Niebuhr, Klaus
Älterer Sohn von Martha und Peter Niebuhr, geboren 1935, Bruder von Günter Niebuhr. Beider Eltern kommen im Sommer 1943 bei einem Bombenangriff in Rerik ums Leben. Die Brüder wachsen bei Peter Niebuhrs Bruder Martin Niebuhr und seiner Frau Gertrud, geb. Cresspahl, an der Havelschleuse bei Wendisch Burg auf. Verlässt 1953 die Oberschule in Wendisch Burg, als seine Mitschülerin und Freundin Ingrid Babendererde wegen der Verteidigung demokratischer Rechte der Schule verwiesen wird, und geht mit ihr in den Westen.
9 Als Gesine 1951, nachdem Jakob Abs sich um ihretwillen geprügelt hatte, von ihrem Vater nach Wendisch Burg zu den Niebuhrs geschickt wird, holt Klaus sie vom Bahnhof ab. »Sie merkte erst an der Sperre, daß Klaus Niebuhr sie die ganze Zeit in ihrem unschlüssigen Dastehen beobachtet hatte, wortlos, bequem auf das Stangengeländer gestützt, neun Jahre älter als das Kind, das sie erinnerte. Er hatte ein Mädchen namens Babendererde mitgebracht. Sie war eine von denen mit dem unbedachten Lächeln«.
41 Gesines Freund D.E. »hatte dieselbe Schule besucht, von der Klaus Niebuhr und die Babendererde in jenem Frühjahr [1953] vorzeitig abgingen«.
728 Anfang November 1938 sind Heinrich und Gesine Cresspahl bei Gertrud und Martin Niebuhr zu Besuch, wo sie auch Peter und Martha Niebuhr aus Berlin-Friedenau mit ihrem ersten Kind Klaus antreffen. »Mit jenem Klaus Niebuhr, nicht ganz fünf Jahre alt, einem berlinischen Kind, das kaum Plattdeutsch konnte und nicht viel mehr verstand, wurde Gesine auf den Platz hinter dem Haus geschickt. Da stand eine Schaukel, und auch einen Sandkasten hatten die kinderlosen Niebuhrs angelegt. – Ich wohn aber nicht hier, ich wohn in Berlin! sagte der Knabe ...«
882 Der Siebenjährige verbringt im Sommer 1942 Ferien mit den Paepckes und Gesine Cresspahl in Althagen auf dem Fischland. »Der Knabe tat sich viel darauf zugute, daß er allein bis hierher (›auf das platte Land‹) gereist war, aber Eberhardt, Junior, [...] verwies auf Gesine, die auch allein gekommen war. Der Mann Klaus war gekränkt«.
930-931 Bei dem Bombenangriff auf Rerik im Sommer 1943, bei dem seine Eltern umkommen, wird Klaus, der wie seine Eltern im Freien gestanden hat, in die Gasschleuse des Luftschutzkellers geschleudert, was ihm offenbar das Leben rettet.
977 Am 29. April 1945 sitzen die Brüder, »ein zehnjähriger Junge mit einem zweijährigen Bruder«, mit an dem Abendbrottisch, an den Gertrud und Martin Niebuhr die beiden Pioniere geladen haben, die im Auftrag der SS die Havelschleuse sprengen sollen. Klaus bringt dem desertierten, auf dem Dachboden versteckten Karsch heimlich das Abendessen.
1753 Bei Gesine Cresspahls Aufenthalt in Wendisch Burg im Sommer 1951: »Was war Klaus verblüfft, daß ich mit einer H-Jolle umgehen konnte wie ein Mann! Der aber, zu meinem Glück, hatte sich schon zusammengetan mit der Tochter von den Lehrer-Babendererdes, Ingrid ist das. [...] Vier Wochen mit den beiden auf dem Oberen und dem Stadtsee von Wendisch Burg«.
Vgl. auch 886. 1018. 1848. 1853. 1872.
Klaus Niebuhr ist neben Ingrid Babendererde Hauptfigur in »Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953«, dem erst posthum (1985) veröffentlichten Romanerstling Uwe Johnsons. – Vgl. auch »Eine Abiturklasse« (1968), S. 109-113, 120 und »Begleitumstände« (1980), S. 77-87.