Oppner, Sofie (verh. Gerstmann)
Viertes und jüngstes Kind von Emmanuel und Selma Oppner, geboren 1872, gestorben 1930. Schwester von Annette, Theodor und Klara Oppner, (geschiedene) Ehefrau von Udo Gerstmann.
Sofie hat künstlerische Talente, besonders im Zeichnen, die aber nicht gefördert werden. Als Fünfzehnjährige verliebt sie sich in Arnold Kramer und schreibt ihm einen Liebesbrief (155). Arnolds Mutter entdeckt den Brief und übergibt ihn Selma Oppner (184f.). Sofie gilt nun – auch bei ihren Eltern – als »verdorben« (185) und wird zusammen mit Klara in ein Pensionat verbannt. Nach ihrer Rückkehr bringt ihre Schwester Annette sie mit Gerstmann zusammen, den sie schließlich heiratet, obwohl sie ihn nicht mag (249) und viel lieber Riefling heiraten würde (250). Sie möchte ihrem Vater alles recht machen (255). Gerstmann behandelt sie schlecht und bringt ihr Vermögen durch. Sie wird schwanger und erleidet eine Fehlgeburt (303). Schließlich holt Emmanuel Oppner seine Tochter nach Hause, die Ehe wird geschieden (307).
Auf Vorschlag ihrer Tante Eugenie besucht sie deren Bruder Alexander Soloweitschik in Paris, beschäftigt sich dort mit Mode und besucht ein Maleratelier (309). Später (1902) zieht sie nach München (318) und hat Erfolg als Malerin und Modedesignerin (344). Sie kommt zu Theodors Verlobungsfeier, wo sie sofort zum Mittelpunkt wird. Sie kleidet sich extravagant und gibt sich zeitgemäß als Nervöse (321f.). In Theodors Augen ist alles an ihr künstlich (325f.). Sie bekommt zahlreiche Heiratsanträge, die sie sämtlich ablehnt (453).
Später, etwa ab 1913, wohnt sie wieder in Berlin bei ihrer Mutter in der Bendlerstraße (443, 452). Sie verliebt sich in den jungen Dr. Feld, einen Freund ihres Neffen James Effinger, und fühlt sich dabei zum ersten Mal wieder so »natürlich« und frei wie in ihrer Jugend (508). Sie hält an dieser Liebe fest, obwohl Feld sichzurückzieht und schließlich eine andere heiratet (732). 1926 wird sie von einem »bedeutenden Mann« nach Griechenland eingeladen, von dem sie »wie nur je« geliebt wird (771). Ihre Liebe gilt jedoch weiterhin Dr. Feld (773). In Griechenland führt sie ein einfaches Leben, ihre Nichte Lotte Effinger besucht sie dort (771). Einige Jahre später ist sie durch eine Schönheitsoperation stark verändert, scheint verwirrt und unglücklich (777). Im Mai 1930 nimmt sie sich das Leben und hinterlässt nur einen Abschiedsbrief: an Dr. Feld (788-790). Über ihre Kunst gibt »der große Kunsthändler« Oliver Brender zuletzt das abschließende Urteil ab: »Es ist alles aus zweiter Hand« (792). Der Koffer mit ihren Zeichnungen landet auf dem Dachboden (794).