Lexikon zu »Joseph und seine Brüder« (1933-43)
Abgeschlossene Einträge: 490 | Letzte Änderung: 21.07.2018
Baal, Baalat, Baalim
Die westsemitischen Wörter für Gott (Baal mit der Bedeutung: Herr, König, Meister), Göttin (Baalat) oder Götter (Baale, Baalim) werden im Roman vorwiegend als allgemeine Bezeichnungen der westsemitischen, teils auch der mesopotamischen Gottheiten (vgl. aber Bel) verwendet. Der kritischen Sicht der Abrahamsleute auf die Vielgötterei in Kanaan und Mesopotamien entsprechend haben die Begriffe einen mehr oder weniger deutlichen pejorativen Akzent.
Insbesondere Jaakob hegt Abscheu gegen den »Baalsunflat« seiner Landsleute (IV, 417 u.ö.) und predigt den Seinen von dem einen Gott Abrahams, der viele Namen habe, aber immer der einzige und höchste Gott El eljon sei und bleibe. Bei den Kanaanäern dagegen »gab (es) keinen Baal, es gab nur Baale, das heißt Inhaber, Besitzer und Beschützer von Kultstätten, Hainen, Plätzen, Quellen, Bäumen, eine Menge Flur- und Hausgötter, die vereinzelt und ortsgebunden webten, in ihrer Gesamtheit kein Gesicht, keine Person, keinen Eigennamen hatten und höchstens ›Melkart‹, Stadtkönig hießen, wenn sie eben dergleichen waren, wie der von Tyrus. [...] Da war wenig Würde und gar keine Gesamt-Majestät« (V, 1732). Eine Ausnahme macht Jaakob nur bei Baal-berit, dem Hauptgott von Sichem, Tammuz-Adonis.
TMs Begriffsverwendung entspricht im Wesentlichen der Begriffserläuterung, die er bei Jeremias I (248) vorgefunden haben dürfte: »Die in der Bibel bezeugten kanaanäischen Gottesbezeichnungen Ba'al und Molek [vgl. Melech] sind nicht eigentliche Gottesnamen. Ba'al, bereits in der Amarnazeit in Kanaan nachweisbar, entspricht dem babylonischen Gottes-Epitheton Bel [vgl. Bel], und Molek [...] ist wohl absichtliche Verdrehung des Gottesattributes, das babylonisch gesprochen Malik ›Entscheider‹ lautet. Beide Epitheta bezeichnen den betreffenden summus deus des Landes«.
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Baal-berit
Baal-berit (›Bundesbaal‹) ist der Name des Hauptgottes von Schekem, einer »Form des syrischen Schäfers und schönen Herrn« Tammuz-Adonis, der, wie schon Abraham in Gesprächen mit dem sichemitischen Priesterkönig Malkisedek festgestellt hatte, mit seinem »wahren und höchsten Gott« nahezu identisch ist (IV, 71; vgl. auch Jaakob und Tammuz). Deshalb hat der Begriff Baal für die Jaakobs-Leute in diesem Zusammenhang auch nicht, wie sonst fast immer, herabsetzende Bedeutung.
Band IV: 71, 154, 176, 435, 731.
Näheres zur Ähnlichkeit zwischen beiden Gottesbegriffen bei Malkisedek.
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Ba'almahar
Einer der Packknechte des alten Midianiters. Ba'almahar, dessen Kopf, wie Joseph bemerkt, »etwas grindig« ist, hat an einem der ersten Reisetage Auftrag, ihn zu dem Alten zu rufen, und ist verblüfft, dass der »Heda vom Brunnen« nicht sofort alles stehen und liegen lässt, sondern zuerst seinen Fladen zuende backt (IV, 670 f.).
Letzte Änderung: 03.09.2010 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Babel (Babylon)
In Babel, der Königsstadt des babylonischen Reiches, herrscht zu Josephs Zeit der »Kassit von Babel« Kurigalzu (IV, 77). Zu Abrahams Zeit war es Chammuragasch, der große Gesetzgeber Hammurabi.
Die »bartlockigen Männer von Sinear« nennen ihre Königsstadt auch »Pforte Gottes« und »Band Himmels und der Erde« und halten sie für »der Welt heilige[n] Mittelpunkt«. Joseph »hatte über diese Frage des Weltnabels nähere und wahrere Nachrichten« (IV, 35), nämlich Jaakobs Traum von der Himmelsleiter zu Beth-el.
Wahrzeichen der Stadt ist das »hochragende Sonnenhaus, der Mardug-Tempel« (IV, 11), »genannt Esagila oder Haus der Haupterhebung« (IV, 33) mit dem gewaltigen Turm Etemenanki (IV, 295). Wer diesen Turm ursprünglich erbaut hat und wann, bleibt dunkel. Die Babylonier glauben, dass er einst von Mardug selbst erbaut und später von Hammurabi ›aufgefrischt‹ und erhöht wurde (IV, 33, 420). Joseph hält den Sonnen-Tempelturm – wie schon Abraham und die Chaldäer überhaupt – »für den Großen Turm selber«, von dem die Überlieferung berichtet (vgl. Genesis 11,4-9). Das ist nach Überzeugung des Erzählers zwar »entschuldbar« (IV, 33), aber gleichwohl falsch. Denn in seinen Augen spricht alles dafür »daß Esagila nur einer Dünenkulisse gleichkommt auf der unermeßlichen Wanderung« nach dem »Urbild des Großen Turmes«, das nach seiner Vermutung in Atlantis zu suchen ist (IV, 34).
Nach der Überlieferung der Jaakobsleute war der »Turm der Vermessenheit«, insbesondere seine Erhöhung durch Hammurabi dem Urvater Abraham ein Ärgernis, weil dadurch der neue Landesgott Mardug unangemessen »über alle Götter von Sinear« erhöht wurde (IV, 102), was Abrahams Auszug aus Sinear veranlasst haben soll (IV, 426). Seither ist die »Turm-Märe« in Josephs »besonderer Welt« mit der Idee der ›Zerstreuung‹ verbunden, denn Abraham hatte der Absicht des ›Gesetzgebers‹ Hammurabi, der mit der Erhöhung des Turms das Volk »zusammenzubringen« und zu einen wünschte, widersprochen, indem er sich ›zerstreut‹ hatte (IV, 33). Dadurch »gewann in Josephs Heimat das Vergangene, das in Gestalt Esagila's gegenwärtig war, einen Einschlag des Zukünftigen und der Prophetie: ein Gericht schwebte über dem himmelan getürmten Trotzmal von Nimrods Königsvermessenheit; kein Ziegel sollte davon auf dem anderen bleiben und seine Erbauer verwirrt und zerstreut werden vom Herrn der Götter. So lehrte der alte Eliezer es den Sohn Jaakobs und wahrte so den Doppelsinn des ›einst‹, seine Mischung aus Mär und Verkündigung, deren Ergebnis das zeitlos Gegenwärtige, der Turm der Chaldäer war« (IV, 33 f.).
Kurz vor Jaakobs Hochzeit schwärmt Laban, ganz »Untertan Babels« (IV 253), vom Fest der Ischtar in Babel und vergleicht seine Tochter einer jener ›Makellosen‹, die »die Priester alljährlich beim Ischtarfest zu Babel dem Gotte zuführen und führen sie hinauf vor allem Volk über des Turmes Treppen und durch die sieben Tore und nehmen ihr ein Stück ihres Schmuckes und ihres Gewandes an jedem Tore und am letzten das Schamtuch, und führen die heilig Nackende ins oberste Bettgemach des Turmes Etemenanki.« Jaakob macht dazu nur »Hm« (IV, 294 f.).
Der Name ›Babylon‹ taucht nur einmal im Roman auf (IV, 26); die Stadt wird sonst durchgehend mit ihrem hebräischen Namen ›Babel‹ bezeichnet. – Bei der Beschreibung des Marduk-Tempels und der Geschichte des ›Turmbaus zu Babel‹ folgt TM im wesentlichen Jeremias I (168-175). Labans Beschreibung des Ischtar-Festes folgt Mereschkowskij (141 f., 229).
Zur Lage Babels vgl. Übersichtskarte. – Zur Zikkurat von Babylon, zur mutmaßlichen Lage von Tempel und Turm und zu den mit dem Turm verbundenen Mythen vgl. die Bilder und Erläuterungen von Jona Lendering.
Abb.: (1) Rekonstruktive Zeichnung des Turmes Etemenanki. – (2) Detail des rekonstruierten Ischtar-Tors, einem der Stadttore Babylons.
Letzte Änderung: 30.07.2013 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Babylonien, babylonisch
Das Substantiv wird nur einige wenige Male im Roman verwendet (IV, 36 f., 886; V, 1579) und bezieht sich auf das Kerngebiet des babylonischen Reiches zwischen den Unterläufen von Euphrat und Tigris, während der nördliche Teil des Zweistromlandes zwischen den Oberläufen beider Flüsse Mesopotamien genannt wird (vgl. V, 1579). Für das gesamte Gebiet des Zweistromlandes verwendet der Erzähler meistens den Begriff Sinear. Die für die Jaakobsleute wichtigste Region in Babylonien ist Chaldäa im Süden mit der Stadt Ur, aus der einst der Stammvater Abraham auszog. Peteprê nennt Babylonien »Karduniasch« (IV, 886).
Das Adjektiv ›babylonisch‹ erscheint dagegen recht häufig und wird vor allem zur Bezeichnung der babylonischen Kultur verwendet: der Sprache und Schrift, der Zeitrechnung, der Maße und Gewichte sowie der babylonischen Mythen, insbesondere des Ischtar- und des Tammuz-Mythos. Besondere Bedeutung kommt der babylonischen Schriftüberlieferung zu, darunter jenen ›schönen babylonischen Versen voll lügenhafter Weisheit‹, die Joseph sogar auswendig weiß, dem Gilgamesch-Epos und der »Ur-Kunde der großen Flut« (IV, 19).
Joseph lernt bei Eliezer neben der »Landes- und Menschenschrift, die zur Befestigung seiner täglichen Redeweise und Mundart taugte«, auch die babylonische Keilschrift, die »Gottesschrift, die amtlich-heilige von Babel, die Schrift des Gesetzes, der Lehre und der Mären, für die es den Ton gab und den Griffel« (IV, 407 f.). Die »Babelsprache ging ihm in dunkler Pracht von den Lippen« (IV, 409).
Band IV: 10, 15, 18-20, 23 f., 26, 29, 31, 36 f., 50, 66, 78, 103, 129, 176, 184, 405 f., 413, 484, 612, 832, 836, 886.
Band V: 955, 1040, 1182, 1185, 1194, 1353, 1530, 1579, 1795.
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Baketatôn
Die »Süße Prinzessin« Baketatôn (V, 1416) ist Echnatôns »spät nachgeborenes Schwesterchen«, das als einziges seiner Geschwister noch lebt, allerdings ihrerseits »eine so starke Neigung gen Westen bekundete, daß man sie kaum zu sehen bekam« (V, 1365). Baketatôn gehört zum engsten Gefolge des Königs (vgl. V, 1386; 1485), dessen hoher weiblicher Anteil den Erzähler zu spöttelnden Bemerkungen über Echnatôns ›Weiberhof‹ reizt, in dem der König »das anfällige Hähnchen im Korbe machte, und der zu seinen Phönix-Träumen vom unstofflichen Vatergeiste des Lichtes in eigentümlichem Widerspruch stand« (V, 1532).
Während Joseph auf seine erste Audienz bei Echnatôn wartet, präsentiert Auta, der »Oberbildhauer«, dem König eine in Arbeit befindliche Statuette der Baketatôn, die Echnatôn begutachtet und zum Anlass nimmt, den von ihm gewünschten neuen Stil zu erläutern: Er möchte die Schwester ganz »nach der Wahrheit« dargestellt wissen (V, 1416).
Vgl. dazu die Abbildung bei Auta.
Letzte Änderung: 29.10.2017 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Basnath
Eine von Esaus »chetitisch-kanaanitischen Frauen«, »Baalanbeterinnen, die er schon frühzeitig nach Beerscheba heimgeführt hatte und von denen Rebekka, Bethuels Tochter, zu sagen pflegte: ›Mich verdrießt es, zu leben vor den Töchtern Heth‹« (IV, 133). Die anderen Frauen Esaus sind Ada, Judith und Ahalibama (vgl. 188, 199).
Biblischer Name Basemat (vgl. Genesis 26,34).
Letzte Änderung: 20.10.2017 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bastet
Die katzenköpfige Göttin ist die Patronin »altertümlicher, derber Lustigkeit« (IV, 726). Ihr Heiligtum bildet das ›gewaltige Kernstück‹ der Stadt Per-Bastet im Nildelta, in die alljährlich Tausende von Ägyptern zum Bastet-Fest pilgern, einem ausgelassenen »Fest von drei Tagen, mit Opfern, Tänzen und Mummenschänzen, mit Jahrmarkt, dumpfem Getrommel, Märchenerzählern, Gaukeleien, Schlangenbeschwörern und so viel Traubenwein, wie in Per-Bastet das ganze übrige Jahr hindurch nicht verbraucht« wird, so dass sich das Volk »in echt altertümlicher Verfassung« befindet und nachts ein Geschrei anstimmt, das dem der Katzen bei der Paarung gleicht (IV, 726 f.).
Der von zahllosen Katzen bevölkerte Tempel liegt mit seinen »sinnbildstarrenden Pylonen« in der Stadtmitte auf einer Halbinsel in »ragender Mauerumfriedung«. Sein Hauptgebäude ist »geborgen in einem Hain alter Sykomoren«, die Säulenköpfe seiner Hallen ahmen »die offenen und die geschlossenen Blütendolden des Byblusschilfs« nach, und die »gegrabenen Schildereien seiner Wände« schillern »tiefrot und himmelblau« (IV, 727).
Joseph betrachtet den alten Tempel mit »ruhigen Augen«, denn das Bewusstsein, einer jungen, zukunftweisenden Religion und Kultur zuzugehören, »steifte ihm den Rücken« gegen das erdrückend »Altersgewaltige«, und beim Gedanken an das altertümliche Nachtgeschrei beim Bastet-Fest »zuckte er die Achseln« (IV, 727 f.).
Über das Bastet-Fest fand TM Informationen bei Wiedemann (316). Vgl. auch Erman (34, 336). – Abb: Bastet-Figur mit Sistrum aus dem British Museum.
Letzte Änderung: 13.02.2011 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bata
Ein Bäckermeister in Menfe, den Joseph beim Apis-Fest kennenlernt und den er mit Unterstützung des alten Midianiters nach Menfes Gott Ptach, nach Chapi, dem heiligen Stier, und nach dem Ritual der Mundöffnung ausfragt (IV, 752-759). Bata ist »ein wanstiger Mann in Bastsandalen« mit einem »knielangen Schurzrock aus derbem Leinen« und gutmütigen Augen. Er besucht das Apis-Opfer, weil es »zuträglich sei insofern, als es nicht zuträglich sei, es zu unterlassen« (IV, 753). Außerdem stärke der Anblick des Gottesstiers seine Lebensgeister, er brauche danach den ganzen Tag kein Essen mehr, tue einen Schlaf und erwache wie neugeboren (IV, 757).
Letzte Änderung: 18.02.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bata (Märchen) Märchen von den zwei Brüdern
Beerscheba (Siebenbrunnen)
Nahe Beerscheba, auch ›Siebenbrunnen‹ genannt (IV, 35, 132), liegt der Geburtsort Isaaks wie auch seiner Söhne Jaakob und Esau, die hier aufgewachsen sind. Hier steht die »riesige Tamariske«, der Orakelbaum »Jahwe el olam« (IV, 166), den Abraham gepflanzt haben soll (was der Erzähler bezweifelt), »einen urtümlichen Steintisch und eine aufrechte Steinsäule oder Massebe beschattend« (V, 1731). Beerscheba liegt im »tiefere[n] Südland, Negeb, das Trockene genannt« (V, 1729), nahe der Wüste also, und gilt Jaakob als der »Grenzpunkt von Heimat und Fremde« (V, 1730).
Von Beerscheba aus knüpft Esau schon in jungen Jahren »Beziehungen zum Lande Edom, zu den Leuten der Ziegenberge, des Waldgebirges Seïr« und geht später »gänzlich zu ihnen und ihrem Gotte Kuzach« über (IV, 188, vgl. auch 134). Beerscheba ist auch die »Stätte, wo Rebekka, die entschlossene Mutter, den Segensdieb einst abgefertigt hatte zur Reise nach Mesopotamien« (V, 1724).
Jaakob hat oft »Heimweh nach den Weiden von Beerscheba« (IV, 251), aber als er nach Jahrzehnten in die Heimat zurückkehrt, ist Beerscheba schon nicht mehr Familiensitz. Denn nach Rebekkas Tod hat Isaak »die Stätte seines Brandopfers von dem Baume ›Jahwe el olam‹ bei Beerscheba hinweg zur Orakel-Terebinthe bei Hebron«, in den Hain Mamre, verlegt (IV, 166).
Auf seiner Reise nach Ägypten zu seinem verloren geglaubten Sohn macht Jaakob in Beerscheba drei Tage Rast. Er lässt auf dem alten Steintisch ein Opfermahl verrichten (V, 1731 f.), unterweist die Seinen »in Gott« und schläft, auf stärkende Träume hoffend, unter dem Orakelbaum (V, 1732-1735). Er deutet seine Reise als Wiederkehr der »Urform des Aufbruchs«, des Auszugs Abrahams aus Ur in Chaldäa, und »da denn Abram, der irdische Urwanderer, zu Charran Station gemacht hatte, so stand gleich fest, daß dafür Beerscheba einzustehen hatte und Jaakob dort seine erste Mondstation machen werde« (V, 1722).
Vgl. Karte von Kanaan. – Der Übersetzung ›Siebenbrunnen‹ stützt sich auf Jeremias I (312 f.).
Letzte Änderung: 21.05.2018 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Behemoth
Der Name des (einem Flusspferd ähnlichen) Ungeheuers aus der Bibel (Hiob 40,15-24) gehört zu den zahlreichen Schimpfwörtern, die bei dem väterlichen Zornesgewitter auf Ruben niedergehen, nachdem der Vater von seinem Fehltritt mit Bilha erfahren hat: »Behemoth und schamloses Flußpferd« nennt Jaakob seinen Ältesten (IV, 86).
Als er um Joseph trauert und (wie Hiob) mit Gott rechtet, spricht Eliezer zu ihm so ähnlich wie Gott zu Hiob spricht (vgl. Hiob 40,6-31): »Willst du befinden über Recht und Unrecht und zu Gericht sitzen über Den, der nicht nur den Behemoth gemacht hat, dessen Schwanz sich wie eine Zeder streckt, und den Leviathan, dessen Zähne schrecklich umherstehen und dessen Schuppen wie eherne Schilde sind, sondern auch den Orion, das Siebengestirn, die Morgenröte, die Hornissen, die Schlangen und den Staub-Abubu?« (IV, 644)
Hinweise auf Verbindungen zwischen Ruben und Behemoth bzw. dem (als Tierkreisbild zu denkenden) Flusspferd fand TM bei Jeremias I (344 f.).
Letzte Änderung: 13.02.2011 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bek
Neben Auta der zweite »Oberbildhauer« an Echnatôns Hof. Als Joseph zur Traumdeutung zu Echnatôn gerufen wird, wird ihm von einem Bediensteten bedeutet, dass »man« die beiden gerade bei sich hat, »um sie zu belehren« (V, 1409). Als Joseph eintritt, verabschiedet Pharao sie und trägt Bek auf, nach Jebu zu reisen und von dem »roten Granit, der dort wächst, eine schöne Menge« zu holen. Bek will gleich am nächsten Morgen abreisen und verabschiedet sich mit vollendeten Schmeichelworten: »Und die Liebe zu unserem Süßen Herrn, dem schönen Kinde des Atôn, wird mir Reise und Mühen so leicht machen, als säße ich in den weichsten Kissen.« (V, 1417 f.)
Die Namen der beiden Bildhauer entnahm TM aus Weigall (42).
Letzte Änderung: 02.05.2012 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Beket
Name von Mont-kaws verstorbener Frau, der soviel wie ›Ölbaum‹ bedeutet (V, 995). Der sterbende Mont-kaw nennt sie sein »Ölbäumchen«, das er wieder anzutreffen hofft »am Nile des Westens« (V, 1000). Sie war ihm bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben (V, 994). Er habe, so Mont-kaw zu Joseph, sich »nicht erkühnt, sie zu lieben, wie der Gesegnete sich herausnahm, die Seine zu lieben, jene Liebliche von Naharin, deine Mutter«, aber lieblich sei auch sie gewesen, »unvergeßlich lieblich im Schmuck ihrer Seidenwimpern, die sie über die Augen senkte, wenn ich ihr Worte des Herzens sagte« (V, 995).
Den Namen samt Bedeutung fand TM bei Erman/Ranke (103).
Letzte Änderung: 27.09.2010 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Beknechons
Der »Erste Prophet« des Amun (IV, 831) und »Ober-Hausbetreter des Gottes zu Karnak« (V, 945) ist der »Mittel- und Sammelpunkt« (IV, 831) der totalitären Politik der Amunspriester (vgl. Amun), ein Feind der weltläufig-toleranten Priesterschaft des alten Sonnengottes Atum-Rê-Horachte zu On und damit auch Gegenspieler der regierenden Dynastie.
Im Hause Potiphars, das dem weltoffenen Geist am Hof des Pharaos Amenhotep III. zugeneigt ist (V, 940 f.), hat der Oberpriester Amuns seinen »Stützpunkt hauptsächlich im Frauenhause« (IV, 831), denn Mut-em-enet gehört dem vornehmen Hathoren-Orden an, dem Nes-ba-met, Beknechons Gemahlin, vorsteht, und Beknechons selbst geht bei ihr ein und aus (V, 945 f.). Deshalb kennt Joseph den »Gestrengen« längst von Ansehen und hat sich wiederholt »in Pharao's Seele hinein an dem Staat und Aufwand geärgert, in dem er daherkam« (V, 946). Potiphar »pflegte sich verleugnen zu lassen bei solchen Gelegenheiten« (IV, 946).
Beknechons »war hochgewachsen und trug sich außerdem noch sehr stolz und strack aus den Rippen emporgereckt, die Schultern zurückgenommen, das Kinn erhoben. Sein eiförmiger Kopf mit dem niemals bedeckten, glattrasierten Schädel war bedeutend und nach seinem Ausdruck gänzlich bestimmt durch ein tief und scharf eingeschnittenes Zeichen zwischen seinen Augen, das immer da war und an Strenge nichts einbüßte, wenn der Mann lächelte, was herablassenderweise und zum Lohne besonderer Unterwürfigkeit immerhin vorkam.« Er hat ein »gemeißelt-ebenmäßiges und unbewegtes Gesicht mit hochsitzenden Wangenknochen« und »eine Art, über Menschen und Dinge hinwegzublicken, die mehr als hochmütig war, denn sie kam der Ablehnung alles gegenwärtigen Weltwesens gleich, einer Verneinung und Verurteilung des gesamten Lebensfortganges«. Seine Kleidung ist »zwar kostbar und fein, aber altfränkisch«, er trägt unter seinem Obergewand einen Lendenschurz, »so einfach, eng und kurz, wie er unter den ersten Dynastien des Alten Reiches geschnitten gewesen war; und in noch fernere [...] Zeiten wies das geistige Leopardenfell zurück, das er um die Schultern geschlungen trug« (V, 947 f.).
Mit der Tracht des Leopardenfells, das eigentlich zum Ornat des Ersten Propheten des Atum-Rê zu On gehört, demonstriert Beknechons seinen Machtanspruch gegenüber den Sonnenpriestern von On. Er hat den Titel des »Vorstehers der Priester aller Götter von Ober- und Unterägypten« angenommen, »war also auch im Hause des Atum-Rê der Über-Erste: Wie hätte er da das Leopardenfell nicht sollen tragen dürfen? Nicht ohne Schrecken konnte man den Mann betrachten« (947 f.).
Echnatons Vater Amenhotep III. versucht zwar, die »Tempelmacht Amuns« durch die Stärkung des Atum-Kults (V, 941) und durch die Trennung von geistlichen und weltlichen Ämtern (V, 1376) zu begrenzen, macht aber Beknechons »noch immer feister und stolzer [...] durch unendliche Zuwendungen an Gütern und Schätzen, in der gemütvollen Vorstellung, daß es sein Vater Amun sei, dem er so Gutes tue, und daß er's also sich selber tue«. Joseph »fand es nicht gut und nicht klug« (V, 948).
Nach Amenhoteps III. Tod muss Teje (als Regentin für den minderjährigen Echnaton) Beknechons Rat hören, denn »als Mund des Reichsgottes hatte Beknechons ein Recht auf das Ohr der Regentin«. Sie »lieh es ihm mit gebotener Höflichkeit, wenn auch wohl wissend, daß es die Stimme politischer Nebenbuhlerschaft war, der sie es neigte« (V, 1376).
Der Zwerg Dûdu, Josephs Neider und Feind in Potiphars Haus, stiftet Mut-em-enet an, mit dem Oberpriester über den unstatthaften Aufstieg des ›chabirischen‹ Sklaven Osarsiph in Potiphars Hauswesen zu sprechen (V, 949-952). Beknechons interessiert das freilich nur als eines von vielen Beispielen für den »Geist der Lockerung und der Mißachtung urfrommer Volksordnung«, das ihn sogleich vom Thema ablenkt und auf die großen »Fragen der Herrschaft und Machtbewahrung« bringt (V, 955). Er spricht Peteprê zwar später auf den Fall an, ist aber, zumal dieser zerstreut reagiert, »infolge seiner großen Anlage gar nicht fähig, länger als einen Augenblick am Einzelnen, Kleinen, Häuslichen zu haften: alsbald ging er ins Gewaltige, fing an, [...] von staatsklugen Fragen der Machtbewahrung zu reden [...], und so zerflatterte das Gespräch ins Große« (V, 981).
Peteprê beklagt sich darüber, dass Mut-em-enet seine Neigung zu Atum-Rê und »dieses herrlichen Gottes mild-weltläufigem Sonnensinn« nicht teilt, sondern es mit Amun hält, »dem Unbeweglichen, Erzstirnigen«, und »unter einer Decke mit des unverbindlichen Gottes oberstem Kahlkopf« steckt (V, 1042 f.). Das ›Gleichnis von der Decke‹, das Mut-em-enet zu wörtlich zu nehmen droht, nimmt er später zurück (V, 1045).
Nachdem Mut-em-enet ihrer »Damengesellschaft« (V, 1208-1227), darunter auch Beknechons Gattin Nes-ba-met, ihre Liebe zu Joseph gestanden hat (1221 f.), schaltet der »Gottesstaatsmann« sich ein, tadelt Muts Schwäche für den Jüngling, empört sich aber vor allem über dessen Widerspenstigkeit gegen Muts Werben und verlangt von ihr, »daß sie alles, auch das Äußerste, aufbiete, den Störrigen zur Unterwerfung zu bringen, – nicht um ihrer Genugtuung willen, wenn auch eine solche – ohne seine Billigung – für sie dabei abfalle, sondern zu der des Tempels«. Mut hört diese »höhere Ermächtigung zum Fehltritt« nicht ungern (V, 1225 f.).
Nach Wysling (268 f.) und Kurzke (87) war der ›Grüne Kopf‹ aus dem Ägyptischen Museum Berlin (s. Abb.) Vorbild für die Beschreibung der Figur. TM hatte Abbildungen in seiner Bibliothek zur Verfügung (u.a. in Breasted, Abb. 166; Steindorff II, 258). – Den Namen entnahm er vermutlich Erman/Ranke, die von einem Oberpriester des Amun namens Beknechons, allerdings aus der Zeit Ramses II., berichten (334).
Abb.: Der ›Grüne Kopf‹ (ca. 400 v. Chr.) aus dem Ägyptischen Museum Berlin.
Letzte Änderung: 02.11.2017 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bel
Bel (›Herr‹) ist die ostsemitische Entsprechung des westsemitischen Wortes Baal, wird im Roman aber, anders als dieses, kaum als allgemeine Bezeichnung von Gottheiten, sondern fast immer als Namenszusatz verwendet, insbesondere für die beiden babylonischen Gottheiten Mardug (»Mardug-Bel«) und Sin (»Bel-Charran«), aber auch für Personen (z. B. Rimanni-Bel).
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Belanu
Handelspartner Jaakobs in Charran, von dem Jaakob Saatgut für Labans Äcker so günstig kauft, dass er im Gegenzug zwei Lämmer aus Labans Herde für sich beansprucht (vgl. IV, 274 f.). Um sich Labans Missgunst »ein für allemal« zu erwehren, lässt er ihn wissen, dass sein Gott dem Belanu im Traum erschienen sei und ihm den günstigen Kaufpreis unter Androhung übler Folgen diktiert habe (IV, 274).
Letzte Änderung: 13.03.2018 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bene Israel Israel
Benjamin (Ben-Jamin, Benoni, Ben-oni, Turturra)
Benjamin, der »Sohn der einzig Rechten« (IV, 387, vgl. auch IV, 111), ist der jüngste der zwölf Söhne Jaakobs und der zweite Rahels. Rahel stirbt bei seiner Geburt, weshalb sie ihn ahnungsvoll Ben-oni, »Sohn des Todes«, nennen möchte (Genesis 35,18). Jaakob aber, Rahels Todesahnung abwehrend, widerspricht: »›Benjamin, Benjamin‹, sagte er weinend. ›Mitnichten Ben-oni!‹ Und hier war es, wo er zum erstenmal, über sie hin und hinauf in die silbrige Weltennacht, gleichsam als Eingeständnis seines Begreifens, die Frage richtete: ›Herr, was tust du?‹« (IV, 387 f.)
Jaakob begegnet dem »kleinen Mörder« (IV, 166) und »Todessöhnchen« (IV, 389, 445 u.ö.) mit »schmerzlicher Scheu«, zwar »nicht unzärtlich«, doch so, dass er »seinen Anblick eher mied als suchte, von Zeit zu Zeit aber den Jüngsten lange und inständig ans Herz drückte, ihn Benoni nannte und an seinem Ohre von Rahel sprach« (IV, 441). Das Verhalten des Vaters nährt ein »Gefühl tragisch schuldloser Schuld«, das Benjamin mit sich herumträgt, und »eine schüchterne Schwermut lag wie ein Schatten über seiner kleinen Person« (ebd.).
Da mit dem Vater »kein recht unbefangenes Auskommen« ist, schließt Benjamin sich um so inniger seinem »Vollbruder« Joseph an, den er »auf alle Weise bewunderte« (ebd.). Und Joseph, der, weil er seinerseits unter den Brüdern »recht vereinsamt dastand, solche Anhänglichkeit sehr wohl brauchen konnte«, nahm ihn »zum Freunde und Vertrauten« (ebd.). Manchmal nennt er ihn mit einem babylonischen Kosenamen »Turturra«, was soviel wie »Kleinchen« bedeutet (IV, 484).
Der Leser lernt Benjamin zuerst als Achtjährigen näher kennen. Da ist er ein »pausbäckiger Junge« (IV, 440) und geht mit seinem Bruder »an unseren Ort« (IV, 442), den Adonishain, wo Joseph ihm den Mythos von Tammuz-Adonis erzählt (IV, 446 ff.). Benjamin hat »schöne graue Augen [...], dichtes, metallisches Haar, das wie ein spiegelnder Helm seinen Schädel dick aufliegend von der Mitte der Stirn bis in den Nacken bedeckte« (IV, 441) und das Joseph »Otternmütze« nennt (IV, 445). Ohren und Nase sind »klein und fest«, ebenso seine »kurzfingrigen Hände, deren eine er immer dem Bruder gab, wenn sie zusammen gingen« (IV, 440 f.).
Joseph hat dabei die Angewohnheit, Benjamins Hand, wenn sie zu schwitzen beginnt, am Gelenk zu fassen und »mit ihr zu fächeln, damit sie im Winde trockne« (IV, 443). Diese Geste, über die »der Kleine immer so sehr (lachte), daß er stolperte« (ebd.), wiederholt Joseph Jahrzehnte später bei der Wiederbegegnung der Brüder in Ägypten (V, 1662), so dass Benjamins Mund sich zu einem Schrei öffnet, der aber ausbleibt (ebd., vgl. auch V, 1665 f.).
Joseph vertraut seinem kleinen Bruder »alles« an, und das »war mehr, als seine Kindlichkeit bergen konnte«, so dass sich der »Schatten von Melancholie, der über dem kleinen Muttermörder lag«, noch verstärkt (IV, 441 f.). Joseph erzählt ihm seine Träume, »auch die ganz unbescheidenen«, die er sonst niemandem erzählt (IV, 459). Bei der Erzählung seines »Himmelstraums« (IV, 460-469) gerät Benoni ins Zittern (IV, 468) und nimmt Joseph das Versprechen ab, dass er bei so unmäßiger Erhöhung dennoch der Seinen gedenken und sie »nachkommen lassen« werde (IV, 469). Jahrzehnte später wird Joseph sich an dieses Versprechens erinnern (V, 1590).
»Oder er wird uns nachkommen lassen«: Mit diesen Worten versucht Benjamin den Vater über den Verlust des Lieblings zu trösten (IV, 648). Er glaubt nicht wirklich an Josephs Tod, sondern bewahrt in sich den »unbezähmbaren Glauben« an Josephs Wiederkehr, die er »in die Vorstellung irgendeiner Entrückung (kleidete)« (ebd.). Dass diese Vorstellung keineswegs »irgendeine« ist, sondern Josephs »Himmelstraum« entspringt, weiß der Leser.
Schon sieben Jahre nach Josephs Verschwinden, »kaum, daß er kein Knirps mehr war«, verheiratet ihn der Vater zweifach, zuerst mit Mahalia und wenig später mit einem »Mägdlein« namens Arbath (V, 1540). Benjamin, der »immer noch seine vertrauenden grauen Augen und seine dick-metallische Haares-Sturmhaube hatte«, wird in kurzer Zeit Vater von fünf Söhnen. Jaakob »bevorzugte die Rahelsenkel« (V, 1541).
Benjamins »Vaterwürde« hindert Jaakob nicht daran, seinen Jüngsten immer noch wie ein Kind zu behandeln. Seit Josephs vermeintlichem Tod hält er Benoni, sein letztes ›Rahelspfand‹, »am Gängelband wie einen Unmündigen und gab ihm geringste Bewegungsfreiheit, damit ihn kein Unglück beträte« (V, 1541). Benjamin lässt sich die »peinliche Aufsicht, die seinem Gattenansehen wenig zuträglich war, wehmütig-gehorsam gefallen« (V, 1542).
Die Forderung, Benjamin mit den Brüdern nach Ägypten ziehen zu lassen (V, 1634), kommt Jaakob hart an. Fast ein Jahr vergeht, bevor er einwilligt (V, 1639). Vor dem Vater bezähmt Benjamin seine unbändige Freude über das Ende seiner »symbolischen Eingesperrtheit«, aber »vor seinen Weibern und Kindern brüstete er sich nicht wenig mit seiner Freizügigkeit und daß er nach Mizraim fahren werde, um Schimeon zu befreien durch sein Eintreten« (V, 1643 f.).
Benjamins Gefühle bei der Begegnung mit dem fremden ›Adôn‹, der sich als sein Bruder Joseph herausstellen wird (V, 1656-1664, 1665-1669), sind, so der Erzähler, »unbeschreiblich«. Das hindert ihn nicht, sie ausführlich zu beschreiben (V, 1656 ff.). Der »verschlossene Schrei«, der ihm, als Joseph wie einst im Adonishain mit seiner Hand wedelt, nicht über die Lippen kommt (V, 1662), bricht sich erst Bahn, als er Mai-Sachme mit Ross und Wagen herankommen sieht, um sie wegen des verschwundenen Silberbechers zur Rede zu stellen (V, 1670).
Benjamin gehört neben Ruben, Juda, Naphtali und Gad zu den fünf Brüdern, die Echnaton auf Josephs Vorschlag zu Hirten über seine königlichen Herden in Gosen beruft (V, 175).
Der sterbende Jaakob versäumt es, seinen Jüngsten zum Segen aufzurufen, so dass Joseph ihn vor ihn bringen und »die Segenshand zu des Brüderchens Scheitel führen« muss. Doch Jaakobs Kräfte sind verausgabt, und »was seine versagenden Lippen noch murmelten, gab keinen Reim auf des Kleinen Person. [...] Benjamin, so erlauschte man, war ein reißender Wolf, der des Morgens Raub fressen und des Abends Raub austeilen würde. Er war verdutzt, es zu hören« (V, 1805).
Band IV: 72, 111, 166, 387-389, 404, 440-459, 459-469, 483-485, 504, 507, 511, 527, 628 f., 647 f., 651, 721, 806.
Band V: 1137, 1492, 1540-1542, 1546, 1555, 1568 f., 1590 f., 1594, 1597, 1610 f., 1613-1615, 1618, 1621 f., 1630, 1631, 1633-1637, 1640-1645, 1646-1648, 1648-1650, 1654-1664, 1665-1669, 1670, 1673-1675, 1677, 1682 f., 1684 f., 1685 f., 1689, 1697, 1701, 1715-1717, 1739, 1746 f., 1751, 1774, 1789 f., 1792, 1796, 1799, 1805, 1820 f.
Vgl. Übersicht zur biblischen Genealogie. – Vgl. Karte der Stammesgebiete Israels.
Letzte Änderung: 17.08.2013 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bennu
Der heilige Vogel des Sonnentempels zu On ist eine Variante des Phönix, »seiner Gestalt nach ein reiherähnlicher Adler und golden-purpurn von Farbe« (V, 1386 f.). Von dem »Sproß des Feuers« heißt es, dass er keine Mutter habe und eigentlich sein eigener Vater sei, weil er sich selbst erzeuge. Alle 500 Jahre nämlich komme er zum Sonnentempel, wo er sich »in seinem Nest aus Myrrhen verbrenne und aus der Asche als junger Bennu wieder hervorgehe« (V, 1386). Eine andere Variante des Mythos behauptet, dass er ein aus Myrrhen gemachtes Ei mitbringe, das so groß sei, wie er es tragen könne, und in das er seinen verstorbenen Vater, »also eigentlich sich selbst« verschlossen habe (V, 1387).
Bei einem seiner Aufenthalte in On disputiert Echnatôn mit den Sonnenpriestern endlos über den seltsamen Vogel, bis den »Hausbetretern« die Augen zu- und die »Blankköpfe herabfielen« (V, 1388). Besonders interessiert ihn dabei die »Lehraussage«, dass das Ei, in das Bennu den Körper seines Vaters lege, dadurch nicht schwerer werde. Für Echnatôn ist das ein »aufregendes und entzückendes Faktum« von »Weltwichtigkeit«, weil es beweise, dass es »unstoffliche Körper« oder »anders und noch besser gesagt« das »Geistige« gebe (V, 1388).
Und dass dieses Geistige männlicher Natur sei, erhelle aus der besonderen Herkunft von Bennus Ei. Denn während sonst nur weibliche Tiere Eier legten und auch das große Ei, aus dem die Welt einst hervorgegangen sei, mütterlicher Natur sei, forme Bennu sein Ei selbst, ein »Gegen-Weltei, ein männliches Ei, ein Vater-Ei«, das mithin eine Kundgebung von Vatertum, Geist und Licht« sei (V, 1388).
Über Bennu (Benu, Phönix) handelt Erman, S. 28. – Abb.: Darstellung des Bennu im Totentempel Ramses II. in Theben (Lepsius III, 171). – Bildquelle: Digitalisat des Lepsius-Projekts der Universitätsbibliothek Halle. – Eine ähnliche Abbildung kannte TM aus Erman (S. 28, Abb. 13 »Phönix«).
Letzte Änderung: 10.03.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Benoni Benjamin
Beor, Alub und Muras
Beor, Alub und Muras heißen die drei späten Söhne Labans, die Adina »auf ihre älteren Tage« (IV, 355) innerhalb von drei Jahren zur Welt bringt (IV, 283). Als die drei Brüder heranwachsen, brüten sie Übles aus gegen ihren im Labansdienst reich gewordenen Schwager (IV, 358 f.), obwohl sie ihr Dasein und reiches Erbe eigentlich dessen Wirken verdanken (vgl. IV, 284). Jaakob, dem ihre bedrohlichen Reden von Hirten und Knechten gegen Belohnung zugetragen werden (IV, 359), bereitet daraufhin seine Flucht aus Charran vor (IV, 360-363).
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bes
Den »krummen Bes« zählt man nach Auskunft des Erzählers neben Epet zu den »schlummerbeschützende[n]« Gottheiten, die denn auch nicht zufällig das Kopfbrett der »zierlichen, fellbedeckten Bettstatt« von Peteprês Hausmeier Mont-kaw zieren (IV, 848). Auch das Schlafgemach des Palastes im Tempelbezirk von On, in dem Echnatôn bei seinen Aufenthalten in der Stadt residiert und in dem er seine bedeutungsvollen Träume träumt, ist mit elfenbeinernen Figuren des Bes geschmückt (V, 1389).
Der Name des »vom Auslande eingeführten komischen Zwerggottes« (IV, 786) spielt im Roman aber vor allem als Bestandteil der Spottnamen eine Rolle, die Peteprês Hofvolk dem kleinen »Hutzel« Gottlieb beigelegt hat (Bes-em-heb, Schepses-Bes).
Nach Erman/Ranke gehören »der bärtige, krummbeinige Bes und die nilpferdgestaltige Thoëris« zu den Gottheiten, »welche die Schläfer beschützen sollen«, weshalb die Königsbetten der 18. Dynastie an den Fußenden häufig mit Bildern der beiden Götter verziert waren (212). Bes und Thoëris (Epet) zählten zu den »niederen Göttern« und hätten »beim Volke sich besonderer Beliebtheit« erfreut (311). Der »aus der Fremde stammende kleine Gott« habe »das Schlafzimmer und was zu ihm gehört unter seiner Verwaltung« und auch als »Beschützer der Toilettenkünste und des Liebeslebens« gegolten (255; vgl. auch 511). Nach Wiedemann (71 f.) war Bes »ein ursprünglich afrikanischer Gott« und spielte auch als Schutzgott bei Geburten eine Rolle.
Abb.: Kalksteinstatue des Bes (vermutl. 30. Dynastie).
Letzte Änderung: 20.07.2013 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bes-em-Heb Gottliebchen
Beset Weser-ke-bastet
Beth-el (Bethel, Luz, Lus)
Die »Hügelstätte« oberhalb des auf dem Weg von Jerusalem nach Sichem gelegenen Ortes Luz, der Jaakob den Namen Beth-el, »Haus Gottes«, gibt (IV, 35), ist der Schauplatz seines großem Traumgesichts von der Himmelsleiter (IV, 144). Das ereignet sich gleich zu Beginn seiner Reise zu Laban, unmittelbar nach seiner demütigenden Niederlage gegen Esaus Sohn Eliphas. Aller Habe beraubt, meidet er die »wenigen Häuserwürfel des Dorfes« und macht auf dem Hügel über der Ortschaft Rast, wo sich »ein heiliger Steinkreis, ein Gilgal« befindet, der den Ort als eine »Freistatt«, als ein Asyl kennzeichnet, das vor Angriffen schützt. Hier bettet er sich, einen Stein des Gilgal als »Haupterhebung« nutzend, zur Nacht, in der ihm dann im Traum eine ganz andere, unerhörte Haupterhebung widerfährt (IV, 140 f.).
Am Morgen richtet er sein steinernes Kopfkissen zum Denkmal auf, gießt Öl darüber und tauft den Ort um: »Beth-el soll diese Stätte heißen und nicht Luz, denn sie ist ein Haus der Gegenwart« (IV, 144). Seither gilt dieser Ort Jaakob und den Jaakobsleuten als »die Pforte zur Herrlichkeit und das Band Himmels und der Erden« (ebd.), als ›wahrer Weltnabel‹ und »Mitte der Welt« (IV, 35).
Hier oder ganz in der Nähe, »zwischen Bethel und der Zuflucht Ai«, hatte schon Abraham »Jahu, dem Höchsten, einen Opfertisch« gebaut, wie Joseph im ›schönen Gespräch‹ mit dem Vater zu künden weiß (IV, 117; vgl. Genesis 12, 8).
Jahrzehnte später, nach dem bösen Überfall seiner Söhne auf Schekem, erhält Jaakob im Traum den göttlichen Befehl, seine Lagerstätte vor Schekem abzubrechen und nach Beth-el zu ziehen, ein »vernünftiges Gesicht«, wie der Erzähler trocken urteilt, »denn die Asylstätte Luz [...] besaß große Anziehungskraft für ihn unter solchen Umständen« (IV, 183).
Obwohl Rahel hochschwanger ist, verweilt Jaakob mit seinem Tross mehrere Tage lang an der Stätte seiner »Haupterhebung«, was der Erzähler rundheraus als »Fehler« bezeichnet. Denn er hätte Hebron in wenigen Tagen erreichen können, »und wäre wirklich Rahel auch dort gestorben, so wäre es wenigstens nicht so hilflos und arm am Wegesrande geschehen« (IV, 381).
Kurz vor seinem Tod, »begeistert vom Fieber, dem er sehr dankbar war für die Steigerung«, nennt Jaakob die Stätte nicht nur Beth-el, sondern auch »Esagila, das Haus der Haupterhebung« (V, 1782), reklamiert also den Namen des Marduk-Tempels zu Babylon, den die Leute von Sinear für die »Pforte Gottes« halten (IV, 35), für sein Heiligtum.
Vgl. Karte von Kanaan. – Über die mythologischen Bezüge des Himmelstraums, der Traumstätte und deren Charakter als Asyl fand TM bei Jeremias I (319-323) reichhaltiges Material, bei Benzinger (41, 316-328) einiges über altisraelische Steinmale und Kultstätten.
Letzte Änderung: 22.08.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Beth-Lachem (Bethlehem, Beth-Lahama, Haus des Lachama, Ephrat, Ephrata)
Beth-Lachem, früher Ephrat genannt, liegt südlich von Urusalim (Jerusalem), am Weg nach Hebron. Die auch »Brothaus« und »Haus des Lachama« (IV, 384) genannte Stadt ist im Roman vor allem als der Ort von Belang, in dessen Nähe Rahel nach der Geburt Benjamins unter einem Maulbeerbaum am Wegesrand stirbt (IV, 385-389), »nur noch ein Streckchen gen Ephrat« (V, 1778). Jaakobs Vorschlag, die Gebärende auf einer Trage ins nahe Bethlehem zu bringen, wehrt Rahel ab: »Und wer weiß, ob überall Raum für uns ist in der Herberge« (IV, 386) – eine (naheliegenderweise vage) typologische Anspielung (Lukas 2,7).
In Beth-Lachem ertönt jedes Jahr im Mittsommer »das siebentägige Klagen um den Wahrhaften Sohn, den Zerrissenen« (IV, 10), das große Tammuz-Fest, das der junge Joseph (ohne Wissen seines Vaters) hier wie auch in Schekem und im Adonishain bei Hebron mehrfach miterlebt (IV, 32; vgl. auch IV, 446-454).
Auf seiner Reise zu den Brüdern nach Schekem übernachtet Joseph in Bethlehem »bei einem Manne aus Jaakobs Freundschaft«, der – eine weitere typologische Anspielung – Zimmermann ist (IV, 531). Am nächsten Morgen besucht er Rahels Grab unter dem Maulbeerbaum (IV, 532).
Vgl. Karte von Kanaan. – Die von TM bevorzugte Namensform Beth-Lachem geht wohl auf Jeremias I zurück, der den Ortsnamen mit ›Haus des La(c)hama‹ übersetzt (vgl. Lachama) und auch die (allerdings als Volksetymologie abgelehnte) Übersetzung ›Brothaus‹, ›Haus des Brotes‹ erwähnt (Jeremias I, 205). Heute hält man letztere für eine etymologisch durchaus plausible Übersetzung (vgl. Gabriele Faßbeck, Barbara Schmitz: Bethlehem. In: Bibelwissenschaft.de. Das wissenschaftliche Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft).
Letzte Änderung: 04.08.2017 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Beth-Schemesch
Eine der Städte, durch die Joseph auf seiner Reise zu den Brüdern kommt. Anders als auf dem »platten Lande«, wo man ihn wegen seiner Schönheit und des Brautschleiers seiner Mutter »geradezu für einen Gott« zu halten geneigt ist, beeindruckt er die Leute in den Städten mehr durch seine Bildung und Beredsamkeit (IV, 533).
Vgl. Karte von Kanaan. Die Stadt lag etwas westlich der heutigen Stadt Bet Schemesch.
Letzte Änderung: 04.08.2017 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bethuel
Keine handelnde Romanfigur, aber oft erwähnter Vorfahr der Jaakobsleute: Bethuel ist der Vater von Jaakobs Mutter Rebekka und von Laban, Jaakobs Onkel und Schwiegervater (vgl. Genesis 24,24-29). Bethuels Vater Nachor, der Bruder Abrahams, scheint, als Abraham aus dem nördlichen Mesopotamien nach Kanaan weiterzog, in der Gegend um Charran geblieben zu sein, denn zu Isaaks und Jaakobs Zeit leben seine Nachkommen noch dort.
Als Jaakob zu Laban kommt, ist Bethuel schon lange tot. Seine Gebeine ruhen in einem Kellerraum in Labans Haus in einer »irdenen Truhe, die, umgeben von Schalen und Nahrungsopfern und von Dreifüßen mit Räucherpfannen, inmitten des Raumes stand« (IV, 252).
Vgl. Übersicht zur biblischen Genealogie.
Letzte Änderung: 23.02.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bilha
Kurz vor Jaakobs Hochzeit rühmt Laban sich seiner Großzügigkeit: Er habe zwei Mägde gekauft, Bilha und Silpa, zwei »ansehnliche Dirnen«, die er seinen Töchtern am Tage der Hochzeit schenken werde: Silpa für Lea und Bilha für Rahel (IV, 294; vgl. Genesis 29,24 und Genesis 29,29). Dass der Geizkragen sie vertragsgemäß auf zwei Drittel der als Mitgift vorgesehenen Mine Silbers anrechnet (IV, 266), obwohl er durch Jaakobs Wirken inzwischen reich geworden ist, entlockt dem künftigen Schwiegersohn nur ein trockenes »Sei geherzt deswegen« (ebd.).
Bilha, ein ›anmutiges Ding‹ (IV, 323), ist ausersehen, für ihre auch im dritten Ehejahr kinderlos bleibende Herrin einzutreten, »damit sie gebäre auf Rahels Schoß« (IV, 322). Rahel selbst, die mit ihr »sehr vertraulich und herzlich stand«, führt ihren Mann »an der Hand bei Bilha ein«, die »vor Glückstrubel nicht wußte, wo ihr der Kopf stand, und übermäßig duftete« (IV, 323).
Bilha wird auch sogleich schwanger, und wie es das Zeremoniell verlangt, lässt Rahel sie »auf ihren Knien« gebären: »Sie umschlang sie von hinten mit den Armen und beteiligte sich viele Stunden lang an ihrem Arbeiten, Stöhnen und Schreien, Wehmutter und Kreißende in einer Person.« Nach vierundzwanzig Stunden wird Dan geboren. Ein Jahr später bringen Bilha und Rahel »mit vereinten Kräften« einen zweiten Sohn, Naphtali, zur Welt (IV 324).
Danach stockt der »Strom des Kindersegens«, weil Rahel, »notdürftig zu dem Ihren gekommen, die Eifersucht auf Bilha, die Nothelferin, nicht mehr unterdrückte und keinen Umgang mehr duldete des Herrn und der Magd« (IV, 326).
Nach Rahels Tod schlägt Jaakob sein Bett nicht bei Lea, sondern bei Bilha auf und macht sie zu seiner Lieblingsfrau, was Leas Ältesten Ruben so empört, dass er »das väterliche Lager von der neuen Stätte gerissen und es unter Verwünschungen mißhandelt hatte« (IV, 84).
Wenig später erliegt der inzwischen einundzwanzigjährige Ruben Bilhas »reifen, aber kunstvoll unterhaltenen Reizen« und verscherzt sich damit Rang und Segen des Erstgeborenen (IV, 84 f.). In dem »zweckmäßig verstärkt[en]« (IV, 415) väterlichen Zornesgewitter, das sich über den beiden Sündern entlädt, »lag Bilha wimmernd vor dem Stammesherrn und gestand, indem sie sich mit den Nägeln die Brüste zerriß, die Ruben verwirrt hatten und die nun für ihren Gebieter auf immer befleckt und unberührbar waren« (IV, 86).
Band IV: 84-86, 92, 294, 296, 315, 322-324, 326, 345 f., 348, 360, 371, 389, 415, 484, 498, 559, 647.
Band V: 1145, 1600, 1789.
Letzte Änderung: 23.02.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bindidi
Name des heiligen Schafbocks, der in Mendes (Djedet) »im Dunkel der hintersten Kammer« des Tempels gehalten (IV, 687) und als ›lebende Wiederholung‹ des Amun verehrt wird. Er wird dort, wie Joseph schon vom Vater gehört hatte (IV, 97), mit einem sodomitischen Ritus, dem alljährlichen ›Bespringungsfest‹, gefeiert, bei dem er sich »öffentlich mit einer Jungfrau des Landes vermischte« (V, 966). Für Joseph ist dieser Brauch, den der alte Midianiter als altehrwürdig verteidigt, »ein Greuel vor Gott und ein Unflat« (IV, 688).
Die sodomitische Geschichte von Bindidi hat TM wohl von Mereschkowskij (44 f.; vgl. auch Wiedemann, 102), ebenso die Vorstellung, dass die heiligen Tiere der Ägypter im Allerheiligsten der Tempel gehalten werden (44). Beides beruht, wie Assmann II (92-97) betont, auf Fehldeutungen antiker Autoren (Herodot, Lukian von Samosata, Clemens von Alexandria).
Letzte Änderung: 31.08.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Boas
Figur aus der späteren Geschichte des Stammes Israels, die bei Gelegenheit der Geschichte Thamars und ihrer entschlossenen »Einschaltung« in die Heilsgeschichte erwähnt wird: Boas ist ein Nachfahre ihres mit Juda gezeugten Sohnes Perez, über den die Linie zum Haus David führt: »Denn noch im siebenten Gliede zeugte er einen, der die Weidlichkeit selber war, Boas genannt, der Mann einer Lieblichen. Die wuchsen sehr in Ephratha und wurden gepriesen in Bethlehem, denn ihr Enkel war Isai, der Bethlehemiter, ein Vater von sieben Söhnen und einem kleinsten, der die Schafe hütete, bräunlich, mit schönen Augen. Er konnte es wohl auf dem Saitenspiel und mit der Schleuder und brachte den Riesen zu Fall – da war er schon in der Stille zum König gesalbt.« (V, 1575 f.)
Die »Liebliche«, mit der Boas verheiratet ist, ist die Moabiterin Rut, die nicht nur in genealogischer, sondern auch in motivischer Hinsicht eng mit Thamar verbunden ist. Zur Genealogie von Perez bis David vgl. Rut 4,18-22.
Letzte Änderung: 24.03.2015 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Bôr
Die Brüder nennen den Brunnen, in den sie Joseph werfen, »bôr«, eine Benennung, über die Joseph bei allem Entsetzen über das Handeln der Brüder »wie über einen Witz« lachen muss, weil sie damit unwissentlich auf sein mythisches ›Schema‹ anspielen, auf Tammuz, dessen Fahrt in die Unterwelt er mit dieser ersten Fahrt in die ›Grube‹ zu wiederholen im Begriff steht.
Denn das Wort »enthielt den Begriff des Brunnens sowohl wie den des Gefängnisses, und dieser wieder hing so nahe mit dem des Unteren, des Totenreiches zusammen, daß Gefängnis und Unterwelt ein und derselbe Gedanke und eines nur ein anderes Wort fürs andere war, zumal auch der Brunnen bereits in seiner Eigentlichkeit dem Eingang zur Unterwelt gleichkam und sogar noch durch den runden Stein, der ihn zu bedecken pflegte, auf den Tod deutete; denn der Stein deckte sein Rund wie der Schatten den Dunkelmond« (IV, 583).
Auch bei Josephs zweiter Fahrt in die Grube, ins Gefängnis Zawi-Rê, ist das Wort zur Stelle: »Es war der Abgrund, in den der Wahrhafte Sohn steigt, Etura, der unterirdische Schafstall, Aralla, das Reich der Toten. Durch die Brunnengrube war er ins Unterland, ins Land der Todesstarre gelangt; nun ging es auch dort noch wieder ins bôr und ins Gefängnis hinab nach Unter-Ägypten, – tiefer konnt' es nicht gehen« (V, 1295).
An beiden Stellen wird der »Begriff des Brunnens« verknüpft mit dem »Urvorbild des Gestirntodes«, nämlich mit der dem Ischtar- wie dem Tammuz-Mythos eng verbundenen Venus-Metaphorik, die zugleich das Motiv der Zwiegeschlechtlichkeit aktualisiert: Als Joseph in den Brunnen geworfen wird, erschließt sich der Vorgang seinem »wachsamen Witz« sogleich als Anspielung »auf den Stern, der am Abend ein Weib ist und am Morgen ein Mann und der in den Brunnen des Abgrundes hinabsinkt als Abendstern« (IV, 583). Ebenso auf der Reise nach Zawi-Rê: »In den Brunnen des Abgrunds hinab sank Attar-Tammuz als Abendstern; aber als Morgenstern, das war gewiß, würde er wieder daraus erstehen« (V, 1295).
TM folgt hier Jeremias I (330 f.), der dem Wort »bôr« die dreifache Bedeutung (Brunnen, Gefängnis, Unterwelt) zuweist und mit dem Hinweis auf »die Bildersprache des Mythos von dem in den Brunnen des Abgrunds hinabsinkenden Stern (Attar-Tammuz als Abendstern)« die Verbindung zwischen der Brunnen- und der Sternmetaphorik herstellt. – Vgl. auch Brunnen.
Letzte Änderung: 17.08.2013 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Briefwechsel zwischen Hori und Amenemone
Eine der »dialektisch anregenden Schriften« in Peteprês Bibliothek, aus deren reichhaltigen Beständen Joseph seinen »Lesedienst« versieht (V, 919).
Es handelt sich um einen durch den Papyrus Anastasi I und diverse Ostraka überlieferten satirischen Brief des Schreibers Hori an den Schreiber Amenemope, den TM bei Erman/Ranke in Auszügen zitiert fand (443-447). Die falsche Schreibung des Empfängers (Amenemone) hat er von Erman/Ranke übernommen.
Letzte Änderung: 14.04.2015 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Brüder Josephs
Josephs Brüder sind, vom Ältesten zum Jüngsten: Ruben, Schimeon, Levi, Dan, Juda, Naphtali, Gad, Ascher, Issakhar, Sebulun und Benjamin. Joseph selbst ist der Zweitjüngste. Hinzu kommt die Schwester Dina.
Die zehn älteren Brüder betreffend, »deren Namen noch heute jedes Kind mit Recht nach der Reihenfolge ihrer Geburt auswendig lernt«, widerstrebt es dem Erzähler, sie »in Bausch und Bogen als recht gewöhnliche Burschen zu bezeichnen«, denn auf einige, darunter Juda und Ruben, »träfe das [...] nur unvollkommen zu« (IV, 412).
Was aber ihre äußere Erscheinung, ihre Sprachfertigkeit und ihre geistige Ausstattung betrifft, kann er keinen von diesem Urteil ausnehmen. Zwar sind sie »rüstige Leute«, und fast alle, »namentlich die Lea-Sprossen«, von athletischem Wuchs, aber von Schönheit kann nicht »im entferntesten die Rede sein«. Und »was nun gar Wort und Weisheit betraf, so gab es keinen unter ihnen, der sich nicht geradezu eine Ehre daraus gemacht hätte, nicht das geringste davon zu halten und zu verstehen« (ebd.). Sie sind einfache Hirten oder Bauern, »höchst achtbar in beiden Eigenschaften« (IV, 413).
»Von Jaakobs Sanftmut und Gottesdenkertum« haben die sechs Lea-Söhne und die vier Söhne der Mägde wenig ererbt: »ihr Sinn war handfest praktisch gerichtet« und besonders in jungen Jahren »voll eines nach Beleidigung und Anlaß zum Kampfe geradezu ausspähenden Jugendtrotzes und Stammesdünkels, welcher auf einen geistlichen Adel pochte, der persönlich gar nicht der ihre war« (IV, 158). Diese Gemütsverfassung begünstigt ihren Entschluss zu dem Überfall auf die Einwohner von Schekem (Sichem), bei dem Dan und die »wilden Zwillinge«, Schimeon und Levi, sich besonders hervortun (vgl. IV, 180-184).
TM verändert die übliche Reihenfolge der Brüder, indem er Dan an die vierte (statt üblicherweise fünfte) und Juda an die fünfte (statt vierte) Stelle setzt (vgl. IV, 324). – Vgl. Übersicht zur Genealogie und Karte der Stammesgebiete Israels.
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Brunnen, Brunnentiefe
Jaakob kann die »Brunnentiefe nicht denken [...], ohne daß die Idee der Unterwelt und des Totenreiches sich in den Gedanken, ihn vertiefend und heiligend, einmengte, – diese Idee, die zwar nicht in seinen religiösen Meinungen, wohl aber in den Tiefen seiner Seele und Einbildungskraft, uralt mythisches Erbgut der Völker, das sie war, eine wichtige Rolle spielte: die Vorstellung des unteren Landes, in dem Usiri, der Zerstückelte, herrschte, des Ortes Namtars, des Pestgottes, des Königreichs der Schrecken, woher alle üblen Geister und Seuchen stammten« (IV, 93).
Weiteres zum Zusammenhang von Brunnen und Unterwelt bei Bôr.
Letzte Änderung: 09.09.2010 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Buch »Es blühe der Name«, Das
Ein Buch in Peteprês Bibliothek, aus deren Bestand Joseph seinen »Lesedienst« versieht (V, 919).
Nach Wiedemann, bei dem TM den Titel vermutlich fand, handelt es sich um verselbständigte Teile des ägyptischen Totenbuchs (Wiedemann, 395 f.).
Letzte Änderung: 14.04.2015 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Buch vom Atmen, Das
Ein Buch in Peteprês Bibliothek, aus deren Bestand Joseph seinen »Lesedienst« versieht (V, 919).
Nach Wiedemann, bei dem TM den Titel vermutlich fand, handelt es sich um verselbständigte Teile des ägyptischen Totenbuchs (Wiedemann, 395 f.).
Letzte Änderung: 14.04.2015 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Buch vom Durchschreiten der Ewigkeit, Das
Ein Buch in Peteprês Bibliothek, aus deren Bestand Joseph seinen »Lesedienst« versieht (V, 919).
Nach Wiedemann, bei dem TM den Titel vermutlich fand, handelt es sich um verselbständigte Teile des ägyptischen Totenbuchs (Wiedemann, 395 f.).
Letzte Änderung: 14.04.2015 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Letzte Änderung: 03.10.2008 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Byblos Gebal