Schamasch

Schamasch ist der babylonische Sonnengott, als dessen ›Günstlinge‹ die babylonischen Könige formelhaft bezeichnet werden (IV, 343) und der auch beim einfachen Volk (wie z. B. bei Labans Hirten Schamasch-Lamassi) als Namenspatron fungiert (IV, 224). – Nach der Überlieferung der Jaakobsleute wurde Schamasch unter der Regierung des großen ›Gesetzgebers‹ Chammuragasch (Hammurapi) mit dem höchsten Landesgott Mardug verbunden und zu dem alles beherrschenden »Sonnenprinzip, Schamasch-Bel-Mardug« erhoben, dem alle anderen Gottheiten nachgeordnet waren (IV, 426). Das war dem »Mondmann« Abraham ein Dorn im Auge und vermutlich der Grund für seine Wanderungen von Ur über Charran nach Kanaan: »Wahrscheinlich war es der erste Anlaß seines Verdrusses und Wandertriebes gewesen, daß seine Liebe zum Monde, der Gottheit von Uru und Charran, gekränkt worden war durch übertriebene Staatsehren, die dem Sonnenprinzip, Schamasch-Bel-Mardug, durch Nimrod von Babel zum Schaden Sins, des Sternenhirten, waren erwiesen worden« (IV, 426, vgl. auch 102).

Als Abraham Gott entdeckte (IV, 425-435), erkannte er, dass Mond und Sonne nur Zeugnisse Gottes, aber nicht Gott selbst sind. Joseph weiß, wie es zuging und was Abraham dabei dachte und sagte: »›Gewaltig bist du‹, sprach er zu Schamasch-Maruduk-Baal, ›und ungeheuer ist deine Segens- und Fluchgewalt. Doch etwas ist in mir Wurm, das dich übersteigt und das mich warnt, das Zeugnis für das zu nehmen, wovon es zeugt.‹« (V, 1464)

Joseph wurde geboren »um Mittag, da Schamasch im Scheitel stand und im Zeichen der Zwillinge und im Osten heraufkam das Zeichen der Jungfrau« (IV, 108). Die »Geburtssonne im Zenit« ist Zeichen des väterlichen Teils des doppelten Segens, der auf Joseph ruht. Den mütterlichen Teil repräsentieren Mond und Venus, Sin und Ischtar (IV, 109 f.). Zwischen beiden vermittelt Nabu, der Gott der Schreibkunst, als »Geschäftsträger und Unterhändler [...] zwischen Vatererbe und Muttererbe«, zwischen »Sonnengewalt und Mondesgewalt«, zwischen »Tagessegen« und »Segen der Nacht« (IV, 110).

Über das sumerisch-babylonische Pantheon orientierte TM sich vornehmlich bei Meissner (II, 4-51) und Jeremias II (348-391). – Abb.: Schamasch auf einer Kalksteintafel (860-850 v. Chr.) aus Sippar. – Einen eindrucksvollen Torso einer altbabylonischen, mutmaßlich Schamasch darstellenden Statue hat das British Museum.

Letzte Änderung: 10.08.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück