Lexikon zu »Joseph und seine Brüder« (1933-43)
Abgeschlossene Einträge: 490 | Letzte Änderung: 21.07.2018
Dagon
Die nahe der Mittelmeerküste gelegene Stadt Asdod ist das Haus »Dagons, des Fischgottes« (IV, 695), dem auch das benachbarte Askalun ein Heiligtum gewidmet hat (IV, 699). Askaluns Hauptgöttin ist aber Derketo (ebd.).
Nach Jeremias I (417) ist Dagon (Dagan) ein ursprünglich kanaanäischer Gottesname, den die Philister für ihren höchsten Gott übernommen haben. Er hat Fischgestalt oder halb Menschen-, halb Fischgestalt (ebd.). – Ähnliches wird über Derketo berichtet, die mit Dagon vermutlich nah verwandt oder gleichzusetzen ist. – Vgl. auch Meissner (II, 8).
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Damaschki (Damask, Dimaschki, Damaskus)
Die »Oase Damaskus«, an der »großen Karawanenstraße« (V, 1604) gelegen, die das nördliche Mesopotamien mit Kanaan und Ägypten verbindet, ist nach Überzeugung der »syrische[n] Wüstenbewohner« das Paradies selbst, »denn Himmlischeres könne man nicht erträumen, als wie sie gebettet sei zwischen königlichem Gebirg und Wiesenseen in Obstwald und lieblich bewässerte Gärten, wimmelnd von allerlei Volk und voll üppigen Austausches«. Der junge Joseph muss über diese Vorstellung lächeln (IV, 35).
Nach Eliezers Überzeugung »hatte Abraham die Stadt Dimaschki gegründet und war ihr Urkönig gewesen«, eine in den Augen des Erzählers »licht schimmernde Aussage«, da doch Städte »nicht von Menschen gegründet zu werden« und Urkönige »nicht Menschenantlitz [...] zu tragen« pflegten (IV, 438).
Abraham befreite Lot aus der Hand der »Räuberkönige« aus Osten und trieb sie bis über Damaschki (IV, 103, 422, 436; V, 1453; vgl. Genesis 14,15).
Abrahams ältester Knecht, der auch schon Eliezer hieß, wurde »aller Wahrscheinlichkeit nach« in Damaschki geboren »während des Aufenthaltes der Abrahamsleute an diesem blühenden Ort« (IV, 420; vgl. auch IV, 116, 121). Entsprechendes vermutet Jaakob hinsichtlich seines Eliezer (IV, 645; vgl. auch 1775).
Auf seiner Reise nach Charran sieht Jaakob »Dimaschki in Obstwald und Zaubergärten« liegen. Zugleich erreicht er hier den »Westpunkt der Wende«, von dem aus es »in der Welt Höllenunterstes ging«, in die Wüste, die er »mit Furcht und Abscheu« erblickt (IV, 221).
Viele Einrichtungsgegenstände in Potiphars Haus stammen aus Kanaan und Syrien, darunter goldene Prunkgefäße, die in Damaskus und Sidon hergestellt wurden (IV, 834). Das »war die Freigeisterei von Leuten, die das elende Ausland nicht selbst besiegt und unterworfen hatten, sondern das durch Frühere hatten besorgen lassen und sich nun erlaubten, es fein zu finden« (IV, 833).
Vgl. Übersichtskarte. – Die Vorstellung von Abraham als Gründer der Stadt hat TM wohl von Braun (I, 277) übernommen.
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Damasek (Damasek-Eliezer, Eliezer)
Der ältere der beiden Söhne von Eliezer, Jaakobs Hausvogt und ›Ältestem Knecht‹. Mit seinem Namen verhält es sich ähnlich wie mit dem seines Vaters: Einen Eliezer hatte es »an den Höfen von Abrahams geistlichem Familienstamm« immer gegeben, »und regelmäßig hatte das Familienhaupt ihm selbst ein Weib gegeben, von dem er zwei Söhne, nämlich Damasek und Elinos, hatte« (IV, 421 f.; vgl. auch IV, 121 f.).
Den ältesten Sohn des ›Ur-Eliezer‹ hatte Abraham, da er lange kinderlos blieb, sogar »ursprünglich als seinen Erben betrachten müssen, bis zuerst Ismael, danach aber Jizchak, der wahrhafte Sohn, geboren worden waren« (IV, 420 f.).
Der Älteste von Jaakobs Eliezer übernimmt nach dessen Tod die Rolle des Vaters und heißt von da an nicht mehr Damasek, sondern Eliezer (V, 1610, 1643). Im Auftrag des sterbenden Jaakob ruft er die Söhne mit genau von Jaakob vorgeschriebenen Worten zur Segnung aus den umliegenden Zelten und Orten herbei und läuft dabei »nach allen Richtungen, so schnell, daß es schien, als springe die Erde ihm entgegen« (V, 1788), gerade so, wie einst Eliezer bei der Brautfahrt zur Werbung für Isaak die Erde entgegengesprungen war (vgl. IV, 122).
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Damask, Damaskus Damaschki
Damu
Einer der auf Tammuz verweisenden Kosenamen, die Jaakob seinem Lieblingssohn gibt: »Er nannte ihn Damu, ›Kindlein‹, und Dumuzi, ›Wahrhafter Sohn‹, wie die Leute von Sinear den Tammuz nannten« (IV, 120). In den von Joseph zitierten Klageliedern der Frauen beim Tammuz-Fest wird Tammuz ›Damu‹ genannt (IV, 450).
Band IV: 75, 120, 450, 636, 640. – Band V: 963, 1717.
Vgl. auch Dumuzi. – Nach Jeremias I (254) ist Damu »Name bez. Beiname des Tamuz, vielleicht Nebenform seiner Bezeichnung dumu ›Kind‹ in den Tamuz-Liedern«. – Vgl. die Lieder des Tammuz-Kultes bei Ungnad (231-239).
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Dan
Dan ist der vierte der zwölf Söhne Jaakobs und der erste, den Jaakob mit Bilha, Rahels Magd, zeugt (der zweite Bilha-Sohn ist Naphtali). Er kommt »nur wenige Wochen nach Lea’s Levi, im dritten Ehejahr« zur Welt (IV, 324; Genesis 30, 5 f.).
Dan geht »spitzbärtig ohne Schnurrbart«, seine »stechenden Augen lagen an der Wurzel der Krummnase nahe beisammen« (IV, 488). Das Spitze und Stechende prägt seinen Charakter: Er ist spitzfindig, und deshalb »taugt er zum Richter« (IV, 553), wozu ihn auch sein Sternbild, die Waage, bestimmt (V, 1792). Aus »frommer Treue gegen dies Bild« (IV, 514) übt er seine Spitzfindigkeit, wo immer sich Gelegenheit bietet (IV, 514), auch wenn er sich dabei manchmal verheddert (z. B. IV, 553).
Aber er ist auch »ein anschlägiger und tückischer Junge« (IV, 157), wird deshalb »Schlange und Otter genannt« (IV, 488 u.ö.). Der Blick seiner stechenden Augen ist ein »Schlangenblick« (V, 1607) und sein Sternbild, »des Rechtes und Richtens Gleichnis«, ist von der »stechende[n] Hornnatter« mitbestimmt (V, 1796).
Mit diesen Eigenschaften hilft Dan den Brüdern mehrfach aus der Verlegenheit. Von ihm (nicht von Ruben, vgl. Genesis 37, 22) kommt der Vorschlag, den zerschundenen Joseph in die Grube zu werfen. Auch der Gedanke, dem Vater zu sagen, ein »reißend Tier« habe den Bruder gefressen (IV, 561), und einen Fetzen seines zerrissenen Kleides mit dem Blut eines Herdentiers zu tränken (IV, 570), um dann solches Beweisstück für den sicheren Tod des Lieblings durch Fremde vor den Vater bringen zu lassen (IV, 626), schreibt der Erzähler ihm zu.
Ebenso regelt Dan die Übermittlung der umgekehrten Kunde, die Lösung der schwierigen Aufgabe, dem Vater beizubringen, dass Joseph lebt, »ohne daß es ihn streckte«. Dabei erweist Dan sich gar als Kunstkenner: »›Serach, die soll's ihm stecken auf ihre Art, daß ihm die Wahrheit erscheint in Liedesgestalt, was immer die schonendste Art ist, sie zu erfahren, ob sie bitter ist oder selig, oder gar beides.‹« (V, 1704)
Als die Midianiter, die Joseph aus der Grube ziehen, die Brüder mit dem Geretteten konfrontieren, sieht Dan abermals Gelegenheit, »sich als Schlange und Otter zu bewähren«, indem er Joseph als Sklaven und »Niemandssohn« ausgibt, als »Kleinknecht unterster Sorte« und »Hundejunge[n], den wir strafen mußten wegen Diebstahls im Rückfall, Lüge, Lästerung, Raufsucht, Halsstarrigkeit, Hurerei und gehäufter Sittenverletzung« (IV, 607). Dass er damit den Verkaufspreis des ›Sklaven‹ drückt, »wie ein verdrießlicher Rippenstoß Juda's ihn gleich hatte belehren wollen« (IV, 608), zeigt die Grenzen seiner Spitzfindigkeit: Sie »war nur eine geringere Sohnesabzweigung der höheren des Alten«, Jaakobs nämlich (V, 1733).
Der Vatersegen des sterbenden Jaakob ist kein rechter Segen, eher eine Summe des Charakterbilds: »Dan führte die Waage und richtete mit Scharfsinn. So spitzfindig war er von Geist und Zunge, daß er stach und gleich einer Natter war. Dieser Sohn gab Jaakob Gelegenheit, mit erhobenem Finger eine kleine tierkundliche Belehrung für die Anwesenden einfließen zu lassen: Im Anfang, als Gott im Schaffen war, hatte er den Igel mit der Eidechse gekreuzt, so ward die Otterschlange. Dan war eine Otterschlange. Eine Schlange war er am Wege und eine Hornnatter am Steige, nicht leicht gewahr zu werden im Sande und äußerst tückisch. In ihm nahm das Heldische die Form der Tücke an. Des Feindes Roß stach er in die Ferse, daß der Reiter rücklings fiel. So Dan, von Bilha« (V, 1801; Genesis 49, 16 f.).
Band IV: 157, 177, 316, 324, 442, 484, 487 f., 492, 505, 508, 514, 550, 553 f., 561 f., 570-572, 580, 602, 607-609, 611, 623 f., 626 f., 658.
Band V: 1520, 1547, 1590, 1607 f., 1613, 1620, 1674, 1688, 1703 f., 1733, 1796, 1801.
Vgl. Übersicht zur biblischen Genealogie und Karte der Stammesgebiete Israels. – Die Reihenfolge der Söhne weicht von der üblichen Zählung ab: Gewöhnlich wird Juda als vierter und Dan als fünfter Sohn Jakobs betrachtet; TM vertauscht die Positionen Dans und Judas.
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Dattelpalme
Dattelpalmen sind an allen Schauplätzen des Romans präsent, sei es mit ihrer ›hochschwanken‹ Gestalt, ihren Stämmen, die »die geschuppten Schwänze von Drachen nachahmten« (IV, 220) oder ihren »Wedelkronen« (IV, 737), sei es mit ihren zahlreichen Erzeugnissen, den Früchten selbst (IV, 300, 329, 850 u.ö.), dem Dattelhonig (IV, 168) oder dem Dattelwein (IV, 300, 471; V, 1808).
Von den Datteln, so erklärt Jaakob seinem Schwiegervater Laban, habe er nicht nur »das Fleisch, den Saft und die Kerne« der Früchte, sondern zudem »auch Palmmark davon als Zukost, die Blätter zu Flechtwerk, die Rippen zu allerlei Hausrat, den Bast zu Seilen und Webwerk und das Holz zum Bauen« (IV, 260).
Wie Salomo (Hoheslied 7,8) macht der verliebte Jaakob seiner Braut Rahel Komplimente, indem er ihre Brüste mit Datteltrauben vergleicht (IV, 277).
In Peteprês Garten stehen neben Dornakazien, Dumpalmen, Sykomoren, Feigen-, Granat- und Perseabäumen auch zahlreiche Dattelpalmen. Es gibt sogar einen eigenen Palmengarten (IV, 880), und Potiphar, der sich oft in seinem Garten ergeht, hängt besonders an diesem Palmengarten und lässt sich dort öfters ein ›Ruhebett‹ aufstellen, »um im Schatten der leise rauschenden Kronenschöpfe seinem Vorleser zuzuhören oder einen Bericht der Schreiber entgegenzunehmen« (IV, 881).
Die Liebe des Hausherrn zu seinem Garten macht Gottliebchen sich zunutze, um Joseph seinem Wunsch nach einem Zusammentreffen mit Peteprê näherzubringen (IV, 878-880): Er überredet den Vorsteher des Gartens Chun-Anup dazu, Joseph als Gärtner einzusetzen, und Chun-Anup gibt ihm Arbeit im Palmengarten (IV, 880). Ihm fällt die Aufgabe zu, die weiblichen Blüten der (zweihäusigen) Dattelpalmen zu bestäuben. Die Arbeit bedarf »des Klettermutes und der Freiheit von Schwindel«, denn Joseph muss sich mit Hilfe eines »besonderen Polsterstrickes, der zugleich um den eigenen Leib und um den der Palme geschlungen ist« in die Baumkronen hinaufarbeiten (IV, 881 f.).
Die neue Aufgabe ruft ihm »auf nachdenklich-schmerzliche Art ein teures und schrecklich verlorenes Besitztum seines vorigen Lebens« in Erinnerung: »den Schleier, das bunte Kleid, sein und seiner Mutter Ketônet passîm«. Denn unter deren Bildstickereien hatte es auch ein Bild zweier bärtiger Engel (Cheruben) gegeben, die einen »heiligen Baum« befruchten (vgl. IV, 482). »Josephs Arbeit nun war die jener Genien« (IV, 881). Bei dieser Arbeit trifft er, wie von Gottliebchen erhofft, mit Potiphar zusammen und weiß dem von seinen Eltern früh Entmannten gute Worte zu geben von der Erhabenheit der ›Jungfräulichen‹ über die ›Zerrissenheit‹ der Geschlechter« (IV, 888 f.). – Ein weiteres mit dem Dattelbaum verbundenes Motiv der Ketônet passîm ist das der Baumgöttin: Am oberen Teil des Gewandes erkennt Joseph, als er das ›bunte Kleid‹ zum ersten Mal sieht, eine »Dattelpalme, aus der eine Göttin die Arme streckt mit Speise und Trank« (IV, 482; vgl. Abbildung bei Ketônet passîm).
Über die wirtschaftliche und mythische Bedeutung der Dattelpalme in Mesopotamien, Kanaan und Ägypten fand TM Material bei Meissner (I, 205, 223 u.ö.), Jeremias I (78-80) und Erman/Ranke (18, 209, 229, 540). Die Beschreibung von Josephs Klettertechnik stützt sich auf Meissner (I, 205).
Abb.: (1) Phoenix dactylifera (Dattelpalme) aus Meyers Konversationslexikon (4. Auflage 1885-1892), Bd. 11, nach S. 988 (Tafel ›Nahrungspflanzen II‹). – (2) Befruchtende Genien auf einer (auf einem Relief dargestellten) assyrischen Gewandstickerei aus Nimrud.
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Deben
Die ägyptische Gewichtseinheit spielt bei Josephs Verkauf an Potiphar eine Rolle: »Zweihundert Deben Kupfers, so muß man den Wert des Dieners schätzen nach seinen außergewöhnlichen Eigenschaften«, meint der alte Midianiter und mildert den gepfefferten Preis ab, indem er Wein aus Chazati (Gaza) und Askalunzwiebeln als »Dreingabe und Zuwaage der Freundschaft« drauflegt (IV, 803). Schließlich geht Joseph für ein »Kupfergewicht zwischen einhundertfünfzig und -sechzig Deben« in Potiphars Besitz über (IV, 813).
Der Preis bezeichnet den Tauschwert: Der alte Midianiter bekommt einen jungen Stier im Wert von 120 Kupferdeben, und die übrigen 30-50 Deben werden mit allerlei Hausrat und Handelsgütern aufgewogen, bis »die vom Pavian bewachte Waage in heiligem Gleichstande schwebte« (IV, 813).
Beim zweiten Wiedersehen mit den Brüdern in Ägypten schenkt Joseph seinem jüngsten Bruder Benjamin 300 Silberdeben (V, 1697).
Das Deben entspricht 91 Gramm. Als Zahlungsmittel ist es gewöhnlich aus Kupfer. TM stützt sich hier auf Erman/Ranke (590 f.) und Wiedemann (310 f., 415). Die Veranschlagung des jungen Stiers mit 120 Deben (IV, 813) folgt den Rechenbeispielen bei Erman/Ranke (591).
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Debir Kirjath Sefer
Dendera
Stadt am großen Knie des Nil nördlich von Theben mit dem Hauptheiligtum der Hathor. Wegen des hier besonders ausschweifend gefeierten großen ›Bierfestes‹ wird Dendera auch »Sitz der Trunkenheit« genannt (V, 967). – In der Nähe, »gegen Dendera zu und das Haus der Hathor«, auf einer Insel im Fluss, liegen auch Potiphars Ländereien, »die Pharao ihm aus Liebe geschenkt hatte« (V, 931).
Vgl. Karte von Ägypten. – Nach Wiedemann (308), auf den TM sich hier wohl stützt, wurde bei Festen in Dendera »so viel getrunken, daß die Stadt den Namen ›Sitz der Trunkenheit‹ gewann und die Ortsgöttin Hathor als Herrin der Trunkenheit galt«. – Nach Erman (369) ist »Stätte der Trunkenheit« ein Beiname des Hathor-Tempels in Dendera.
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Derketo
Hauptgöttin von Askalun, wohl nah verwandt mit Dagon, dem Stadtgott von Asdod, dem auch Askalun ein wenn auch »vierschrötige[s]« Heiligtum geweiht hat (IV, 699).
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Dimaschki Damaschki
Dina
Einzige Tochter Jaakobs und Leas. Abweichend von der biblischen Überlieferung datiert der Erzähler ihre Geburt vor die der beiden letzten Lea-Söhne Issakhar und Sebulun, weil sie, wenn die biblische Überlieferung zuträfe, »zur Zeit ihres Unglücks körperlich noch gar nicht reif für dieses, sondern ein Kind gewesen wäre« (IV, 152).
Die Rede ist von den Geschehnissen, die sich vier Jahre nach Jaakobs Rückkehr nach Kanaan und seiner Niederlassung vor den Toren Schekems ereignen (vgl. Genesis 34): Bei einem Weinfest verliebt sich Sichem, der Sohn des Stadtfürsten Hemor, in Jaakobs Tochter, die zwar, wie alle Lea-Kinder, nicht schön ist, von deren Jugend aber ein besonderer Reiz ausgeht, »süß, zäh, gleichsam Fäden ziehend wie Dattelhonig, und dem Sichem erging es vom Anschauen alsbald wie der Fliege an der bestrichenen Tüte: er zog die klebenden Beinchen, um zu sehen, ob er hätte loskommen können, wenn er gewollt hätte« (IV, 168).
Dina hat ein »dunkles Frätzchen«, schwarzes Haar, »lange finster-süße Augen von klebrigem Schwarz«, die zum Schielen neigen, eine »breitnüstrige Nase«, einen »ebenfalls breiten, rot aufgehöhten, schmerzlich verzerrten Mund und fast überhaupt kein Kinn.« Ihre schmalen Schultern, ihre »dunklen Füßchen mit kupfernen Knöchelspangen« und ihre »kleinen, goldbraunen Hände mit geschminkten Nägeln« bringen den Burgsohn augenblicklich um den Verstand (IV, 168 f.).
Sichem bittet seinen Vater Hemor, für ihn um Dinas Hand anzuhalten (IV, 169). Jaakob überlässt die Angelegenheit weitgehend seinen ältesten Söhnen, die hier eine Chance wittern, ihre schon gleich bei der Ankunft in Schekem gehegten Raubpläne zu verwirklichen. Sie fordern von Sichem, dass er sich beschneiden lasse (IV, 171). Nachdem Sichem die Forderung erfüllt hat und die Brüder ihm die Schwester dennoch verweigern, entführt er Dina in seinen Harem (IV, 173), schreibt aber nach einigen Tagen einen höflichen Brief, in dem er nochmals um Dinas Hand anhält (IV, 176 f.).
Nun fordern die Brüder, dass alle männlichen Einwohner der Stadt sich beschneiden lassen (IV, 178), und als auch diese Bedingung »ohne Besinnen angenommen« wird (IV, 179), fallen die Brüder über die Stadt und ihre von der Beschneidung geschwächten Männer her, metzeln sie nieder und plündern die Stadt.
Die zurückeroberte Schwester ist schwanger. Ihr Kind wird »nach der Männer Beschluß« ausgesetzt (IV, 184). Dina selbst »kümmerte hin und verschrumpfte weit vor der Zeit« (ebd.), ein Schicksal, das durch die Ereignisse nur befördert, nicht verursacht wurde. Denn Dina »war ein rechtes Kind der mesopotamischen Steppe, welcher ein früh ausbrechender und überschwenglich blütenreicher Frühling gegeben ist, dem kein lebendiger Sommer folgt« (IV, 153).
Jaakob liebt die Tochter, »wie er ein Kind der Unrechten nur zu lieben vermochte, versteckte sie vor Esau in einer Totenlade und trug, als die Zeit kam, schweres Herzeleid um sie« (IV, 153).
Manche »Lehrer und Ausdeuter« behaupten, dass Asnath, Josephs Frau, gar nicht die Tochter des Sonnenpriesters von On sei, sondern ein Findelkind, nämlich »das ausgesetzte und in einem Korbe angeschwemmte Kind von Jaakobs einst verstoßener Tochter Dina«. Der Erzähler hält das für eine »Interpolation und fromme Finte« (V, 1519).
Band IV: 146, 152-184, 246, 334, 361, 376, 379 f., 404, 498, 549. – Band V: 1519.
Vorbild für die Beschreibung der äußeren Erscheinung Dinas war vermutlich das Bild »Beduinenmädchen« von Hans Schöllhorn, vgl. die Abbildung bei Wysling (194) und Kurzke (39). – Die Sage von Dinas Tochter Asnath fand TM in mehreren Varianten bei Gorion III (63-65, 236 f., 237-240).
Letzte Änderung: 07.11.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Djanet (Zo'an)
Stadt im Nildelta, etwas nordöstlich von Djedet. Der Brief des »Handelsfreundes zu Gilead überm Jordan«, mit dem der alte Midianiter die Feste Zel passieren zu können hofft, ist an einen »Handelsfreund in Djanet« gerichtet (IV, 710, 717). Nach Aussage des Alten wurde Djanet »sieben Jahre nach Hebron« erbaut (IV, 710), und das will etwas heißen, denn wenn man Jaakob glauben darf, ist Hebron 2300 Jahre alt (V, 1756).
Vgl. Karte von Ägypten. – Djanet (griech. Tanis) war in der 21. Dynastie zeitweise Hauptstadt. Die Relationierung mit der Gründung Hebrons folgt Numeri 13,22.
Letzte Änderung: 06.09.2010 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Djedet (Mendes)
Stadt und Gau im Nildelta, im »Land Uto's, der Schlange, und des siebenarmig gespaltenen Stromes« (V, 1304). Hier liegt die Inselfestung Zawi-Rê, in die Joseph nach Potiphars Urteilsspruch verbannt wird (V, 1274).
Für Joseph ist der »greuliche Bocksgau« (V, 1293) Inbegriff der religiösen und kulturellen Rückständigkeit, denn in Djedet wird ein Schafbock namens Bindidi als ›lebende Wiederholung‹ des Reichsgottes Amun verehrt und mit einem unterweltlichen Ritus, dem ›Bespringungsfest‹, gefeiert (IV, 687 f.). Nach Djedet »ging jedes Jahr von nah und fern ein ganz ähnlicher Volksausflug, noch fröhlicher sogar als der nach Per-Bastet, weil Bindidi, der Bock, derb und geil wie er war, dem Volkesgemüte noch näher stand als die Kätzin und sich in seinem Feste öffentlich mit einer Jungfrau des Landes vermischte« (V, 966). Für Joseph ist dieser Brauch »ein Greuel vor Gott und ein Unflat« (IV, 688).
Vgl. Karte von Ägypten. – Djedet war die Hauptstadt des 16. unterägyptischen Gaus (Fischgau). – Die sodomitische Geschichte von Bindidi hat TM von Mereschkowskij (45); auch bei Wiedemann (102) ist davon die Rede. Sie beruht, wie Assmann II (92-97) betont, auf Fehldeutungen seines Gewährsmannes Herodot (94).
Letzte Änderung: 13.04.2009 | Seitenanfang / Lexikon | Zurück
Djehuti Thot
Dornakazie
In Potiphars Garten wachsen neben Dattel- und Dumpalmen, Sykomoren, Feigen-, Granat- und Perseabäumen auch Dornakazien, die über die das Anwesen umschließende Ringmauer hinausragen (IV, 779).
Die Bezeichnung hat TM vermutlich bei Wiedemann (215, 274) gefunden. Es handelt sich dabei um die in den Papyri auch als ›Stachelbaum‹ gelesene ›Acacia nilotica‹ (Wiedemann 339, Anm. 3), deren Holz im alten Ägypten unter anderem für den Schiffbau benutzt wurde, weil es im Wasser nicht fault (Bärbel Kramer: Akanthus oder Akazie? Bemerkungen zu Bäumen. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 97, 1993, 131–144, hier S. 134). – Abbildungen des Baumes finden sich in dem elektronischen Führer West African plants – A Photo Guide des Forschungsinstituts Senckenberg (Frankfurt am Main).
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Dotan
Die Ortschaft liegt auf einem grünen Hügel (IV, 547) am Handelsweg von Damaskus nach Ägypten, eine Tagesreise von Schekem (IV, 538) und fünf Tagesreisen vom Hain Mamre bei Hebron, Jaakobs Stammsitz, entfernt (IV, 553, 598). Auf seiner Fahrt zu den Brüdern erfährt Joseph von dem Mann auf dem Felde, dass die Brüder ihre Herden von den gewohnten Weideplätzen bei Schekem ins Tal von Dotan getrieben haben (IV, 537), und lässt sich von dem sonderbaren Fremden dorthin führen (IV, 537-547).
Der Brunnen, in den ihn die Brüder kurz darauf befördern, liegt also im Tal zu Dotan, wo es »nach erwärmten Kräutern, nach Fenchel, Thymian und anderen Aromen des Feldes« duftet. Die Karawane der Midianiter, die ihn drei Tage später wieder aus seiner »Grube« herausziehen, ist auf dem Weg zu dem Ort, »um zu sehen, ob die Leute von Dotan etwa ein Marktfest hielten und es etwas zu handeln gäbe« (IV, 588).
Unter dem Vorwand, »Produkte der Wirtschaft gegen Brotfrucht und auch gegen einigen Würzwein« eintauschen zu wollen (IV, 597), reitet Ruben mit einem »starken Esel« nach Dotan, um sich das nötige Werkzeug für Josephs Rettung zu besorgen und dann »im Schutz der Dunkelheit mit ihm [zu] fliehen fünf Tage weit, nach Hebron, zum Vater« (IV, 598). Die Midianiter kommen ihm zuvor.
Aus Dotan kommen auch die Männer, die die Brüder nach dem Vorschlag Dans mit dem von Schafsblut gefärbten Fetzen des Bilderkleides zum Vater vorausschicken mit der Kunde, ein Tier habe Joseph zerrissen. Es sind »armselige Leute, die, ihrer zwei, es gegen ein Quantum Wolle und Dickmilch stumpfen Sinns übernommen hatten, die Finder zu spielen«, und sich »nach Hersagung ihres Lügensprüchleins sogleich wieder aus dem Staube gemacht (hatten), ohne die Wirkung abzuwarten« (IV, 631).
Zu Josephs Aufführung und Ausschmückung der »Festgeschichte« (V, 1648) des Wiedersehens mit den Brüdern in Ägypten gehört auch seine »streng sachlich[e]« Frage nach der Reiseroute und scheinbar zufällige, aber durchaus überflüssige Erwähnung Dotans bei der ersten Begegnung (V, 1604).
Vgl. Karte von Kanaan.
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Dreifaltigkeit Elohim
Dudaim Alraune
Dûdu
Potiphars »Kleiderwart« und »Vorsteher der Schmuckkästen« ist einer der beiden »Kleinwüchsigen« im Hauswesen des Wedelträgers, sein Pendant und Gegenspieler ist Gottliebchen. Dûdu ist mit Zeset verheiratet, einer »Ausgedehnten« (IV, 786), d.h. normalwüchsigen Frau, worauf er sich sehr viel zugutehält, weshalb Potiphars Dienerschaft und insbesondere der Erzähler selbst seinen Namen häufig mit dem ironischen Zusatz »Gatte der Zeset« versehen (IV, 788 u.ö.). Mit Zeset hat er zwei Kinder, Esesi und Ebebi, die ebenfalls normalwüchsig und sein ganzer Stolz sind. Dûdu ist entschieden auf seine Würde bedacht, der er durch eine möglichst gravitätische Körperhaltung und Mimik Ausdruck zu geben sucht. Er geht »in aufrechter, sogar etwas hintübergelehnter Haltung« und »mit den Stummelärmchen rudernd, wobei er die Handflächen nach hinten kehrte« (IV, 784). Wenn er spricht, pflegt er zum Zeichen dieser Würde die Unterlippe einzuziehen, »so daß die obere darüber stand wie ein Dach« (IV, 787).
Bei der Ankunft der midianitischen Karawane auf dem Hof von Potiphars Anwesen kommt er sofort »bemüht verständigen Ganges heran« und erkundigt sich wichtigtuerisch, wer den Händlern Einlass gewährt habe. Er drückt die Stimme »möglichst tief hinab, wobei er das Kinn auf die Brust senkte und die Unterlippe einwärts über die Zähne zog« (IV, 784). Mit dem ebenfalls herbeieilenden Gottliebchen gerät er sogleich in einen Zank, und das umstehende »Hofvolk lachte laut über die zankenden Männlein, deren wechselseitige Abneigung ihnen allen eine vertraute Quelle der Lustbarkeit zu sein schien, und trieb sie mit Dreinrufen recht zum Keifen an« (IV, 788). Auch an Joseph scheiden sich die Geister der beiden Zwerge: Während Gottliebchen bei seinem Anblick sofort bezaubert ist, erweist Dûdu sich vom ersten Moment an als Josephs Gegner und sucht den Hausmeier Mont-kaw daran zu hindern, Joseph zu kaufen.
Dûdu ist ein »grundsatzfrommer Zwerg«, ein »Anhänger und Verteidiger des heilig Althergebrachten und der Überlieferungsstrenge« (IV, 831), nach deren Regeln ein hergelaufener »Amu-Knabe« wie Joseph eigentlich »zur Fron auf des Ägypters Ländereien hinausgeschickt« gehörte (IV, 829). Auch deshalb beobachtet der »Würdebold« Josephs raschen Aufstieg in Potiphars Haus voller Missgunst, und obwohl Joseph ihn durch »sorgfältigste Artigkeit« zu gewinnen sucht und es »peinlich vermied, im mindesten seine Grenzsteine zu verletzen« (V, 942), bleibt er sein erklärter Feind. Er versucht alles, um ihn aus dem Hausdienst in die »Feldfron« zu drängen, stets beobachtet und belauscht von Gottliebchen, der Joseph über seine Machenschaften auf dem Laufenden hält. Da Dûdu weder bei seinem Herrn noch bei Mont-kaw etwas ausrichten kann, denn Potiphar kann den »überheblichen Ehezwerg« ebenso wenig leiden (V, 943; 979 f.) wie Mont-kaw (IV, 837), schwärzt er Joseph bei Mut-em-enet an (V, 945, 949-951), erreicht damit aber nur, dass Mut-em-enet auf den schönen Jüngling aufmerksam wird, was Joseph »nicht vollständig unlieb« ist (V, 954). Zwar lässt sie sich herbei, die Sache mit dem Oberpriester Beknechons zu erörtern (V, 955-958), aber der Vorstoß verläuft im Sande (V, 981), und Mut-em-enets Aufmerksamkeit für Joseph, die Dûdu mit seinen fortgesetzten Klagen über den »Chabirengauch« (V, 949) immer neu schürt (V, 959), wandelt sich mehr und mehr in ein erotisch gefärbtes Interesse (V, 959) und mündet schließlich in schmerzliche Verliebtheit (V, 981).
Nun wechselt Dûdu seine Strategie. Tückisch macht er sich die Verliebtheit seiner Herrin zunutze, um sie in den Ehebruch zu treiben und damit Joseph zu Fall zu bringen: Er verändert – »nicht allzu jäh, sondern allmählich« (V, 1069) – sein Verhalten gegen beide, begegnet Joseph mit ausgesuchter Freundlichkeit und befeuert Mut-em-enets Schwäche, indem er »den Jüngling vor ihr rühmte und pries« (V, 981). Schließlich übernimmt er die Rolle eines Postillon d’amour: »als arger Gönner und Postillon verderblicher Wechselneigung begann der Zwerg hin- und herzugehen zwischen Joseph und Mut-em-enet« (V, 1064).
Schließlich glaubt er die Zeit reif für Josephs Sturz. Er hinterbringt Potiphar die Kunde von Mut-em-enets Schwäche für Joseph, die er mit drastischen Lügen garniert, indem er den Ehebruch als vollzogen hinstellt und behauptet, das ehebrecherische Paar trachte dem gehörnten Ehemann nach dem Leben. Aber Peteprê durchschaut seine üblen Absichten und verprügelt ihn mit seinem »goldgelederten Rundstab« so kräftig, dass Dûdu »wie ein Ferkel kreischte« (V, 1200).
Als Mut-em-enet Joseph zuletzt vor Potiphar verklagt (V, 1266 ff.), glaubt Dûdu seine Stunde schließlich doch noch gekommen (V, 1270). Aber Peteprê nennt ihn einen »Verräter«, der »dem gierigen Übel Einlaß verschafft und ihm die Wege gewiesen« habe (V, 1271). Er verfügt, dass ihm die halbe Zunge herausgeschnitten werde. Seinen Posten als »Kleiderwart« und »Vorsteher der Schmuckkästen« überträgt er Gottliebchen (V, 1272).
Nach Erman/Ranke gehörten Zwerge »zu den Belustigungen der Vornehmen«; ihnen war »wohl die besondere Obhut über die Kleidung und die Schmucksachen der Herren anvertraut« (292 f.). – Die auffallende Ähnlichkeit der beiden Zwerge mit Alberich und Mime aus Wagners »Ring des Nibelungen« ist kein Zufall, sie findet ihre Bestätigung in einer Bemerkung TMs in einem Brief an Jonas Lesser vom 21.3.1946: Die Zankszene zwischen Dûdu und Gottliebchen gehöre »in den Zusammenhang Ihres [Lessers] Vergleiches des Joseph mit dem ›Ring des Nibelungen‹, denn sie erinnert ja entschieden an das zankende Zusammentreffen von Mime und Alberich« (Selbstkommentare, 299). – Die Abbildungen zeigen zwei Vorlagen für die Gestaltung der Figur: (1) Kalksteinstatue des Zwergs Khnumhotep aus Sakkara (Ägyptisches Museum Kairo). – (2) Der Zwerg Seneb mit seiner Familie (Ägyptisches Museum Kairo).
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Dumpalme
Dumpalmen sieht Joseph gleich nach seinem »Eintritt in Scheol« in den Dörfern im Land Gosen. Unter ihren fächerartigen Blättern »spiegelten Dörfer sich mit den Lehmkegeln ihrer Vorratshäuser in grünlichen Ententeichen – nicht anders zu sehen als Dörfer der Heimat und gerade kein Augenlohn für eine Reise von mehr als sieben mal siebzehn Tagen« (IV, 720 f.).
In Peteprês Garten wachsen neben Dornakazien, Dattelpalmen, Sykomoren, Feigen-, Granat- und Perseabäumen auch zahlreiche Dumpalmen (IV, 852).
Nach TMs Gewährsmann Erman/Ranke war die »Dumpalme mit ihren großen Nüssen« (18) im alten Ägypten ein sehr beliebter Gartenbaum (209) und hat auch als Holzlieferantin eine Rolle gespielt, allerdings wie die Dattelpalme »nur lange, meist krumme Balken« hergegeben (540). Wiedemann verortet »die sich verästelnde Dûmpalme (Crucifera aegyptiaca)« vorwiegend in Oberägypten und gibt an, dass ihre Früchte, »deren harte Schale einen kuchenartigen Geschmack besitzt«, sehr häufig als Grabbeigabe gefunden wurden. Der Baum selbst habe in Dendera als heilig gegolten (275).
Der von Wiedemann verwendete botanische Name ›Crucifera aegyptiaca‹ ist nicht (mehr) üblich. Die Dumpalme (auch Doum- oder Doompalme) firmiert heute unter dem Namen ›Hyphaene thebaica‹. Meyers Konversationslexikon (4. Auflage 1885-1892) beschreibt sie folgendermaßen: »Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit geringeltem, fast immer dichotom verzweigtem Stamm, endständigen, fächerförmigen Blättern, diözistischen Blüten und in großen Büscheln stehenden Früchten mit faseriger Umhüllung und holzigem Steinkern. Die Gattung ist über ganz Afrika mit Ausnahme des Kaplandes und über manche Teile Arabiens verbreitet.« (Band 8, S. 852).
Abb.: Hyphaene thebaica (Doompalme) aus Meyers Konversationslexikon (4. Auflage 1885-1892), Bd. 12, n. S. 637 (Tafel ›Palmen II‹). – Fotografien finden sich in dem elektronischen Führer West African plants – A Photo Guide des Forschungsinstituts Senckenberg (Frankfurt am Main) und bei Wikimedia Commons.
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Dumuzi, Dumuzi-Absu
Der uralte Name »einer amtlich kaum noch recht anerkannten, im Volke aber beliebt gebliebenen Jünglingsgottheit« ist der erste und meistgebrauchte Kosename, den Jaakob seinem Lieblingssohn, noch bevor er geboren ist, gibt: »Dumuzi, echter Sohn« (IV, 335). Das ist der sumerische Name des Tammuz. Als ›Sohn der Rechten‹ ist Joseph der ›wahrhafte Sohn‹ (IV, 120).
Jaakob nennt ihn auch, nach einer noch älteren Namens- und Erscheinungsform des Gottes (s.u.), »Dumuzi-Absu, des Abgrundes rechter Sohn« (IV, 348; V, 1682), und Joseph selbst erklärt seinem kleinen Bruder Benjamin: »aus demselben Abgrunde kamen wir beide, der da heißt ›Absu‹, uns aber heißt er Mami, die Süße, um die Jaakob diente« (IV, 445). Im Zusammenhang des Tammuz-Mythos gewinnt das sumerische Wort Absu hier vegetationsmythologischen Doppelsinn (der Erdenschoß, in den das Korn gesenkt wird, ist dem Mutterschoß gleichgesetzt) und spielt damit zugleich auf Tod und Unterwelt an: auf die Saatzeit, die »Trauerzeit« ist, weil in ihr Tammuz in die Unterwelt fährt (vgl. V, 1295). – Ebenfalls auf Tammuz bezieht sich Josephs Kosename Damu, ›Kindlein‹.
Vgl. auch Absu. – Nach Meissner (II, 24) ist »Dumuzi-abzu« der Name einer frühen Form des sumerischen Dumuzi und des babylonischen Tammuz; ob und wie der Namenszusatz ›abzu‹ mit dem Süßwasserozean und Ur-Gott Apsû zusammenhängt, sagt er nicht. – Mit der Übersetzung des Namens »Dumuzi-Absu« als ›Dumuzi, Sohn des Abgrundes‹ folgt TM wohl Mereschkowskij (202).
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Durra (Durrahirse, Mohrenhirse, Negerkorn)
Bei der von Dûdu eingefädelten Begegnung Josephs mit Mut-em-enet im Garten, räsonniert Joseph vor ihr über die Frage, ob er auf Peteprês Äckern mehr Durra als Gerste anbauen sollte, und lässt sich ausgiebig über die Vorteile des Getreides und die Unterschiede zwischen weißer und brauner Durra aus (vgl. V, 1101-1103). Er folgt damit dem ebenfalls von Dûdu übermittelten Wunsch der Herrin, von ihm mehr über die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Hauses zu erfahren (vgl. V, 1077), den die verliebte Mut als Vorwand nutzt, um Joseph häufiger zu sehen. Die Durra ist also – wie alle wirtschaftlichen Themen – ein »Lügengegenstand ihrer Gespräche« (V, 1107). Joseph weiß das, legt aber Wert darauf, »aus dem Vorgeschützten Eigentliches zu machen, ernstlich die Frau mit diesen Sachlichkeiten zu befassen und ihre redliche Anteilnahme, wenn auch allenfalls auf Grund ihrer Neigung für seine Person, dafür zu gewinnen« (V, 1107).
Durra oder Mohrenhirse (Sorghum bicolor) gehört zur Gattung der Sorghumhirsen und zu den bis heute meistangebauten Hirsearten.