein schöner Mann« (6/72). Gesellschaftlich ist Rex Czako ohnehin überlegen, wie Woldemar seiner Tante Adelheid erzählt (vgl. 9/116). Er neigt allerdings dazu, »etwas steif und formell« zu sein, wie Melusine meint (25/278).
Rex ist Frühaufsteher und hat einen Verein für Frühgottesdienste gegründet (vgl. 5/55). Auf Dubslavs Frage, ob sein Freund sehr fromm sei, entgegnet Woldemar, Rex' Frömmigkeit sei »keine Lüge, bloß Erziehung, Angewohnheit«, aber auch eine Form, aufgrund eigener Unsicherheit das zu wählen, »was gerade gilt und nach oben hin empfiehlt« (2/25). Daher nennen ihn, wie Woldemar seinem Vater im Zwiegespräch weiter berichtet, auch manche einen ›Streber‹, aber »wenn er es ist, ist er jedenfalls keiner von den schlimmsten« (ebd.). Mit Lorenzen kann Rex sich nicht befreunden, denn er hält ihn für einen »von der neuesten Schule«, das sind seiner Ansicht nach »die allerschlimmsten«, die mit dem Adel »aufräumen wollen und mit dem alten Christentum auch« (4/53). Mit Adelheid kann Rex dagegen problemlos ein Gespräch führen, »das nur sittliche Hebungsfragen berührte« (8/106).
Rex hat eine gute Beobachtungsgabe, gepaart mit sozialem Dünkel. Er erkennt sofort, dass die Gäste, die Dubslav ihm und Czako zu Ehren eingeladen hat, unter seinem gesellschaftlichen Niveau liegen, insbesondere Gundermanns (vgl. 3/27). Anders als Czako vermag er sich aber nicht recht darauf einzustellen und merkt auch nicht, dass er bei Tisch seinen Gesprächspartner Katzler mit einem Wort aus seinem »sorglich ausgewählten Fremdwörterschatz« überfordert (3/31). Bei der Besichtigung der Kirche am nächsten Tag kommt Rex nicht damit zurecht, sich von Krippenstapel belehren zu lassen, den er als nicht ebenbürtig ansieht (vgl. 5/70f.).
Woldemar zufolge hat Rex »eigentlich einen guten Charakter, und im cercle intime kann er reizend sein« (2/25). Czako werde am besten mit ihm fertig, er mache sich beständig über ihn lustig, und Rex lasse sich »diese Schraubereien« gefallen. Umgekehrt zieht auch Rex Czako gern auf, vor allem mit Anspielungen auf dessen Vorliebe für Klatsch und Frivoles. Czako ist aber davon überzeugt, dass Rex im Grunde genauso gern tratscht wie er: »Sie bleiben nur etwas steifer dabei, lehnen meine Frivolitäten zunächst ab, warten aber eigentlich darauf.« (21/242 f.) In der Tat ist es Rex, der zu Beginn des Romans Czako von Woldemar und den Barbys, von Melusine und ihrer kurzen Ehe berichtet (vgl. 10/123 f.); und es ist Rex, der sich über die »Ausgiebigkeit« der Katzlers kaum beruhigen kann (6/87).
Czako spricht Rex »alle Menschenkenntnis« ab (6/89), aber zu Unrecht, denn Rex ist der einzige, der richtig vorhersagt, dass Woldemars Wahl auf Armgard fallen wird (vgl. 21/244), und er ist es auch, der Czakos Verliebtheit in Melusine bemerkt und dem Freund Mut zuspricht (vgl. 44/455).
Als »Ministerialassessor« strebt Rex offenbar ein Ministerialamt an, vgl. Kommentar, S. 555.