Krippenstapel

Dorfschullehrer und Küster in Stechlin, außerdem passionierter Imker. Er ist 67 Jahre alt, trägt eine Hornbrille und hat, wie Czako bemerkt, ein »Eulengesicht« (6/83). Eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Stiftsfräulein von Triglaff lässt den Hauptmann später vermuten, dass beide verwandt sind (vgl. 7/104). Die Wohnung des Lehrers befindet sich direkt im Schulgebäude; im angrenzenden Garten hält er seine Bienen, die er Rex und Czako stolz präsentiert (vgl. 5/67). Er ist belesen und gibt sein Wissen auch gerne weiter, für Dubslav ist er »eigentlich ein Prachtexemplar, jedenfalls ein vorzüglicher Lehrer. Aber verrückt ist er doch« (5/61). Rex sieht in Krippenstapel »eine Figur, die doch schon stark die Karikatur streifte«, und es missfällt ihm, dass der Lehrer Dubslavs Aufforderung, den Gästen etwas zu erklären, ungeniert folgt und dabei – mit dem »Trotz des Autodidakten«– das soziale Gefälle zwischen ihnen übersieht (5/71). Dubslav dagegen mag es, wenn Krippenstapel sich in historischen oder wissenschaftlichen Fragen ereifert, vor allem, wenn es um sein ›Museum‹ geht (vgl. 30/329). Auch Melusine findet bei ihrem Besuch Gefallen daran (vgl. 30/330 f.).

Äußerlichkeiten schenkt Krippenstapel im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit: Zwar heftet er sich den Orden, den Dubslav ihm verschafft hat, an seinen schwarzen Rock, doch als er in der Eile seinen Hut nicht findet, trägt er stattdessen eine sonderbare Mütze (vgl. 5/70), dieselbe Seehundfellmütze, mit der ihn die drei jungen Herren am nächsten Tag am Wegesrand Gras mähen sehen und zunächst nicht einmal erkennen (vgl. 6/83). Rex findet, dass diese Mütze aussieht, »wie aus einer konfiszierten Schulmappe geschnitten«, und Woldemar hält das für durchaus möglich, denn »Krippenstapel kann eben alles – der reine Robinson« (ebd.). Bemüht der Lehrer sich einmal ernsthaft um die »Herausbesserung seines äußeren Menschen« wie am Ende des Romans, als er Woldemar und Armgard am Bahnhof abholt, so wird es nur noch schlimmer: »Der Schlips war so schmal, daß nicht bloß der zur Befestigung der Vatermörder dienende Hemdkragenrand in halber Höhe sichtbar wurde, sondern leider auch der aus einem keilartigen Ausschnitt hervorlugende Adamsapfel, der sich nun, wie ein Ding für sich, beständig hin und her bewegte.« (45/459) Nur durch seine »unbefangene Haltung« verhindert Krippenstapel, dass Armgards Verlegenheit angesichts dieses ›Naturschauspiels‹ immer größer wird (ebd.).

Als Dubslav schon schwer krank ist, kommt Krippenstapel zu Besuch und schenkt ihm seine beste Bienenwabe mit der Bemerkung, es sei beinahe so etwas wie der »mittelalterliche Zehnte«, der »eigentlich was Feineres als Geld« gewesen sei (40/427). Seine Fürsprache für Honig als Medizin mit der ganzen »Heilkraft der Natur« macht auf Dubslav einigen Eindruck, er glaubt daran, zumal mit Krippenstapel »hinter der Wabe […] ein guter Geist« steht (41/429 f.).