Mardug (Mardug-Bel, Mardug-Baal, Marudug, Maruduk, Bel-Marudug, Marduk, Marduk-Baal)
Mardug ist der ›Obergott Sinears‹ (IV, 253). Ihm ist das »hochragende Sonnenhaus«, der Tempel Esagila zu Babel (IV, 11) mit dem großen Turm Etemenanki geweiht (vgl. Babel). Der Name des höchsten Landesgottes bezeichnet auch den »Königsplaneten« Jupiter (IV, 60, 191).
Mardug wird im Roman dem »Sonnenprinzip« (IV, 426) zugeordnet und mit Schamasch verbunden (IV, 426). Er ist der »Sonnenbrand« (IV, 102), die »triumphierende Sonne, Marduk-Baal« (IV, 501), und seine Karriere von einer Lokalgottheit zur höchsten Landesgottheit, die der Erzähler auf die Zeit Abrahams und Chammuragaschs (Hammurapis) datiert, war dem »Mondmann« Abraham ein Dorn im Auge und vermuteter Beweggrund seiner Wanderungen von Ur über Charran nach Kanaan: »Wahrscheinlich war es der erste Anlaß seines Verdrusses und Wandertriebes gewesen, daß seine Liebe zum Monde, der Gottheit von Uru und Charran, gekränkt worden war durch übertriebene Staatsehren, die dem Sonnenprinzip, Schamasch-Bel-Mardug, durch Nimrod von Babel zum Schaden Sins, des Sternenhirten, waren erwiesen worden« (IV, 426, vgl. auch 102).
Mardug überwand das Chaos, indem er Tiamat, den »Chaoswurm« (IV, 181), tötete, und erschuf aus den Teilen ihres zerstückelten Körpers die Welt, wie das (im Roman nicht namentlich genannte) babylonische Weltschöpfungsepos »Enuma elisch« berichtet. Abraham hatte die Rolle des Weltschöpfers für seinen Gott reklamiert: »Er war es, der Tiamat zerschmissen, den Chaosdrachen gespalten hatte; der Jubelruf, mit dem bei der Schöpfung die Götter den Mardug gegrüßt hatten und den Abrams Landsleute an jedem Neujahrstag wiederholten, er gebührte Ihm, seinem Gott« (IV, 429 f.).
Für Jaakob ist die »bittere Wartezeit« bis zur Hochzeit mit Rahel ein »siebenköpfige[s] Ungetüm«, und sein Sieg über die Zeit erscheint ihm wie Gottes Sieg über den Chaoswurm (IV, 300 f.).
Bei ihrem mörderischen Überfall auf Schekem spiegeln sich die älteren Jaakobssöhne »in poetischen Vorstellungen«, indem sie ihren Kampf als Wiederholung von Mardugs Kampf mit Tiamat betrachten. Damit »hingen die vielen Verstümmelungen zusammen, das Abschneiden ›vorzuweisender‹ Glieder, worin sie sich beim Morden mythisch ergingen« (IV, 181).
Eliezer, Jaakobs ältester Knecht und Josephs Lehrer, besitzt »Bruchstücke großer Versfabeln der Urzeit, die erlogen waren, doch mit so kecker Feierlichkeit in Worte gebracht, daß sie dem Geiste wirklich wurden.« Unter ihnen befindet sich auch die Geschichte »von Mardugs Kampf mit dem Drachen« (IV, 408).
Band IV: 10 f., 17, 21, 60, 100, 102, 109, 181, 191, 253, 343, 359, 382, 397, 408, 426 f., 429 f., 501. – Band V: 1464.
Über das sumerisch-babylonische Pantheon orientierte TM sich vornehmlich bei Meissner (II, 4-51) und Jeremias II (348-391), über das babylonische Weltschöpfungsepos »Enuma elisch« und Marduks Kampf gegen Tiamat berichten Meissner (II, 104-107), Jeremias I (9-14) und Ungnad (5 f., 25-52). – Abb.: Marduk auf einem Drachen (Rollsiegel).