Beth-el (Bethel, Luz, Lus)
Die »Hügelstätte« oberhalb des auf dem Weg von Jerusalem nach Sichem gelegenen Ortes Luz, der Jaakob den Namen Beth-el, »Haus Gottes«, gibt (IV, 35), ist der Schauplatz seines großem Traumgesichts von der Himmelsleiter (IV, 144). Das ereignet sich gleich zu Beginn seiner Reise zu Laban, unmittelbar nach seiner demütigenden Niederlage gegen Esaus Sohn Eliphas. Aller Habe beraubt, meidet er die »wenigen Häuserwürfel des Dorfes« und macht auf dem Hügel über der Ortschaft Rast, wo sich »ein heiliger Steinkreis, ein Gilgal« befindet, der den Ort als eine »Freistatt«, als ein Asyl kennzeichnet, das vor Angriffen schützt. Hier bettet er sich, einen Stein des Gilgal als »Haupterhebung« nutzend, zur Nacht, in der ihm dann im Traum eine ganz andere, unerhörte Haupterhebung widerfährt (IV, 140 f.).
Am Morgen richtet er sein steinernes Kopfkissen zum Denkmal auf, gießt Öl darüber und tauft den Ort um: »Beth-el soll diese Stätte heißen und nicht Luz, denn sie ist ein Haus der Gegenwart« (IV, 144). Seither gilt dieser Ort Jaakob und den Jaakobsleuten als »die Pforte zur Herrlichkeit und das Band Himmels und der Erden« (ebd.), als ›wahrer Weltnabel‹ und »Mitte der Welt« (IV, 35).
Hier oder ganz in der Nähe, »zwischen Bethel und der Zuflucht Ai«, hatte schon Abraham »Jahu, dem Höchsten, einen Opfertisch« gebaut, wie Joseph im ›schönen Gespräch‹ mit dem Vater zu künden weiß (IV, 117; vgl. Genesis 12, 8).
Jahrzehnte später, nach dem bösen Überfall seiner Söhne auf Schekem, erhält Jaakob im Traum den göttlichen Befehl, seine Lagerstätte vor Schekem abzubrechen und nach Beth-el zu ziehen, ein »vernünftiges Gesicht«, wie der Erzähler trocken urteilt, »denn die Asylstätte Luz [...] besaß große Anziehungskraft für ihn unter solchen Umständen« (IV, 183).
Obwohl Rahel hochschwanger ist, verweilt Jaakob mit seinem Tross mehrere Tage lang an der Stätte seiner »Haupterhebung«, was der Erzähler rundheraus als »Fehler« bezeichnet. Denn er hätte Hebron in wenigen Tagen erreichen können, »und wäre wirklich Rahel auch dort gestorben, so wäre es wenigstens nicht so hilflos und arm am Wegesrande geschehen« (IV, 381).
Kurz vor seinem Tod, »begeistert vom Fieber, dem er sehr dankbar war für die Steigerung«, nennt Jaakob die Stätte nicht nur Beth-el, sondern auch »Esagila, das Haus der Haupterhebung« (V, 1782), reklamiert also den Namen des Marduk-Tempels zu Babylon, den die Leute von Sinear für die »Pforte Gottes« halten (IV, 35), für sein Heiligtum.
Vgl. Karte von Kanaan. – Über die mythologischen Bezüge des Himmelstraums, der Traumstätte und deren Charakter als Asyl fand TM bei Jeremias I (319-323) reichhaltiges Material, bei Benzinger (41, 316-328) einiges über altisraelische Steinmale und Kultstätten.