Chatti (Cheta; Chetiter, chetitisch, chettitisch)
Als Abraham nach Kanaan kam, waren dort »Männer von Chatti die Herren« (IV, 12). Das sind die Hethiter. Auch zu Jaakobs und Josephs Zeit spielt das Reich der Hethiter im Norden eine wichtige politische Rolle, insbesondere als Gegenspieler Ägyptens im Kampf um die Vorherrschaft in Kanaan und im nördlichen Mesopotamien.
Jaakobs Gast Jebsche weiß zu erzählen, dass der hethitische Großkönig Schubbilulima den König des mit Ägypten verbündeten Mitanni-Reiches, Tuschratta, »mit Überwältigung und Wegführung seiner Götter bedrohe, obwohl doch dieser mit dem Großen Hause von Theben verschwägert sei« (IV 76 f.).
Auch »Amuns Erster«, Beknechons, der »Vorsteher der Priester aller Götter von Theben« (V, 948), macht sich Gedanken um die Machtverteilung zwischen Cheta und Mitanni und deren Folgen für Ägypten (V, 955 f.), die er politisch gegen Amenhotep III. auszuspielen interessiert ist.
Um sich Pharao als politischer Ratgeber zu empfehlen, nutzt Joseph sein Wissen über die wankelmütigen syrischen Stadtfürsten, von denen so mancher »Pharao zwar Ergebenheit heuchelt, zugleich aber mit den Chetitern äugelt und packelt um seines Eigenvorteils willen« (V, 1476).
Die Bedrohung der ägyptischen Ost-Provinzen durch die Hethiter, die die Aufsässigkeit der syrischen Stadtfürsten unterstützen (wie z.B. die des Milkili in Asdod), macht Echnatôn in der Tat schwer zu schaffen. In dieser Lage kommen ihm die sieben Dürrejahre und die Wirtschaftspolitik seines ›Obersten Mundes‹ Joseph zu Hilfe, denn sie »nahmen dem Werberuf Amuns vieles von seiner Kraft, indem sie die wankelen Kleinkönige Asiens in wirtschaftliche Fesseln schlugen«. So wird Pharao davor bewahrt, »sein Schwert zu färben« (V, 1768).
Von einem Chetiter namens Ephron kaufte Abraham einst das Erbbegräbnis »Machpelach, die doppelte Höhle«, in der Nähe des Hains Mamre bei Hebron (IV, 163; V, 1723).
Esau heiratet, sehr zum Kummer seiner Eltern, mehrere Chetiterinnen, die unter ihren Augen ihren »angestammten Natur- und Bilderdienst treiben« (IV, 199) und Rebekka viel Verdruß bereiten (IV, 130; vgl. auch IV, 133).
Mit dem Vorwand, Jaakob müsse durch eine Reise zu Laban vor einer Ehe mit einer »Chetiterin, die Bildergreuel einschleppen werde, wie Esau's Weiber«, bewahrt werden, bemäntelt Rebekka Jaakobs Flucht nach dem Segensbetrug und erreicht so Isaaks Zustimmung zu der Reise (IV, 216).
Joseph lernt bei Eliezer chetitisch sprechen und schreiben (IV, 26). Auf seiner Reise zu den Brüdern nach Schekem lässt er seine »Sprachkenntnisse glänzen« (IV, 533).
TM hält sich hier im Wesentlichen an Jeremias I (216-220). – In der ersten Hälfte des 14. Jhs. v. Chr. steigt Chatti unter Suppiluliuma I. neben Assyrien zur Großmacht auf und Mitanni verschwindet von der Landkarte. – Vgl. Karte von Chatti und Mitanni (Wikipedia) und Karte des Hethiter-Reiches um 1400 v. Chr. (nach dem Zerfall Mitannis und dem Aufstieg Assyriens).