Lexikon zu »Joseph und seine Brüder« (1933-43)

Abgeschlossene Einträge: 490   |   Letzte Änderung: 21.07.2018

P

Pa   Pe   Ph   Pi   Pn   Po   Pr   Pt   Pu   Py

Pa-Kôs

Marktflecken in der Landschaft Gosen im Nildelta. In seiner Nähe liegt der Platz, den Joseph für das Wiedersehen mit dem Vater gewählt hat. »Es war ein recht lieblicher Ort, wo Jaakob wartete: drei Palmbäume, die wie aus einer Wurzel kamen, beschatteten seinen Sitz, und Kühle kam von einem kleinen Weiher, an dem hoch das Papyrusschilf stand und blau und rosa die Lotuslilie blühte.« (V, 1739)

Vgl. Karte von Ägypten. – Bei der Ortschaft Pa-Kôs handelt es sich um das heutige Faqus (Fakus, Phakoussai, Phakoussa).

Letzte Änderung: 04.08.2017  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Paophi

Der zweite Monat der ersten Jahreszeit des ägyptischen Kalenders, Achet, der Zeit der Nilschwemme. Es ist »die Zeit der flammendsten Sonne, wenn wir die zweite Hälfte Juli geschrieben hätten und die Kinder Ägyptens vom Monde Paophi sprachen« (V, 965). In dieser Zeit tritt der Nil über seine Ufer. In den »Hitzemonaten Paophi und Hathyr« werden die besten Datteln geerntet (IV, 882).

Wiedemann (405) und Erman/Ranke (398) schreiben ›Phaophi‹. Heute sind beide Schreibungen in Gebrauch.

Letzte Änderung: 31.05.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Pappasu

Am Abend von Jaakobs Ankunft bei Laban versammelt sich die Familie mit ihrem Gast um einen »Topf dicken, mit Sesamöl bereiteten Mehlbreis«, Pappasu genannt, über den Rahel in ›kindlichen Jubel‹ ausbricht. Jaakob füllt ihr den herumgehenden Löffel aus Kuhhorn jedes Mal besonders hoch. Dazu gibt es »noch warme Gerstenfladen, Rettiche, Gurken, Palmkohl und zum Trunke Ziegenmilch und Kanalwasser« (IV, 238).

Am Morgen nach der Ankunft in Theben bekommen Joseph und die Midianiter in ihrer Herberge, dem »Sipparer Hof«, ebenfalls Pappasu gereicht (IV, 778). 

Meissner (Band I, 415) erwähnt den Mehlbrei als eine der Lieblingsspeisen der Babylonier.

Letzte Änderung: 08.11.2009  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Parosch

Neben Hulda »der beste Esel in Jisraels Stall« (IV, 539). Joseph erbittet ihn für seine Reise zu den Brüdern nach Schekem, aber Jaakob, immer um seinen Liebling besorgt, lehnt ab, weil Parosch zu feurig und bockig ist, und gibt ihm die freundliche Hulda (IV, 526).

Letzte Änderung: 31.08.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Passah Pesach

Peleschet

Nach seinem Woher befragt, gibt der alte Midianiter dem Truppenobersten der Feste Zel, Hor-waz, an, »daß er über den Jordan gekommen sei auf Handelsfahrten durchs Land Peleschet und durch die Wüste« (IV, 717).

Nach Benzinger (10) ist ›Pileschet‹ die hebräische Bezeichnung für Palästina und bedeutete ursprünglich ›Philisterland‹.

Letzte Änderung: 11.09.2010  |  Seitenanfang Lexikon   |  pfeil Zurück

Peni-el

Bei Peni-el im Bergland Gilead befindet sich eine Furt des Jabbok, durch die Jaakob bei seiner Heimreise von Charran nach Kanaan mit seinem Tross zieht. Hier besteht er den nächtlichen Kampf mit dem ›eigentümlichen Mann‹, der ihm den Namen Israel verleiht (IV, 95 f.; V, 1747), und, am Tag darauf, das Wiedersehen mit Esau nach 25 Jahren (vgl. IV, 145-151).

Vgl. Karte von Kanaan und Genesis 32,31.

Letzte Änderung: 22.08.2009  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Per-Amun Theben

Per-Bastet

Per-Bastet im Nildelta ist nach Per-Sopd die zweite ägyptische Stadt, in die Joseph auf seiner Reise mit den Midianitern gelangt (IV, 725-728). Hier steht das Heiligtum der Bastet, deren heiliges Tier, die Katze, Tempel und Stadt bevölkert. Ihm zuliebe wächst überall Katzenkraut, so dass die Stadt von Baldriangeruch erfüllt ist (IV. 725 f.).

Anders als das griesgrämige Per-Sopd ist Per-Bastet eine Stadt »von lustigem Ruf und Ansehen«, und zwar »von altertümlicher, derber Lustigkeit, über die ganz Ägypten das Lachen ankam beim bloßen Gedenken«. Einmal im Jahr, so erfahren die Reisenden, gibt es hier ein »allgemein gültiges Fest«, das Bastet-Fest, zu dem viel Volk aus ganz Ägypten anreist, »ein Fest von drei Tagen, mit Opfern, Tänzen und Mummenschänzen«, bei dem über die Maßen viel Traubenwein getrunken wird, so dass sich das Volk »in echt altertümlicher Verfassung« befindet und nachts ein Geschrei anstimmt, das dem der Katzen bei der Paarung gleicht (IV, 726 f.).

Joseph denkt an den Vater und den »tempellosen Gott seiner Väter«, betrachtet den alten Tempel mit »jungen, doch ruhigen Augen«, denn das Bewusstsein, einer jungen, zukunftweisenden Religion und Kultur zuzugehören, »steifte ihm den Rücken« gegen das erdrückend »Altersgewaltige«, und beim Gedanken an das altertümliche Nachtgeschrei beim Bastet-Fest »zuckte er die Achseln« (IV, 727 f.).

Aus Per-Bastet stammt Weser-ke-bastet, der Kommandant der ägyptischen Besatzungstruppe in Schekem, der seiner Liebe zu Katzen »bis zur Narrheit« frönt und in seinem Quartier zahlreiche Katzenmumien beherbergt, denen er weinend »Mäuse und Milch als Opfergaben« darbringt (IV, 155).

Vgl. Karte von Ägypten. – Der gräzisierte (und geläufigere) Name der Stadt ist Bubastis. – Die Darstellung des Bastet-Festes stützt sich vermutlich auf Wiedemann, 316; vgl. auch Erman, 336.

Abb: Bastet-Figur mit Sistrum aus dem British-Museum.

Letzte Änderung: 18.08.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Peret

Zweite Jahreszeit des ägyptischen Kalenders, die »Winterzeit« (IV, 965) und »Zeit der Aussaat« (V, 1240) nach dem Rückgang der Nilschwemme.

Der ägyptische Kalender kennt drei Jahreszeiten mit je vier Monaten: Achet (Überschwemmung), Peret (Aussaat) und Schemu (Ernte). Die vier Peret-Monate fielen im Neuen Reich ungefähr in die Zeit von Oktober-Januar oder November-Februar.

Letzte Änderung: 31.05.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Perez

Der ältere der Zwillinge, die Thamar dem Juda gebärt. Mit Perez verwirklicht Thamar ihren Wunsch, sich in die Heilsgeschichte des Stammes Israels ›einzuschalten‹, denn über Perez führt die Linie zum Haus David: »noch im siebenten Gliede zeugte er [...] Boas«, und dessen Enkel war »Isai, der Bethlehemiter, ein Vater von sieben Söhnen und einem kleinsten, der die Schafe hütete, bräunlich, mit schönen Augen. Er konnte es wohl auf dem Saitenspiel und mit der Schleuder und brachte den Riesen zu Fall – da war er schon in der Stille zum König gesalbt« (V, 1575 f.).

Letzte Änderung: 24.03.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Per-Mont

Zu den »heiligsten Abschnitten« anlässlich der Feierlichkeiten zur Inthronisation Echnatôns gehört eine kurze Schiffsfahrt über den Nil zur »Krönungsstätte Per-Mont« nahe Theben (V, 1363), wo der neue König die Kronen Ägyptens aufsetzt und seine zahlreichen Herrschertitel empfängt. In deren »Schleppgewand« ist dieser Vorgang eigens erwähnt mit dem Titel »goldener Falke, der die Kronen erhoben hat zu Per-Mont« (V, 1364).

Per-Mont ist die »altheilige Stadt« Hermonthis (Armant) am Westufer des Nils, in dem der Kriegsgott Month verehrt wurde (Erman/Ranke 25). – Vgl. Karte von Ägypten.

Letzte Änderung: 15.10.2017  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Per-Schean

Eine Garnisonsstadt der Ägypter in Palästina, in der sich der zweite Teil von Mai-Sachmes Liebesgeschichte abgespielt hat, seine Begegnung mit der Tochter seiner Jugendliebe Nechbet (vgl. V, 1317 f.).

Es handelt sich wahrscheinlich um die südlich des Sees Genezareth liegende Stadt Bet-Schean (Bet She'an), die nach TMs Gewährsmann Benzinger »zur Ramessidenzeit und wohl schon lange vorher eine ägyptische Festung« war und in der neben anderen Pharaonen auch Echnaton einen Tempel hatte bauen lassen (Benzinger, 51).

Letzte Änderung: 15.10.2017  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Perseabaum

In Peteprês Garten wachsen neben Dornakazien, Dattel- und Dumpalmen, Sykomoren, Feigen-, und Granatbäumen auch Perseabäume, die »in Reihen auf grüner Grasnarbe standen, und Wege aus rotem Sande gingen hindurch« (IV, 852). Das Lusthäuschen des Gartens, in dem Peteprês Eltern Huij und Tuij sitzen, als Joseph ihnen als ›Stummer Diener‹ aufwartet, ist an den Innenwänden mit »Nachahmungen von Spann- und Hängegewinden« aus »Kornblumen, gelben Perseablüten, Weinlaub, rotem Mohn und den weißen Blütenblättern des Lotus« geschmückt (IV, 853). – Der Splitter, der im Märchen von den zwei Brüdern der Königin in den Mund fliegt, ist vom Holz des Perseabaums (V, 1313).

Die ›Mimusops Schimperi Höchst.‹, als die der Perseabaum botanisch identifiziert wurde, spielte in Ägypten nach TMs Gewährsmann Wiedemann »als heiliger Baum eine große Rolle. Sie entsprach der Persea der klassischen Schriftsteller, ihre Blätter wurden zu Blumenguirlanden und Totenkränzen verwendet« (276). Diese Bedeutung ist im Roman allenfalls im ›Märchen von den zwei Brüdern‹ (latent) präsent. – Die Beschreibung der Malereien im Gartenhäuschen mit den ›gelben Perseablüten‹ stützt sich auf die Beschreibung von Häusern der Amarna-Zeit bei Erman/Ranke (205).

Letzte Änderung: 12.09.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Per-Sopd (Per-Sopdu)

Per-Sopd, das ›Haus des Sopdu‹, ist die erste ägyptische Stadt, die Joseph nach seinem »Eintritt in Scheol« (IV, 720) kennenlernt. Per-Sopd ist die ›urheilige‹ Hauptstadt (IV, 721) des Gaus Arabia, des 20. unterägyptischen Gaus, dem auch das Land Gosen zugehört, in dem Joseph später Vater und Brüder ansiedeln wird (IV, 720).

Die Stadt ist »eng verbaut, unverhältnismäßig hoch ummauert«, zudem »arm an Leben«, denn sie hat kaum Einwohner: Die Beamten Pharaos und die Priesterschaft des Gaugottes Sopdu stellen beinahe die ganze Einwohnerschaft (IV, 722 f.). Überall riecht es aufdringlich nach Gewürznelken, dem Lieblingsgewürz des Gottes (IV, 723).

Die Priesterschaft Sopdus ist verbittert über den Bedeutungsverlust ihres vom Reichsgott Amun ›beiseitegedrängten‹ Gottes, über den Niedergang ihrer Stadt wie über den politischen und kulturellen Geltungsverlust Unterägyptens und den Aufstieg Oberägyptens (IV, 723-725).

Die Ismaeliter »ehrten diese Empfindlichkeit und pflichteten ihr händlerisch bei; sie erhöhten auch noch ihre Darbringung durch einige Brote und Krüge Biers und erwiesen dem beiseitegedrängten Sopd alle Aufmerksamkeit, ehe sie weiterzogen nach Per-Bastet, das ganz in der Nähe war« (IV, 725).

Vgl. Karte von Ägypten. – Der arabische Name des Ortes lautet Saft el-Henneh (auch Saft el-Henna oder Saft el-Hinna). Er entspricht dem griechischen Phakusa.

Letzte Änderung: 09.03.2009  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Pesach

Das Pesach-Fest findet in der Nacht des »Frühjahrsvollmonds« statt (IV, 470), der »Nacht des Vorübergehens«. In ihr muss nach Sonnenuntergang ein Tier geschlachtet und gebraten und ohne Rest aufgegessen werden. Sein Blut aber muss mit Ysopbüscheln an die Türpfosten gestrichen werden, damit der »Würger«, der in dieser Nacht umgeht, das Haus verschont (IV, 474-476).

Jaakob hat schwere Bedenken gegen das uralte, fest im Brauchtum seiner Sippe verankerte Fest, dessen Ursprung niemand mehr kennt. Er hat es im Verdacht, ein von den Gestirnen bestimmtes Fest und also ›unflätiger‹, baalsdienerischer Herkunft zu sein, bei dem ihm, wenn es so sein sollte, »das Unterste zuoberst käme in Übelkeit« (IV, 474). Er fragt sich (und Joseph), ob es nicht seine Pflicht wäre, das Fest in seiner Sippe abzuschaffen oder seinen Leuten zumindest seine »Bedenken in Sachen des Festes Pesach« mitzuteilen (IV, 476).

Joseph beruhigt ihn: Wie ein prachtvoller Baum mit seiner »kotigen Wurzel« im Dunkeln hafte, so auch das Brauchtum der Menschen (IV, 475). Er rät dem »Väterchen«, den alten Brauch nicht anzutasten, sondern vielmehr die alten durch neue Geschichten zu ersetzen, die zum Festanlass werden könnten, wie etwa die Bewahrung Isaaks. Oder – und nun betätigt Joseph sich als Prophet – »wir warten ab in der Zeit, ob nicht Gott sich einmal durch eine große Errettung und Verschonung verherrliche an uns, – die legen wir dann dem Fest zum Grunde als seine Geschichte und singen Jubellieder« (IV, 476 f.). Jaakob findet die Worte seines Lieblings »balsamisch« (IV, 477).

Die Beschreibung des Passah-Fests folgt Benzinger (382 f.), der es als »ursprüngliches Mondfest« identifiziert. Josephs ›Prophetie‹ deutet auf die ›neue‹ Begründung des Festes in Exodus 12,6-14 voraus.

Letzte Änderung: 31.08.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Peteprê (Potiphar)

Peteprê oder Potiphar, wie Joseph »bei sich selbst den Namen zu sprechen pflegte« (IV, 809), ist ein hoher Beamter am Hof Amenhoteps III., Ehemann Mut-em-enets, Sohn von Huij und Tuij und Josephs erster Dienstherr in Ägypten, dem er (wie der Erzähler umständlich errechnet) zehn Jahre lang dient (IV, 822), bevor Peteprê ihn notgedrungen und wider Willen ins Gefängnis werfen lässt.

Bei Josephs Ankunft in Ägypten ist der Hausherr »vielleicht vierzig Jahre alt, oder fünfunddreißig« (IV, 807), ein »überaus großer und dicker Mann mit kleinem Munde« (IV, 806). Seine »Turmesgröße« und »Säulenbeine« erinnern Joseph an seinen Bruder Ruben, und doch »war diese Leibesmassigkeit ganz anderer Art als die des heldischen Bruders: sehr fett nämlich überall, besonders aber in Gegend der Brust, die doppelhügelig unter dem zarten Batiste des Obergewandes vorsprang und beim unnötig unternehmenden Absprung vom Wagen nicht wenig geschwappt hatte. Ganz klein war der Kopf, im Verhältnis zu dieser Höhe und Fülle, und edel gebildet, mit kurzem Haar, kurzer, fein gebogener Nase, zierlichem Munde, einem angenehm vorspringenden Kinn und lang bewimperten, stolz verschleiert blickenden Augen.« (IV, 807)

Potiphar ist einer der »Großen über den Großen« Ägyptens (IV, 718). Amenhotep III. »hatte ihm hoch das Haupt erhoben« (IV, 842) und viele Titel verliehen. Er »hieß Wedelträger zur Rechten und Freund des Königs. Seine Hoffnung, eines Tages ›Einziger Freund des Königs‹ zu heißen (wovon es nur wenige gab), war begründet. Er war Vorsteher der Palasttruppen, Oberster der Scharfrichter und Befehlshaber der königlichen Gefängnisse« (IV, 843). Aber alle diese Titel sind »leere oder fast leere Gnadentitel«, denn Peteprê übt keines dieser Ämter wirklich aus, sie sind vielmehr eine »Ehrenfiktion, bei deren Aufrechterhaltung in seinem Selbstbewußtsein nicht nur der treue Mont-kaw, sondern alle Welt und alle äußeren Umstände ihn stündlich unterstützten, die er aber dennoch insgeheim und ohne es selbst zu wissen als das empfinden mochte, was sie war, nämlich als Unwirklichkeit und hohlen Schein« (IV, 843). Joseph ahnt früh, dass die »Hohlheit der Ämter« nur ein »Gleichnis […] für diejenige einer wurzelhafteren Würde« sein könnte (IV, 844), was sich alsbald bestätigt: Als »Stummer Diener« der greisen Eltern des Wedelträgers erfährt er, dass die »Ehegeschwister« Huij und Tuij ihren Sohn bald nach seiner Geburt entmannen ließen, um das aus der inzestuösen Ehe hervorgegangene »Dunkelsöhnchen« in Anpassung an die neue religiöse »Tagesordnung« zu einem »Lichtsohn« zu machen, der dem »Reineren« geweiht und dem »Gebrodel« der Zeugung entzogen sein sollte (IV, 861-873).

Entsetzt über die »Gottesdummheit« der Eltern (IV, 873) und voller Erbarmen mit ihrem »schnitzerhafte[n] Opfer« versteht Joseph nun vollends, dass und warum Peteprê »der Würdenstütze und Schmeichelei« seiner Umgebung so »äußerst bedürftig« ist, und nimmt sich vor, es Mont-kaws »schmeichelnde[r] Dienertreue« nachzutun (IV, 876). Gelegenheit dazu bekommt er alsbald bei seiner ersten Begegnung mit Potiphar im Dattelgarten: Er redet vor ihm über die ›Zerrissenheit der Welt im Geschlecht‹ und die ›Erhabenheit‹ des wahrhaft zeugenden Göttlichen über solche Zerrissenheit, dass Potiphar warm ums Herz wird (IV, 889) und Mont-kaw mit geröteten Augen auf den »Knaben« blickt, »der etwas tat, was zu tun ihn selbst, den Vorsteher, [...] die Liebe zum edlen Herrn gelehrt hatte, der es aber auf viel höhere, zartere und wirksamere Weise tat« (IV, 893). Wenig später wird Joseph zum Leib- und Lesediener seines Herrn bestellt, der im Speisegemach hinter seinem Stuhl steht und ihm nach den Mahlzeiten in der Säulenhalle als Vorleser dient. Und Mont-kaw schließt einen »Bund« mit Joseph, »daß wir einverstanden sein wollen im Dienst und in der Liebe des Herrn, Peteprê's« (IV, 903). Das »Wohlgefühl, das der ebräische Sklave dem Freunde Pharao‘s immer aufs neue zu erregen wußte« (V, 925), macht Joseph binnen Kurzem zum tröstlich-unentbehrliche[n] Leibdiener« seines Herrn (V, 927).

Unter den Büchern seiner reichhaltigen Bibliothek, aus denen Joseph ihm vorliest, gehört das »Lied des Lebensmüden« zu den von Peteprê besonders bevorzugten Texten, er lässt es sich »oft und immer wieder« vorlesen (V, 920).

Die Führung des Hauswesens und die Bewirtschaftung der Ländereien überlässt der »Titeloberst« ganz seinem Hausmeier Mont-kaw, dem er blind vertraut. Mit Ausnahme »der Unterhaltung seiner Leibesmasse durch Essen, derjenigen seines Mannesbewußtseins durch die Jagd in den Sümpfen und derjenigen seines Geistes durch die Bücher« (V, 928) nimmt er »sich keiner Sache an: aus feiner Vornehmheit, aus der Uneigentlichkeit seines Wesens, die ihn die praktischen Wirklichkeiten des Lebens scheuen ließ, und aus Vertrauen in die Liebe und Fürsorge der anderen für ihn, den heiligen Fleischesturm« (V, 929). Nach Meinung des Erzählers kann er von Glück sagen, dass ihm solches Maß an »träger Vertrauensseligkeit« dank der unbedingten Dienertreue seines Verwalters nicht zum Nachteil ausschlägt. »Allzusehr pochte und baute Potiphar auf die zärtliche und tiefgerührte Ergebenheit, die jedermann seiner heiklen und heiligen Verfassung als Sonnenhöfling entgegenbringen mußte, – dies Urteil zu fällen, können wir uns schon an dieser Stelle nicht enthalten.« (ebd.)

In religiösen Fragen scheint Peteprê, anders als seine Frau, die kritische Haltung des Hofes gegen die Übermacht der Amunsleute zu teilen (IV, 835; V, 941). Wenn der Oberpriester Beknechons mit großem Gepränge auf seinem Anwesen erscheint, um Mut-em-enet zu besuchen, lässt er sich in der Regel verleugnen (V, 946). Auch die von Mut und Dûdu initiierten Vorhaltungen Beknechons wegen der Bevorzugung eines ausländischen Sklaven, Josephs, lässt er gleichmütig an sich abprallen (V, 980 f.). Als aber Mut-em-enet ihn von dem Vorhaben, für sein nächstes Gastmahl eine Truppe babylonischer Tänzerinnen zu engagieren, abzuhalten versucht, weil Beknechons daraus einen Skandal machen könnte, reagiert er verstimmt und hält ihr vor, sie rede wie der »Plappervogel von Punt mit gelöster Zunge, der‘s oft gehört hat und nachkakelt, was nicht auf seinem Acker gewachsen« (V, 1042). Als Eni gar zu weinen beginnt, ist der »Titelgemahl« außer sich vor Sorge – nicht um seine Frau, sondern um seine Ruhe (V, 1044).

Die Sorge steigert sich zu ärgerlicher Bestürzung, als Mut ihn in ihrer Liebesnot dazu auffordert, den »ebräischen Knecht« (V, 1049) zu entlassen (V, 1056). Schon hier ahnt er die wahren Gründe ihres Wunsches, aber die Anwesenheit des »stärkenden Jünglings« gilt ihm mehr als ihre »Furcht vor sich selbst« (V, 1188). Später, als Dûdu ihm das vorgebliche Liebesverhältnis Josephs und Muts hinterbringt, sagt ihm sein Herz, »das der Gerechtigkeit […] fähig war« (V, 1187), dass er damals, »indem er die Frau sich selber auslieferte, es herausgefordert (hatte), daß sie beide einander ihm vorzögen und ihn verrieten« (V, 1188). Auch davon aber möchte er, weil es »mit Ärger gepaart« wäre, nichts wissen: »konnte man ihn nicht trotzdem in Ruhe lassen?« (V, 1189). Deshalb und weil er die wahren Absichten des verhassten Zwischenträgers durchschaut, verprügelt er Dûdu, dass der »wie ein Ferkel kreischte« (V, 1200).

So naht schließlich »Petepre's peinlichste Feststunde«, auf die er im Grunde immer schon »unbestimmt gefaßt gewesen« ist, »nur unkund ihrer Einzelheiten, die aber weitgehend von ihm abhingen, wenn es soweit war, – und siehe, er gestaltete sie nobel« (V, 1263): Als Mut-em-enet Joseph vor ihm verklagt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als Joseph zu verurteilen, doch spricht er ein gerechtes, ja schonungsvolles Urteil (V, 1274).

Der zuletzt zum »Ernährer« Ägyptens aufgestiegene Joseph sieht »seinen Herrn und Richter, der ihn mit Wohlwollen ins Gefängnis warf« (V, 1493), nicht wieder, denn Peteprê hat sich nach Amenhoteps III. Tod »mit dem Titel und Rang eines Einzigen Freundes ins Privatleben zurückgezogen. Er ging nicht mehr zu Hofe, brauchte es jedenfalls nicht mehr zu tun und hat es an den Tagen von Josephs Vergoldung aus einem Taktgefühl, das ihm durchaus zu eigen war, augenscheinlich vermieden.« (V, 1495) Sofern aber »im Lauf der Jahre ein Zusammentreffen bei irgendeiner feierlichen Gelegenheit dennoch sich ereignet haben« sollte, mutmaßt der Erzähler, »so kann man überzeugt sein, daß es sich ohne ein Wimperzucken, in vollkommener Diskretion und beherrschtester Ignorierung der Vergangenheit auf beiden Seiten abspielte« (1495 f.).

Mut-em-enets »Verhältnis zu Potiphar hatte durch die vorzügliche Weisheit, die dieser bei der Katastrophe bewiesen, eher an Wärme gewonnen, als daß es unter dem Vorgefallenen gelitten hatte. Daß er wie ein Gott gerichtet, erhaben über das Menschenherz, dafür wußte sie ihm Dank und war ihm fortan eine untadlig ergebene Ehrengemahlin.« (V, 1496)

Potiphars weitläufiges Anwesen mit der vornehmen Villa, dem Frauenhaus, den Wohnungen für das Gesinde, den Wirtschaftsgebäuden und Kornspeichern wird ausgiebig und detailreich beschrieben. Das Herrenhaus »mit übermaltem Säulenportal, schönen Gesimsen und dreieckigen, nach Westen offenen Windkaminen auf dem Dache« (IV, 782) ist »reichlich und überflüssig« gebaut (IV, 849). Es verfügt über drei Säulenhallen, deren östliche, die »Vorhalle«, Joseph bei seinem ersten Gang ins Haus staunend betrachtet. Sie hat sieben Türen aus »rotem Holz mit edlem und breitem Schmuckwerk darüber. Rundsäulen trugen sie, ebenfalls rot und aus Holz, schimmernd poliert, mit steinernen Basen und grünen Häuptern; der Fußboden aber der Halle stellte den Himmel der Sternbilder dar, hundertfältig von Figur« (IV, 848). Alle Räume sind mit vornehmen Möbeln und erlesenen Dekorationen versehen, die Wände mit Wandmalereien geschmückt.

Unter der von der Empfangshalle zum Oberstock führenden Treppe liegt Mont-kaws und später Josephs Zimmer, das »Sondergemach des Vertrauens«. Neben einer »zierlichen, fellbedeckten Bettstatt auf Tierfüßen, deren Kopfbrett die Bilder schlummerbeschützender Gottheiten, des krummen Bes und Epets, des schwangeren Nilpferdes, zeigten«, ist es mit Truhen, einem »steinernen Waschgerät«, einem Kohlenbecken und einem Lampenständer ausgestattet, und Joseph »dachte bei sich, daß man hoch aufsteigen müsse im Vertrauen, um es in Ägyptenland zu solcher Sonderbehaglichkeit zu bringen« (IV, 848).

In dem großen, in weiß und himmelblau gehaltenen Speisezimmer, in dem Joseph dem Hausherrn aufwartet, ist alles »zierlich und schön, voll heiteren Schmuckes und Überflusses« (V, 914). Die weißen Wände sind »von gemalten Friesen umlaufen unter der ebenfalls weißen und von himmelblauem Gebälk durchzogenen Decke, an welches die bunten Häupter der hölzernen, blau bemalten, auf weißen Rundbasen stehenden Säulen des Saales stießen« (V, 914). In der Mitte des Raumes steht »eine umfängliche Anrichte, hochauf bedeckt, wie Amuns Opfertisch, mit Speisen, [...] deren es viel zu viele waren, als daß sie von den vier Erhabenen auf der Estrade nur annähernd hätten verzehrt werden können: mit Röstgänsen, Bratenten und Rindskeulen, Gemüsen, Kuchen und Broten, mit Gurken, Melonen und syrischem Obst in üppiger Schaustellung« (V, 915).

Während Mut-em-enet und die beiden Alten kaum etwas zu sich nehmen und »nur aus Kultur zu Tische« sitzen, isst »Pharao's Freund […]  viel mit seinem zierlichen Munde, von allem Angebotenen, denn einen Fleischesturm hatte er zu unterhalten«, und auch dem Wein spricht er kräftig zu, »denn der Wein erwärmte ihm wohl das Gefühl seiner selbst und ließ ihn glauben, daß er [...] ein rechter und wirklicher Truppenoberst sei« (V, 916). Hin und wieder unterhält Gottliebchen die Herrschaften bei den Mahlzeiten, indem er »in seinem Knitterstaat um die große Anrichte herum schnurrige Tänze« aufführt, und in einem »entfernten Winkel kauerte meistens ein alter Harfenspieler, der mit dürren Krummfingern sacht in die Saiten griff und undeutliche Murmellieder sprach. Er war blind, wie es sich für einen Sänger gehörte, und konnte auch etwas weissagen, obwohl nur stockend und ungenau.« (V, 917)

Das Herrenhaus grenzt mit zwei Seiten an einen ausgedehnten Garten, in dem Peteprê häufig lustwandelt. Im Baumgarten stehen die »schönsten Sykomoren, Dattel- und Dumpalmen, Feigen-, Granat- und Perseabäume […] in Reihen auf grüner Grasnarbe«, zwischen denen zahlreiche, mit Grundwasser gefüllte Becken eingelassen sind (IV, 827) und »Wege aus rotem Sand« hindurchgehen (IV, 852). Ein Weingarten und ein Gemüsegarten schließen sich an, »liebliche Blumenfelder« säumen eine Platanenallee und umgeben den Gartenpavillon (IV, 852).

In diesem zwischen den Bäumen, an einem künstlichen Lotusteich gelegenen »Lusthäuschen« wartet Joseph den Eltern seines Herrn als »Stummer Diener« auf, und alles, was er dort sieht, erregt sein Wohlgefallen: »Es war Kultur, was auf ihn herniederlächelte, und Abrams später Enkel, der Jaakobsjüngste, etwas verweltlicht wie er war, geneigt zur Neugierssympathie und zu Jungentriumphen der Freiheit, hatte seine Freude daran mit heimlichem Rückblick auf den allzu geistlichen Vater, der all diese Bildmacherei mißbilligt hätte.« (IV, 853)

Das Häuschen ist außen »von weißen, rotkannelierten Säulchen flankiert« und im Inneren mit ›lustigen und natürlichen Malereien‹ bedeckt. Sie zeigen »reizende Nachahmungen von Spann- und Hängegewinden« aus allerlei Blumen, aber auch Szenen »heitersten Lebens«: »man sah eine Eselherde, aus der man es iahen zu hören meinte, einen Fries fettbrüstiger Gänse, eine grünblickende Katze im Schilf, stolzierende Kraniche in feiner Rostfarbe, Leute, die schlachteten und Rindskeulen und Geflügel im Opferzuge trugen, und andere Augenweide mehr« (IV, 853).

Die Beschreibung von Potiphars Garten stützt sich vermutlich überwiegend auf Erman/Ranke (203-211), teils auch auf Wiedemann (272-279) und Blackman (8-10).

Die Abbildungen verweisen auf Bildvorlagen, die bei der Gestaltung der Figur und der Schauplätze Pate gestanden haben könnten (vgl. dazu auch Wysling, S. 258 f., 264-267): (1) Kalksteinstatue des Hem-iunu. – (2) Empfangshalle eines vornehmen Hauses in Amarna. – (3) Opfertisch mit Baumgöttinnen. – (4) Vornehme Damengesellschaft mit blindem Harfenspieler. – (5) Garten mit Teich. – (6) Gänse von Meidum und andere Wanddekorationen. – (7) Blinder Harfenspieler.

Letzte Änderung: 15.04.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Peteprês Bibliothek

In den beiden an das Speisegemach anstoßenden Hallen in Potiphars Haus befinden sich neben anderen kostbaren Ausstattungsgegenständen mehrere »[s]chöne und bildlich ausgestattete Bücherschreine«, aus denen Joseph sich bei seinem an die Mahlzeiten anschließenden »Lesedienst« für Potiphar bedient. Sie enthalten Peteprês »schöne und vielseitige Bücherei«, die sich »teils aus unterhaltenden Einbildungen und scherzhaften Fabeln zusammensetzte, [...] teils aus dialektisch anregenden Schriften [...], aus religiösen und magischen Texten und Weisheitstraktaten in dunkler und künstlicher Sprache, Königsverzeichnissen von den Zeiten der Götter an bis zu denen der fremden Hirtenkönige mit Angabe der Regierungszeit eines jeden Sonnensohnes und Annalen geschichtlicher Denkwürdigkeiten einschließlich außerordentlicher Steuererhebungen und wichtiger Jubiläen« (V, 918 f.). Unter den zahlreichen Büchern, aus denen Joseph seinem Herrn vorliest, gehören das »Lied des Lebensmüden zum Lob des Todes« und die »Prophezeiung einreißender Unordnung« (d. i. Die Prophezeiung des Ipuwer) zu Peteprês Favoriten (vgl. V, 920).

Bei der Beschreibung der Bibliothek und des von Josephs versehenen »Leib und Lesedienstes« (V, 913-926) werden zahlreiche Titel der altägyptischen literarischen Überlieferung teils nur genannt, teils auch mit kurzen Hinweisen zum Inhalt versehen. Es sind dies: Die Geschichte des Schiffbrüchigen, der satirische Brief des Schreibers Hori an Amenemope, die Geschichte von der Eroberung der Stadt Joppe, die Geschichte von Chufu (Cheops) und Dedi, die Liebeslieder des Papyrus Harris 500, die (irrtümlich als »Kampf der Katzen und Gänse« gedeutete) satirische Zeichnung gänsehütender Katzen vom Papyrus Turin 55001 (vgl. Abb.), das Lied des Lebensmüden, das Märchen vom Königskind (Der verwunschene Prinz), das Märchen von den zwei Brüdern, die Prophezeiung des Ipuwer, die Nachtfahrt der Sonne (d.i. das ›Amduat‹ oder ›Schrift des verborgenen Raumes‹) sowie drei Texte aus dem Repertoire der Totenbücher, nämlich das Buch »Es blühe der Name«, das Buch vom Atmen und das Buch vom Durchschreiten der Ewigkeit.

TM kannte diese Texte teils aus den mehr oder weniger ausführlichen Referaten bei Erman/Ranke (429-474) und Wiedemann (386-394), teils aus den zwei in seiner Bibliothek befindlichen Sammlungen altägyptischer Erzählungen (Altägyptische Erzählungen und Märchen. Ausgewählt und übersetzt von Günther Roeder. Jena: Diederichs 1927; Märchen und Geschichten der alten Ägypter. Hrsg. von Ulrich Steindorff. Berlin: Propyläen [1925]).

Abb: Katzen als Gänsehüter vom Papyrus Turin 55001.

Letzte Änderung: 15.04.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Phönix Bennu

Pison und Gihon

Die beiden Flüsse, die, der »überlieferte[n] Ortsbeschreibung« des Paradieses zufolge, neben Euphrat und Tigris zu den vier »Weltwasser[n]« gehören, in die sich der aus dem Garten Eden fließende Strom geteilt hat, sind der Pison und Gihon (IV, 36; vgl. Genesis 2,10-14). Die »Auslegung«, so der Erzähler, habe diese beiden Flüsse mit dem Ganges und dem Nil identifiziert, was aber »von ansehnlicher Seite« bestritten werde. Pison und Gihon seien »vielmehr der Araxes, der ins Kaspische Meer, und der Halys, der in das Schwarze geht« (IV, 36 f.).

Die »Auslegung«, die Pison und Gihon mit Ganges und Nil gleichsetzt, geht auf Flavius Josephus zurück; TM selbst stützt sich hier wohl auf Gorion (I, 60), den er nahezu wortgleich zitiert; auch Jeremias I (86) identifiziert den Gihon mit dem Nil. Die ›ansehnliche Seite‹, die diese These bestreitet und den Araxes (Aras) und Halys (Kızılırmak) ins Spiel bringt, ist Braun (I, 128), den TM ebenfalls fast wortgleich zitiert, dabei allerdings dessen Gleichsetzung vertauscht (Braun identifiziert den Pison mit dem Halys und Gihon mit dem Araxes).

Letzte Änderung: 18.03.2018  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Pniel, Pnuël Pe-niel
 

Potiphar Peteprê

Potiphera

Sonnenpriester zu On und Vater von Josephs Frau Asnath (vgl. Genesis 41,45). Er ist der Nachfolger des »milde[n] Greis[es]«, der bei Josephs erstem Aufenthalt in On den »goldenen Stuhl« des Ober-Hausbetreters Rê-Horachtes innehatte (V, 1515), wahrscheinlich sogar, wie der Erzähler vermutet, dessen Sohn, und ebenso »gütig-mild und heiter« wie jener, weil es das Amt so vorsieht (V, 1516). Obwohl die Verheiratung seiner Tochter mit Pharaos ›Oberstem Mund‹ überaus »ehrenvoll und erwünscht« ist, erfüllt er das Ritual, das den Eltern der »Sonnentochter« Trauer und Groll über den Verlust der Tochter zu zelebrieren vorschreibt (vgl. V, 1518), und reist mit seiner Frau »tief gebeugt von wegen des unfaßlichen Raubes« zur Hochzeit nach Menfe (V, 1521). In Erfüllung dieses Rituals bleibt das Verhältnis der Brauteltern zu ihrem Schwiegersohn auch in der Folgezeit, »mochte es sich im Privaten auch durchaus freundschaftlich gestalten, nach außen hin immer gespannt« (V, 1515).

Letzte Änderung: 17.12.2014  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Prath Euphrat

Prophezeiung einreißender Unordnung

Ein Text aus Potiphars Bibliothek, den Joseph häufig vorlesen muss. Er enthält »die finstere und schauderhafte Prophezeiung einreißender Unordnung in den beiden Ländern und wilder Herrschaftslosigkeit in ihrem Endgefolge, einer greulichen Umkehrung aller Dinge, also daß die Reichen arm und die Armen reich sein würden«. Warum Peteprê diesen Text so schätzt, »blieb ungewiß; vielleicht nur des Schauders wegen, der angenehm sein mochte, insofern vorläufig noch die Reichen reich und die Armen arm waren« (V, 920).

Es handelt sich um die Prophezeiungen des Ipuwer (Mahnworte des Ipuwer, Mahnreden des Ipuwer) aus dem Papyrus Leiden I 344, die TM vermutlich durch die Auszüge bei Erman/Ranke (449 f.) kannte.

Letzte Änderung: 14.04.2015  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Ptach

Ptach, »der Gewickelte«, ist Hauptgott von Menfe und bildet mit seiner löwenköpfigen Gemahlin Sachmet und beider Sohn Nefertêm die »Dreiheit von Menfe« (IV, 750). Sein Tempel wurde schon vom ›Urkönig‹ Meni (Menes) erbaut »und stand hier also viel länger schon als draußen die Pyramiden, seit Tagen, hinter die kein Mensch zu blicken vermochte« (IV, 746).

Auf Ptachs Bedeutung als Ur- und Schöpfergott (vgl. Erman, 25 f.; ErmanAeRe, 20) wird im Roman nicht explizit Bezug genommen, wohl aber auf seine Rolle als »Schutzherr der Bildmetzen und Handwerker«, als Künstlergott. Ptach selbst ist Künstler, von ihm heißt es, »daß seines Herzens Pläne verwirklicht und seine Gedanken ausgeführt würden« (IV, 750). Kunstwerke sind die »ausgeführten Gedanken« des Gottes (V, 1097; vgl. auch Erman/Ranke, 83).

Entsprechend ist Ptachs »große Wohnung« in Menfe »lauter Bild«, sind die Hallen und Höfe des Tempels von Ptachs Bild gewordenen Gedanken nur so »bevölkert«, und Joseph, dem es nach seinem Glauben verboten ist, sich ein Bildnis zu machen, war noch nie »so sehr im Verbotenen gewandelt wie hier« (IV, 750). Ptach selbst ist »an den lückenlos überzauberten Wänden hundertmal dargestellt in seinem Kapellenschrein: von Menschengestalt allerdings, aber sonderbar puppenhaft und von gleichsam abstrakter Form, in einbeiniger Seitenansicht mit langem Auge, den Kopf mit einer eng anliegenden Kappe bedeckt, am Kinn den künstlich befestigten Keil eines Königsbartes.« Seine Gestalt »schien in einem Futteral, einem engen, entformenden Überzuge zu stecken, schien, offen gestanden, gewickelt und balsamiert ...« (IV, 751). Das lässt Joseph darüber mutmaßen, ob die Stadt Menfe »ihren Grabesnamen nicht nur um der Pyramide willen (verdiente), nach der sie hieß, und nicht nur ihrer Gewesenheit halber, sondern besonders noch und eigentlich erst als Haus ihres Herrn« (IV, 752).

Allem Bilderreichtum des Künstlergottes zum Trotz darf das Volk kein Bildnis des Ptach sehen, und selbst »wenn er Prozession hielt in seiner Barke und bei einer anderen hier ansässigen Gottheit Besuch ablegte, war sein Standbildchen hinter goldenen Vorhängen verborgen und nur die Priester, die seinen Dienst taten, kannten sein Angesicht« (IV, 749).

Anschauung des Gottes bietet dagegen Chapi (Apis), der große Stier von Menfe. Er ist »Ptachs lebende Wiederholung« (IV, 755), und die kann Ptach, meint Joseph, »wohl brauchen, da er selber offenkundig gewickelt ist und ist eine Leiche« (IV, 760). Chapi bringt seine Tage im Ptach-Tempel zu, im »Lampendämmer seines Kapellenstalles« (IV, 752). Nach seinem Tod wird er einbalsamiert und im »ewigen Hause der Gottesstiere« beigesetzt (IV, 757). Dem Volk wird er beim Apis-Opfer regelmäßig vorgeführt, »daß es leben sähe den Gott und man ihm Opfer brächte« (IV, 752). Joseph wird bei seinem ersten Aufenthalt in Menfe Zeuge einer solchen Veranstaltung und lernt dabei den Bäckermeister Bata kennen, den er über Glauben und Gebräuche der Ägypter ausfragt (IV, 752-760).

Besonders interessiert ihn das Verhältnis zwischen dem gewickelten Gott in seiner Kapelle und seiner ›lebenden Wiederholung‹ im Kapellenstall, mehr noch die Frage, wie sich denn Chapi nach seinem Tod zu dem gewickelten Gott verhalte, der doch augenscheinlich auch eine Leiche sei, so dass also beide, der Gott wie auch seine ›lebende Wiederholung‹, tot und zu Usir geworden seien. Bata weiß so verwickelte Fragen nicht recht zu beantworten, berichtet stattdessen vom Ritual der Mundöffnung, das täglich an Ptachs Statue vollzogen werde, was wiederum Josephs Nachfrage provoziert, wie denn der Dienst an den menschlichen Toten aussehe. Bata erzählt ihm treulich dasselbe Ritual noch einmal, und Joseph, der mit seinen Fragen auf die Einheit von Göttern und Menschen hinaus will, bedankt sich mit (unbemerkter) Ironie: »Darin besteht also der Unterschied zwischen dem Dienst der Götter und dem der Toten« (IV, 758 f.).

Als »Stummer Diener« für Potiphars Eltern muss Joseph »wie eine Figur des Ptach« sein, starr wie eine Statue (IV, 846).

Der frisch verliebten Mut-em-enet scheint Josephs schöner Jünglingskörper »nicht der Fleischeswelt, sondern der reineren Welt von Ptachs ausgeführten Gedanken anzugehören« (V, 1097). Doch im zweiten Jahr ihrer Leidenschaft gilt ihr diese ›reinere Welt‹ der Kunst nichts mehr und sie hält Joseph Vortrag über die Vorzüge der lebenden Gestalt: »Unvergleichlich blühender ist unsere Neigung zu der schönen Lebensgestalt denn zu der Dauerschönheit der Bilder aus den Werkstätten des Ptach, und wie willst du das Herz wohl lehren, daß der Stoff des Lebens geringer und schnöder sei als der Dauerstoff seiner Nachbilder?« (V, 1131).

Echnatôn lebt mit Ptach, wie auch »mit den übrigen uralten und urverehrten Landesgottheiten, ausgenommen höchstens das Sonnenhaus zu On, [...] in hoffnungslosem Zerwürfnis« (V, 1813).

Über Ptah (und Chapi) fand TM Informationen bei Erman/Ranke, S. 31, 83, 294, 299, 312, 331 f., 484, 504; vgl. auch Erman, 25 f., 58, 91-93; 333, 385-387; ErmanAeRe, S. 20, 29, 33, 43 f., 46-48, 67 f., 91, 190-192, 196 f. – Abb.: (1) Ptah auf einem Relief an der südlichen Außenwand des Karnak-Tempels. – (2) Ptah auf einem Blatt des Papyrus Harris.

Letzte Änderung: 10.08.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Ptachemheb

Wenn Echnatôn in seinem Palast in On weilt, ist es Ptachemheb, der »Wesir des Nordens«, der ihm den allmorgendlichen Bericht über Regierungsangelegenheiten erstattet wie Ramose, der »Wesir des Südens«, in Theben (V,  1381). Beide bereiten ihm damit Kopfschmerzen (V, 1382). An dem Morgen nach Echnatôns Traumnacht muss Ptachemheb sich als einer der ersten die rätselhaften Träume des Königs anhören und begegnet der Frage, ob er sie für »reichswichtig« halte, mit einer langen, gewundenen Rede, die besagt, »daß er sich nicht zu äußern vermöge und mit den Träumen nichts anzufangen wisse« (V, 1395). Dennoch muss er bei der anschließenden Beratung mit den königlichen Traumdeutern anwesend sein, und auch am darauffolgenden Tag den gleichermaßen unbrauchbaren Deutungen der Priester des Thot beiwohnen, denen er zuletzt in Echnatôns Auftrag die Frage zu übermitteln hat, »ob sie sich nicht schämten« (V, 1401).

Anders als Ramose ist Ptachemheb keine geschichtlich verbürgte Gestalt.

Letzte Änderung: 03.11.2017  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Punt

Am »untersten Roten Meere« liegt das Weihrauchland Punt, »das Reich des Phönix« (IV, 407), wohin einst die Schiffe Hatschepsuts aufgebrochen waren (IV, 721).

Potiphar tadelt seine ›Titelgemahlin‹, als sie energisch gegen seine Absicht opponiert, bei einem Gastmahl babylonische Tänzerinnen auftreten zu lassen: Sie rede wie ein »Plappervogel von Punt mit gelöster Zunge, der's oft gehört hat und nachkakelt, was nicht auf seinem Acker gewachsen« (V, 1042).

In den Augen der Ägypter gehören die »Puntier«, wie die Libyer und die »syrische[n] Sandbewohner« zu den »Barbaren des roten Landes«, wie Mai-Sachme seinen jungen Gefangenen Joseph wissen lässt (V, 1321).

Aus Punt stammen die beiden Windspiele Hepi und Hezes, die Joseph später in seiner Villa in Menfe hält (V, 1587).

Nach Jeremias I (157) umfasste das Land Punt die »Landstriche zu beiden Seiten des südlichsten Roten Meeres«. – Die Bezeichnung Punts als »Reich des Phönix« geht wohl auf Wiedemann (256) zurück, demzufolge »der reihergestaltige Vogel Phönix, die Verkörperung der neugeborenen, aus den Flammen der Morgenröte sich erhebenden Morgensonne«, aus Punt kam. – Was es mit Peteprês Wendung »Plappervogel von Punt« (augenscheinlich ein Papagei) auf sich hat, ist unklar.

Letzte Änderung: 29.08.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

Pyramiden von Gizeh

Beim Anblick der »großen Austritte, von denen die Welt wußte«, der »Grabmäler Chufu's, Chefrens und anderer Könige der Vorzeit« bei Gizeh (IV, 739), macht Joseph zwar »große Augen« (IV, 740), doch »sein Blick stieß gegen die kahl überdauernde Riesenmathematik, dies Großgerümpel des Todes, wie ein Fuß stößt nach Plunder«. Die »furchtbare Dauer«, mit der diese »Dreiecksdome«, »verlassen von ihrer Zeit, übrig hereinstanden in Gottes Gegenwart, verlieh ihnen etwas Greuliches unter anderem und Verfluchtes in seinen Augen, und er gedachte des Turmes [zu Babel]« (IV, 741).

Während die Karawane der Midianiter sich dem »stereometrischen Grabesgebirge« nähert, erzählt der alte Midianiter Geschichten von Pharao Chufu, der für den Bau der großen Pyramide »alles Volk ohne Ausnahme in die Fron gespannt« hatte (IV, 740).

In der Nähe wird – nicht für Joseph, aber für den Erzähler – erkennbar, dass es allein die Pyramiden sind, die sich »siegreich mit der furchtbaren Zeitmasse ihres Alters« hatten messen können, unter der ansonsten alles »vergangen und vergraben war, was die Räume zwischen ihren ungeheuren Figuren einstmals in frommer Pracht gefüllt und geteilt hatte«. Zu Josephs Zeit ist von alledem nichts mehr zu sehen, der Erzähler aber weiß davon und gibt Auskunft: »Von den Totentempeln, die an ihren Schrägen gelehnt hatten und in denen der Dienst der zur Sonne Verstorbenen ›für ewig‹ gestiftet worden; von den gedeckten, bildstarrenden Gängen, die dorthin geführt, und den breitständigen Torbauten, die östlich am Rande des Grünen den Eingang zu den Schlußwegen ins Zauberreich der Unsterblichkeit gebildet hatten, sah Joseph nichts mehr an seinem Tage und wußte nicht einmal, daß sein Nichtssehen ein Nichtmehrsehen, ein Sehen der Vernichtung war. Er war wohl früh daran nach seiner Stellung zu uns, aber ein grüner Spätling in anders gerichtetem Vergleich« (IV, 741).

Abb: Rekonstruktion des Pyramidenfeldes bei Gizeh von Uvo Hölscher, die TM aus Kaufmann (Abb. 90) kannte.

Letzte Änderung: 10.10.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück

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